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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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billiger Tätowierungen, die ihm ein Gefängniskünstler gegen Zigaretten gemacht hatte. Trotz seiner Vergangenheit ging Butch mit seiner Mutter und ihrem Rollstuhl liebevoll und sorgsam um. Er sprach leise mit ihr, während sie die Rampe passierten.
    Leon sah wartend zu, ehe er zur Rückseite des Transporters ging und die zweiflüglige Türe öffnete. Zusammen mit Butch hob er die Mutter vorsichtig hoch und setzte sie auf der Ladefläche ab. Butch schob sie bis zu der halbhohen Abtrennung, vor der die beiden Frontsitze im Boden verankert waren. Leon befestigte den Rollstuhl mit Packband, das jemand bei McBride im Wagen liegengelassen hatte, und als Inez sicher saß, stiegen ihre Söhne ein. Die Fahrt konnte beginnen. Innerhalb weniger Minuten waren sie wieder auf der Asphaltstraße und fuhren einer langen Nacht entgegen.
    Inez war zweiundsiebzig, dreifache Mutter, mindestens vierfache Großmutter, eine einsame, alte Frau mit nachlassender Gesundheit, die sich nicht erinnern konnte, wann es das Schicksal zuletzt gut mit ihr gemeint hatte. Obwohl sie sich selbst seit fast dreißig Jahren als alleinstehend betrachtete, war sie, zumindest soweit sie wusste, nie offiziell von dem miesen Kerl geschieden worden, der sie mit siebzehn praktisch vergewaltigt und mit achtzehn geheiratet hatte, dem Vater ihrer drei Söhne, der zum Glück recht schnell von der Bildfläche verschwunden war. Wenn sie hin und wieder betete, vergaß sie nie, die aufrichtige Bitte anzufügen, dass Ernie sich von ihr fernhalten möge und dort bleiben solle, wohin ihn sein erbärmliches Leben geführt habe, sofern dasselbe nicht schon auf irgendeine schmerzliche Weise geendet hatte. Davon träumte sie in Wahrheit, auch wenn sie den Herrn nicht zu bitten wagte, dafür Sorge zu tragen. Ernie war an allem schuld - an ihrem schlechten Gesundheitszustand, ihrer Armut, ihrem primitiven Leben, daran, dass sie in völliger Abgeschiedenheit lebte, keine Freunde hatte und von ihrer eigenen Familie verachtet wurde. Was sie ihm jedoch am meisten verübelte, war die verabscheuungswürdige Art und Weise, wie er seine Söhne behandelt hatte. Sie im Stich zu lassen, war eine Gnade gewesen nach den jahrelangen Misshandlungen.
    Als sie den Highway erreicht hatten, brauchten alle eine Zigarette. »Ob das McBride was ausmacht, wenn wir hier drin rauchen?«, fragte Butch. Er konsumierte drei Päckchen am Tag und nestelte schon die ganze Zeit an seiner Hosentasche herum.
    »Hier ist schon mal geraucht worden«, sagte Inez. »Es muffelt wie in einem Teerloch. Ist die Klimaanlage an, Leon?«
    »Ja, aber man merkt nichts davon, wenn die Fenster offen sind.«
    Ohne weitere Rücksicht darauf, ob Mr. McBride das Rauchen in seinem Wagen gestattete oder nicht, pafften sie alsbald bei geöffneten Fenstern, während der warme Wind hereinfuhr und im Inneren herumwirbelte. Sobald er im Wagen war, konnte er nirgends mehr hinaus, es gab keine anderen Öffnungen, keine Lüftungsschlitze, und so fegte er hin und her und umtoste die drei Graneys, die stur auf die Straße blickten und rauchten, als wäre alles andere unbedeutend, während der Transporter über den Highway holperte. Butch und Leon hielten gelegentlich ihre Kippen nach draußen, damit der Wind die Asche wegblies. Inez klopfte sie vorsichtig in ihre gekrümmte linke Hand.
    »Wie viel wollte McBride für das Ausleihen?«, fragte Butch, der auf der Beifahrerseite saß.
    Leon schüttelte den Kopf. »Nichts. Er hat sogar vollgetankt. Meinte, dass er es nicht in Ordnung findet. Und dass andere es auch nicht in Ordnung finden.«
    »Weiß nicht, ob ich das glaube.«
    »Ich glaub's nicht.«
    Als die drei Zigaretten geraucht waren, kurbelten Leon und Butch die Fenster hoch und drehten an Klimaanlage und Lüftung herum. Zunächst blies nur heiße Luft heraus, und es vergingen Minuten, bis es kühler wurde. Alle drei schwitzten.
    »Geht's dir gut da hinten?«, fragte Leon mit einem Blick über die Schulter und lächelte seiner Mutter zu.
    »Mir geht's bestens. Danke. Funktioniert die Klimaanlage?«
    »Ja, es wird schon kühler.«
    »Ich merke nichts.«
    »Sollen wir halten und Wasser trinken oder so? «
    » Nein. Nur schnell weiter.«
    »Ich könnte ein Bier vertragen«, sagte Butch. Als hätten sie schon mit so etwas gerechnet, schüttelte Leon sofort den Kopf, und Inez stieß ein nachdrückliches Nein aus.
    »Es wird nicht getrunken«, sagte sie, und damit war der Fall erledigt. Als Ernie die Familie vor Jahren verlassen hatte, hatte er
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