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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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hätte. Einen Monat nach dem Memphis-Trip rief er seinen Vater aus der Nähe von Denver von einem öffentlichen Telefon aus an. Er behauptete, dass er allein per Anhalter durch die Gegend streife und viel Spaß dabei habe. Zwei Monate später wurde er in Spokane im Bundesstaat Washington wegen Ladendiebstahls festgenommen und verbrachte daraufhin dort sechzig Tage in einem Gefängnis.
    Es verging fast ein Jahr, ehe Roger nach Hause kam.
    Raymonds H eimkehr
    MR. MCBRIDE FÜHRTE SEINE POLSTEREI im alten Eiskeller in der Lee Street, nur ein paar Straßen entfernt vom zentralen Platz der Stadt Clanton. Zum Abholen und Liefern seiner Sofas und Sessel benutzte er einen weißen Ford-Transporter, auf dem in großen schwarzen Buchstaben der Schriftzug »McBride Upholstery« prangte, darunter eine Telefonnummer und die Adresse. Der Wagen, immer sauber geputzt und nie zu schnell unterwegs, war ein vertrauter Anblick in Clanton. Mr. McBride war ziemlich bekannt, weil er der einzige Polsterer in der Stadt war. Er verlieh sein Auto selten, obwohl er ständig Anfragen bekam. Üblicherweise antwortete er höflich: »Nein. Ich habe Liefertermine.«
    Zu Leon Graney allerdings sagte er Ja, und zwar aus zwei Gründen. Erstens waren die Umstände, die mit der Bitte zusammenhingen, einigermaßen ungewöhnlich, und zweitens war Leons Chef in der Lampenfabrik ein Cousin dritten Grades. Und da Kleinstadtbeziehungen nun eben so sind, wie sie sind, stand Leon Graney an einem heißen Mittwochnachmittag Ende Juli pünktlich um vier Uhr wie verabredet vor der Polsterei.
    Die meisten Bewohner von Ford County hörten regelmäßig Radio, und es war weitläufig bekannt, dass es bei den Graneys nicht gut lief.
    Mr. McBride ging mit Leon zum Wagen, übergab ihm die Schlüssel und sagte: »Pass gut darauf auf.«
    Leon nahm den Schlüssel. »Herzlichen Dank.«
    »Ich hab vollgetankt. Sollte für Hin- und Rückweg reichen.«
    »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    Mr. McBride schüttelte den Kopf und spuckte auf den Kies neben dem Transporter. »Nichts. Das geht auf mich. Bring ihn vollgetankt wieder.«
    »Mir würde es bessergehen, wenn ich Ihnen was dafür geben könnte«, protestierte Leon.
    »Nein.«
    »Also dann, vielen Dank noch mal.«
    »Morgen gegen zwölf brauch ich ihn wieder.«
    »Dann wird er wieder da sein. Kann ich meinen Wagen hierlassen?« Leon nickte in Richtung eines alten japanischen Pick-ups, der auf dem Grundstück parkte, eng verkeilt zwischen zwei anderen Wagen.
    »Kein Problem.«
    Leon öffnete die Tür des Transporters und stieg ein. Er ließ den Motor an und justierte den Sitz und die Spiegel. Mr. McBride trat an die Fahrertür, zündete sich eine filterlose Zigarette an und musterte Leon von der Seite. »Manche von den Leuten hier finden es nicht in Ordnung, weißt du«, sagte er.
    »Danke. Aber den meisten ist es egal.« Leon war mit den Gedanken woanders und hatte keine Lust auf Smalltalk.
    »Ich persönlich finde es auch nicht in Ordnung.«
    »Danke. Ich bin morgen vor zwölf wieder da«, sagte Leon leise, dann stieß er mit dem Wagen zurück und lenkte auf die Straße hinaus. Er rückte sich auf seinem Sitz zurecht, testete die Bremsen und beschleunigte vorsichtig, um zu sehen, was der Motor an Leistung brachte. Zwanzig Minuten später war er schon weit von Clanton entfernt, inmitten der Hügellandschaft im Norden von Ford County. Hinter der kleinen Siedlung Pleasant Ridge wechselte der Straßenbelag zu Schotter, und die Häuser wurden kleiner und lagen weiter auseinander. Leon bog in eine kurze Einfahrt ein. Sie führte zu einem würfelförmigen Häuschen, an dessen Türen Unkraut wucherte und dessen Bitumenschindeldach dringend erneuert gehörte: das Zuhause der Graneys. Hier war er mit seinen Brüdern zusammen aufgewachsen, es war die einzige Konstante in ihrem traurigen und chaotischen Leben. Eine klapprige Rampe aus Pressholz lag vor der Seitentür, damit seine Mutter, Inez Graney, mit dem Rollstuhl hinauf- und hinabfahren konnte.
    Als Leon den Motor abstellte, öffnete sich die Seitentür, und Inez rollte auf die Rampe heraus. Hinter ihr folgte die wuchtige Gestalt ihres mitderen Sohnes Butch, der immer noch bei seiner Mutter lebte, weil er nie woanders gelebt hatte, jedenfalls nicht in der freien Welt. Sechzehn von seinen sechsundvierzig Jahren hatte er hinter Gittern verbracht, und man sah ihm die kriminelle Karriere an - langer Pferdeschwanz, Ohrstecker, jede Menge Gesichtsbehaarung, massive Oberarme und eine Sammlung

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