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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham
Autoren: Das Gesettz
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hinzugefügt, dass er Raymonds Knastkacke über Anwälte und Prozesse und neue Beweise satthabe. Raymond solle endlich damit aufhören, immer anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern die bittere Pille schlucken wie ein ganzer Kerl.
    Stattdessen sprach keiner von beiden ein Wort.
    »Er meinte, ihr hättet ihm letzten Monat seine Apanage nicht geschickt«, sagte Inez. »Stimmt das?«
    Es dauerte weitere acht Kilometer, bis wieder ein Wort gesprochen wurde.
    »Habt ihr gehört? Raymond sagt, ihr habt ihm seine Apanage für Juni nicht geschickt, und jetzt ist es schon Juli. Habt ihr das vergessen, oder was?«
    Leon sprach als Erster und machte sich ordentlich Luft. »Vergessen? Wie sollten wir das vergessen? Der redet ja über nichts anderes. Ich kriege jeden Tag einen Brief, manchmal auch zwei, also nicht dass ich die alle lese, aber in jedem steht was von Apanage. >D anke für das Geld, Bruder. < - >Vergiss nicht das Geld, Leon, ich zähl auf dich, großer Bruder.< - >Brauche das Geld, um die Anwälte zu bezahlen, du weißt ja, wie gierig diese Blutsauger sein können.< - >Habe diesen Monat noch nichts v on der Apanage gesehen, Bruder. <«
    »Was zum Henker ist eine Apanage?«, fragte Butch. Seine Stimme klang plötzlich nervös.
    »Eine regelmäßige oder feste finanzielle Zuwendung, laut Webster's«, antwortete Leon.
    »Also einfach Geld, oder was?«
    »Genau.«
    »Und warum kann er dann nicht sagen: >Schick mir das verdammte Geld?< Oder: >Wo bleibt das verdammte Geld?< Warum muss er so komische Wörter benutzen?«
    »Das hatten wir doch auch schon tausendmal«, sagte Inez.
    »Du hast ihm ein Wörterbuch geschickt«, sagte Leon zu Butch.
    »Das ist zehn Jahre her, mindestens. Und er hat mich darum gebeten.«
    »Tja, er hat es immer noch und benutzt es, um Wörter zu finden, die wir im Leben noch nicht gehört haben.«
    »Ich frage mich oft, ob seine Anwälte mit seinem Wortschatz klarkommen«, sinnierte Butch.
    »Jetzt versucht ihr aber, vom Thema abzulenken«, sagte Inez. »Also: Warum habt ihr ihm letzten Monat seine Apanage nicht geschickt?«
    »Ich dachte, ich hätte«, sagte Butch ohne Überzeugung.
    »Das glaub ich nicht«, erwiderte sie.
    »Der Scheck ist in der Post«, sagte Leon.
    »Das glaub ich auch nicht. Wir haben vereinbart, dass wir ihm jeder hundert Dollar schicken, jeden Monat, zwölf Monate im Jahr. Das ist das Mindeste, das wir tun können. Ich weiß, dass es schwer ist, vor allem für mich, wo ich von Sozialhilfe lebe und alles. Aber ihr Jungs habt Arbeit, da könnt ihr doch wenigstens hundert Dollar entbehren für euren kleinen Bruder, damit er sich anständig was zu essen kaufen und seine Anwälte bezahlen kann.«
    »Müssen wir das jetzt alles nochmal durchkauen?«, fragte Leon.
    »Ich hör das jeden Tag«, sagte Butch. »Wenn ich nichts von Raymond höre, am Telefon oder durch die Post, dann hör ich es von Mama.«
    »Willst du dich vielleicht beschweren?«, fragte sie. »Passt dir was nicht an deinen Lebensumständen? Wohnt umsonst bei mir und motzt auch noch rum.«
    »Ach, komm schon«, sagte Leon.
    »Und wer soll sich um dich kümmern?«, verteidigte sich Butch.
    »Lasst gut sein. Das hatten wir doch schon so oft.«
    Die drei atmeten tief durch und griffen wieder nach ihren Zigaretten. Nach einer langen, schweigsamen Rauchpause gingen sie in die nächste Runde. Inez eröffnete harmlos: »Ich hab ja nie einen Monat ausgelassen. Und wenn ihr euch erinnert, hab ich auch nie einen Monat ausgelassen, als ihr in Parchman eingesessen habt.«
    Leon stieß einen Grunzlaut aus, hieb auf das Lenkrad und sagte verärgert: »Mama, das ist fünfundzwanzig Jahre her. Wieso fängst du jetzt wieder damit an? Ich bin seit der Bewährung höchstens mal wegen zu schnellem Fahren dran gewesen.« Butch, dessen kriminelle Karriere wesen tlich bunter aussah als die Leons und der gerade auf Bewährung war, schwieg.
    »Ich hab nie einen Monat ausgelassen«, wiederholte Inez.
    »Ach, komm schon.«
    »Und manchmal waren es sogar zweihundert Dollar im Monat, weil ich zwei von euch dort hatte, wenn ich mich recht erinnere. Kann nur von Glück sagen, dass ich nie alle drei gleichzeitig hinter Gittern hatte. Dann hätte ich meine Stromrechnung nicht mehr bezahlen können.«
    »Ich dachte, diese Anwälte arbeiten umsonst«, sagte Butch in dem Versuch, von sich abzulenken und ein Thema anzuschneiden, das möglichst nichts mit der Familie zu tun hatte.
    »Tun sie auch«, bestätigte Leon. »Das nennt man dann
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