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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Gefängnisleiter kam mitsamt seinem Gefolge zurück. »Es wird Zeit, Raymond«, sagte er ziemlich ungeduldig. »Mit der Berufung ist es vorbei, und der Gouverneur liegt längst im Bett.«
    Es entstand eine lange Pause, als ihnen klarwurde, dass jetzt nichts mehr zu ändern war. Inez weinte. Leon starrte mit leerem Blick auf die Wand, an der Tee und Eisreste zu Boden rannen. Butch betrachtete gedankenverloren die letzten beiden Maisbällchen. Tanner schien einer Ohnmacht nahe.
    Raymond räusperte sich und sagte: »Ich möchte gerne diesen katholischen Typ sehen. Wir müssen beten.«
    »Ich gehe ihn holen«, sagte der Gefängnisleiter. »Sie haben einen letzten Augenblick mit Ihrer Familie, dann ist es Zeit, zu gehen.«
    Er verschwand und mit ihm sein Gefolge. Tanner folgte ihnen eilig.
    Raymond ließ die Schultern sinken, sein Gesicht war blass. Sein trotziger Mut war verflogen. Langsam ging er auf seine Mutter zu, ließ sich vor ihr auf die Knie sinken und legte ihr den Kopf in den Schoß. Sie strich ihm über die Haare, wischte sich die Augen und sagte immer wieder: »O Gott, o Gott.«
    »Es tut mir so leid, Mama«, murmelte Raymond. »Es tut mir so leid.«
    Einen Moment lang weinten sie zusammen, während Leon und Butch schweigend danebenstanden. Raymonds Augen waren feucht und rot, seine Stimme schwach und dünn. »Das war's dann wohl«, sagte er zu dem Priester, der traurig nickte und ihm auf die Schulter klopfte.
    »Ich werde mit Ihnen in der Isolationszelle sein, Raymond«, sagte er. »Wir werden dort ein letztes Gebet zusammen sprechen, wenn Sie möchten.«
    »Ist wahrscheinlich keine schlechte Idee.«
    Die Tür öffnete sich erneut, und der Anstaltsleiter kam zurück. Er wandte sich an die Graneys und Pater Leland. »Hören Sie, bitte«, sagte er. »Das ist meine vierte Exekution, und ich habe inzwischen ein paar Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass es keine gute Idee ist, wenn die Mutter der Hinrichtung beiwohnt. Ich empfehle Ihnen dringend, Mrs. Graney, hierzubleiben, in diesem Raum, etwa eine Stunde lang, bis alles vorbei ist. Wir haben eine Krankenschwester, sie wird mit Ihnen warten. Sie hat ein Beruhigungsmittel dabei, und ich rate Ihnen, es zu nehmen. Bitte.« Er sah Leon und Butch mit nachdrücklichem Blick an. Beide verstanden die Botschaft.
    »Ich werde bis zum Ende dabei sein«, sagte Inez und heulte dann so laut auf, dass selbst der Gefängnisleiter eine Gänsehaut bekam.
    Butch trat neben sie und streichelte ihre Schulter.
    »Du musst hierbleiben, Mama«, sagte Leon. Inez weinte wieder.
    »Sie bleibt hier«, sagte Leon zum Gefängnisleiter. »Geben Sie ihr diese Pille.«
    Raymond nahm seine beiden Brüder in die Arme und sagte ihnen zum ersten Mal im Leben, dass er sie liebe, was ihm sogar in diesem schrecklichen Moment schwerfiel. Er küsste seine Mutter auf die Wange und verabschiedete sich.
    »Sei ein Mann«, sagte Butch mit zusammengebissenen Zähnen und feuchten Augen, und sie umarmten sich ein letztes Mal.
    Raymond wurde weggeführt, und die Krankenschwester betrat das Zimmer. Sie reichte Inez eine Pille und ein Glas Wasser, und binnen Minuten war Inez in ihrem Rollstuhl zusammengesunken. Die Krankenschwester setzte sich neben sie und sagte, an Butch und Leon gewandt: »Es tut mir so leid.«
    Um 0.15 Uhr ging die Tür auf, und ein Aufseher sagte: »Kommen Sie.« Die Brüder wurden aus dem Raum geführt, in den Flur hinaus, der voller Aufseher, Beamter und Schaulustiger war, die das Glück gehabt hatten, Zutritt zu bekommen, und dann zurück zum Haupteingang. Die Luft draußen war noch immer schwer und dick, die Hitze hatte nicht nachgelassen. Sie zündeten sich rasch eine Zigarette an, während sie auf einem schmalen Pfad am Westflügel des Hochsicherheitstraktes endanggingen, vorbei an den offenen Fenstern, die mit dicken schwarzen Stäben gesichert waren. Auf ihrem langsamen Weg zur Todeskammer hörten sie, wie die anderen Verurteilten an ihre Zellentüren hämmerten und ihren Protest hinausbrüllten, so viel Lärm machten, wie sie nur irgend konnten, als letzten Gruß für einen der Ihren.
    Butch und Leon rauchten erregt und wollten am liebsten mitschreien, zur Unterstützung, aus Solidarität. Stattdessen blieben beide stumm. Als sie um eine Ecke bogen, lag vor ihnen ein kleines, flaches Gebäude aus rotem Backstein , vor dessen Tür Aufseher und etl iche andere Leute warteten. Daneben stand ein Krankenwagen. Die Brüder wurden von ihrer Eskorte durch eine Seitentür in den überfüllten

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