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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Picknickplatz am Lake Chatulla, dem größten Gewässer in einem Umkreis von achtzig Kilometern, parkte er und ließ den Motor bei eingeschalteter Heizung laufen, wobei er sein Fenster einen Spaltbreit öffnete. Er trank Bier und blickte auf den See hinaus, auf dem es im Sommer von Wasserskibooten und kleinen Katamaranen nur so wimmelte. Im Februar lag er verlassen da.
    Rosenbergs Stimme klang ihm klar und deutlich im Ohr. Immer noch hätte er ihr Gespräch praktisch Wort für Wort wiederholen können. Mack sprach mit sich selbst und sang dann die Buffett-Lieder mit.
    Das war der große Augenblick, eine Gelegenheit, wie sie wahrscheinlich nie wiederkehren würde. Endlich gelang es ihm, sich selbst davon zu überzeugen, dass er nicht träumte, dass das Geld tatsächlich in Reichweite war. Er fing an zu rechnen und rechnete wieder und wieder nach.
    Es begann, leicht zu schneien, nur ein Hauch, der schmolz, sobald er den Boden berührte. Da allein die Aussicht auf eine wenige Zentimeter dicke Schneeschicht die Stadt immer in Aufregung versetzte, war ihm beim Anblick der wenigen Flocken klar, dass sich die Schulkinder jetzt die Nasen an den Fenstern plattdrückten und außer Rand und Band waren bei dem Gedanken, nach Hause geschickt zu werden. Vermutlich rief seine Frau gerade in der Kanzlei an, um ihm zu sagen, er solle die Mädchen abholen. Freda würde nach ihm suchen. Nach dem dritten Bier schlief er ein.
    Er verpasste den Termin um 14.30 Uhr, aber das war ihm egal. Den um 16.30 Uhr verpasste er ebenfalls. Ein Bier hob er sich für den Rückweg auf, und als er sein Büro um Viertel nach fünf durch die Hintertür betrat, fand er seine Sekretärin völlig aufgelöst vor.
    »Wo waren Sie?«, wollte Freda wissen.
    »Ich bin rumgefahren«, erklärte er, während er seinen Mantel auszog und im Gang aufhängte. Sie folgte ihm in sein Büro, die Hände in die Hüften gestemmt, ganz wie seine Frau. »Sie haben zwei Termine verpasst, die Maddens und die Gardens, und die waren sehr verärgert. Sie stinken wie eine ganze Brauerei.«
    »Bier wird ja auch in Brauereien gemacht.«
    »Sehr schlau. Sie haben gerade tausend Dollar Honorar zum Fenster rausgeworfen.«
    »Na und?« Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und fegte ein paar Akten von seinem Schreibtisch.
    »Na und? Wir brauchen hier alles, was wir kriegen können. Sie können es sich nicht leisten, Mandanten zu vergraulen. Letzten Monat hat es nicht einmal für die laufenden Kosten gereicht, und diesen Monat sieht es noch schlechter aus.« Ihre hohe, schrille Stimme überschlug sich fast und sprühte nur so von dem Gift, das sich in den letzten Stunden angesammelt hatte. »Auf meinem Schreibtisch liegt ein ganzer Stapel Rechnungen, und auf der Bank ist kein Geld. Die andere Bank wüsste übrigens gern, wie es mit dem Kredit weitergehen soll, den Sie sich aus unerfindlichen Gründen haben einräumen lassen.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier, Freda?«
    »Fünf Jahre.«
    »Das ist lang genug. Packen Sie Ihr Zeug und verschwinden Sie. Sofort.«
    Sie rang nach Luft und schlug beide Hände vor den Mund. »Sie werfen mich raus?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Nein. Ich senke die laufenden Kosten. Ich baue Personal ab.«
    Sie lachte laut und hysterisch, gab aber nicht auf. »Und wer soll ans Telefon gehen, die Tipparbeit erledigen, die Rechnungen bezahlen, die Ablage erledigen, die Mandanten betreuen und auf Sie aufpassen?«
    »Niemand.«
    »Sie sind betrunken, Mack. «
    » Nicht betrunken genug.«
    »Ohne mich kommen Sie doch gar nicht zurecht. «
    » Bitte gehen Sie einfach. Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu streiten.«
    »Sie werden Ihr letzte s Hemd verlieren«, knurrte sie.
    »Habe ich schon.«
    »Dann verlieren Sie jetzt den Verstand.«
    »Auch schon geschehen. Bitte.«
    Freda zog beleidigt ab, und Mack legte die Füße auf den Schreibtisch. Zehn Minuten lang knallte sie vorn im Büro Schubladen zu und trampelte herum.
    »Sie sind ein mieses Schwein, das wissen Sie hoffentlich!«, brüllte sie dann.
    »Sie haben's erfasst. Auf Wiedersehen.«
    Die Eingangstür fiel ins Schloss, dann kehrte Ruhe ein. Der erste Schritt war getan.
    Eine Stunde später ging er wieder. Es war dunkel und kalt, und der Schnee hatte sich verzogen. Er war immer noch durstig und hatte weder Lust, nach Hause zu gehen, noch wollte er sich in einer der drei Bars im Zentrum von Clanton sehen lassen.
    Das Riviera Motel lag östlich der Stadt am Highway nach Memphis. Es war eine Absteige im Stil der

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