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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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fünfziger Jahre mit winzigen Zimmern, von denen manche stundenweise vermietet wurden, einem kleinen Bistro und einer kleinen Lounge. Mack ließ sich an der Bar nieder und bestellte ein Bier vom Fass. Eine Jukebox spielte Country-Music, im Fernseher über ihm lief ein College-Basketballspiel, und die Kundschaft bestand aus der üblichen Mischung von Low-Budget-Reisenden und gelangweilten Einheimischen, die alle die fünfzig längst hinter sich gelassen hatten. Er kannte nur den Barmann, einen betagten Burschen, dessen Name ihm entfallen war. Mack war nicht gerade Stammgast im Riviera.
    Er bestellte eine Zigarre, zündete sie an, trank von seinem Bier, und nach ein paar Minuten zückte er einen kleinen Notizblock und fing an zu schreiben. Damit seine Frau nichts von seiner verzweifelten Finanzlage merkte, führte er seine Kanzlei als Rechtsanwaltsgesellschaft mit beschränkter Haftung, das war unter Anwälten der letzte Schrei. Einziger Gesellschafter war er selbst, und seine Schulden konzentrierten sich in erster Linie auf diese Gesellschaft: ein Kredit über fünfundzwanzigtausend Dollar, den er vor sechs Jahren aufgenommen und bisher nicht einmal versuchsweise zurückgezahlt hatte, zwei Firmenkreditkarten für kleinere private und geschäftliche Ausgaben, bei denen er das Limit von zehntausend Dollar voll ausgereizt hatte und die er mit minimalen Zahlungen am Laufen hielt, sowie die üblichen Schulden fur Büroausstattung. Der größte Negativposten war eine Hypothek von hundert zwanzigtausend Dollar, die Mack auf das Bürogebäude aufgenommen hatte, um es trotz des heftigen Protests seiner Frau vor acht Jahren kaufen zu können. Die monatliche Belastung lag bei tausendvierhundert Dollar, und leider trugen die leerstehenden Räumlichkeiten im ersten Stock, deren Vermietung er beim Kauf des Gebäudes fest eingeplant hatte, nicht das Geringste zur Tilgung bei.
    An diesem wunderbaren, trüben Februartag war Mack mit den Hypothekenzahlungen für sein Büro zwei Monate im Rückstand.
    Er bestellte noch ein Bier, während er das Elend zusammenrechnete. Wenn er in die Insolvenz ging und einem befreundeten Anwalt seine Akten übergab, war er wieder ein freier Mann. Das würde für ihn weder peinlich noch demütigend werden. Keiner würde mit dem Finger auf ihn zeigen oder hinter seinem Rücken über ihn tuscheln, weil er, Mack Stafford, nämlich nicht mehr da sein würde.
    Die Kanzlei war kein Problem. Anders sah es mit seiner Ehe aus.
    Nachdem er bis zweiundzwanzig Uhr getrunken hatte, fuhr er nach Hause. Er bog in die Einfahrt seines bescheidenen kleinen Hauses in einem alten Viertel von Clanton, stellte den Motor ab, schaltete das Licht aus, ohne auszusteigen, und musterte das Haus. Im Wohnzimmer brannte Licht. Sie wartete.
    Das Haus hatten sie kurz nach der Hochzeit vor fünfzehn Jahren von ihrer Großmutter gekauft, und seit etwa fünfzehn Jahren wünschte sich Lisa etwas Größeres. Ihre Schwester war mit einem Arzt verheiratet und wohnte in einem schönen Haus draußen beim Country Club, wo alle anderen Ärzte und Banker und manche Anwälte wohnten. Dort lebte es sich viel besser, weil die Häuser neuer waren, Pools und Tennisplätze und einen Golfplatz direkt um die Ecke hatten. Während ihrer Ehe hatte Lisa ihn immer wieder daran erinnert, dass ihr gesellschaftlicher Aufstieg kaum Fortschritte machte. Aufstieg? Mack wusste, dass sie in Wirklichkeit ins Schleudern gekommen waren. Je länger sie in dem Haus blieben, desto kleiner wurde es.
    Lisas Familie gehörte seit Generationen das einzige Zementwerk der Stadt, und obwohl sie damit zur obersten Gesellschaftsschicht zählte, brachte es finanziell nicht viel ein. Als »Familie mit Geld« waren sie mit einem Status geschlagen, der viel mit Snobismus und bedauerlich wenig mit harten Fakten zu tun hatte. Damals schien eine Ehe mit einem Anwalt vielversprechend, aber mittlerweile hatte Lisa ihre Zweifel, und Mack wusste es.
    Das Licht auf der Veranda ging an.
    Falls es einer ihrer üblichen Streits werden sollte, würden die Mädchen - Helen und Margo - in der ersten Reihe sitzen. Wahrscheinlich telefonierte ihre Mutter bereits seit Stunden herum und warf mit Gegenständen um sich, wobei sie bei aller Randale immer darauf achtete, dass die Mädchen wussten, wer im Recht war und wer nicht. Beide waren mittlerweile junge Teenager und schienen genau wie Lisa zu werden. Mack liebte sie, aber er war bereits bei seinem dritten Bier am See zu dem Schluss gekommen, dass er

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