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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Zahnstocher. Seine linke Wange zierte eine Narbe, die er Tinzo zu verdanken hatte. Der Unfall hatte ihn ein Auge und die Holzernte eines Monats gekostet.
    »Ich schließe meine Kanzlei«, sagte Mack.
    »Was soll das heißen?«
    »Dass ich mein Büro dichtmache. Sieht so aus, als könnte ich für Sie ein bisschen Geld rausholen.«
    »Das habe ich schon mal gehört.«
    »Hier ist der Deal. Ich besorge Ihnen fünfundzwanzigtausend Dollar bar auf die Hand binnen weniger Wochen, aber nur wenn Sie die Sache vertraulich behandeln. Sie müssen schweigen wie ein Grab. Niemand darf davon wissen.«
    Für einen Mann, der noch nie fünftausend Dollar in bar gesehen hatte, war das eine verführerische Aussicht. Grove vergewisserte sich, dass sie auch wirklich allein waren. Dabei kaute er auf dem Zahnstocher herum, offenbar um seine Gedanken zu beflügeln.
    »Da stimmt doch was nicht«, sagte er, und seine Augenklappe zuckte.
    »Die Sache ist ganz einfach, Mr. Grove. Es geht um einen schnellen Vergleich, weil der Kettensägen-Hersteller von einer anderen Firma übernommen worden ist. So was passiert ständig. Das Unternehmen will diese Altfälle ein für alle Mal vom Tisch haben.«
    »Und da ist wirklich nichts faul dran?«, fragte Grove, dem sein Anwalt offenkundig nicht vertrauenswürdig erschien.
    »Natürlich nicht. Die Firma zahlt, aber nur wenn die Sache vertraulich bleibt. Außerdem gibt es doch bloß Ärger, wenn Ihre Leute erfahren, dass Sie so viel Geld in der Tasche haben.«
    Grove fixierte den Holztransporter, in dem seine beiden Kumpel saßen. Dann dachte er an seine Frau, deren Mutter, seinen Sohn, der wegen einer Drogensache im Gefängnis saß, und an den anderen Sohn, der arbeitslos war. Es dauerte nicht lange, bis ihm jede Menge Leute eingefallen waren, die ihm gern helfen würden, das Geld auszugeben. Mack wusste genau, was ihm durch den Kopf ging.
    »Cash auf die Hand, Mr. Grove. Aus meiner Tasche in Ihre Tasche, und keiner erfährt davon. Nicht einmal das Finanzamt.«
    »Mehr ist nicht rauszuholen?«, fragte Grove.
    Mack runzelte die Stirn und kickte mit dem Fuß gegen einen Stein. »Nicht einen Cent, Mr. Grove, nicht einen Cent. Fünfundzwanzigtausend oder nichts. Und wir müssen schnell handeln. In knapp einem Monat könnten Sie das Geld haben.«
    »Was muss ich tun?«
    »Kommen Sie nächste Woche am Freitag um acht Uhr morgens hierher. Ich brauche eine Unterschrift, dann kriegen Sie Ihr Geld.«
    »Wie viel verdienen Sie da dran?«
    »Das tut nichts zur Sache. Wollen Sie die Kohle oder nicht?«
    »Für ein Auge ist das nicht viel.«
    »Da haben Sie Recht, aber mehr werden Sie nicht bekommen. Ja oder nein?«
    Grove spie erneut aus und schob den Zahnstocher von einer Seite auf die aridere. »Von mir aus«, meinte er schließlich.
    »Gut. Nächsten Freitag, acht Uhr morgens, hier, und kommen Sie allein.«
    Bei ihrer ersten Begegnung vor mehreren Jahren hatte Grove einen anderen Holzfäller erwähnt, der durch dasselbe Kettensägen-Modell von Tinzo eine Hand verloren hatte. Dieser zweite Personenschaden hatte Mack von einer großen Kampagne, einer Sammelklage für Dutzende, vielleicht Hunderte verstümmelter Mandanten träumen lassen. Damals, vor Jahren, hatte er das Geld schon fast in seiner Hand gespürt.
    Sein zweiter Mandant hauste im benachbarten Polk County in einem trostlosen Tal tief in einem Kiefernwald. Er hieß Jerrol Baker, war einunddreißig und längst kein Holzfäller mehr, weil er den Beruf mit nur einer Hand nicht mehr ausüben konnte. Er hatte sich mit einem Cousin in einem überbreiten Trailer ein Methamphetaminlabor eingerichtet. Als Chemiker verdiente Baker deutlich besser, als er als Holzfäller je verdient hatte. Allerdings erwies sich sein neuer Beruf als nicht weniger riskant - er entkam nur knapp dem Feuertod, als das Labor in die Luft flog, wobei Ausrüstung, Inventar, Trailer und Cousin eingeäschert wurden. Baker wurde vor Gericht gestellt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Aus dem Gefängnis schrieb er mehrfach an seinen Sammelklagenanwalt und erkundigte sich nach seinem bombensicheren Anspruch gegen Tinzo, erhielt jedoch nie eine Antwort. Nach einigen Monaten wurde er auf Bewährung entlassen und kehrte angeblich in die Gegend zurück. Mack hatte seit mindestens zwei Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Ihn zu finden war ihm zunächst schwierig, wenn nicht unmöglich erschienen. Das Haus von Jerrol Bakers Mutter stand leer. Ein Nachbar ein paar Häuser weiter verhielt sich

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