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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Gerichtssaal erfüllte. Er hörte die Stimmen der anderen Anwälte, die sich noch in letzter Minute über irgendwelche Einzelheiten zankten und dabei sehr wichtigtaten. Er sah den Richter in seiner verblichenen schwarzen Robe zusammengesunken auf dem massiven Stuhl sitzen und ungeduldig darauf warten, dass er endlich die Papiere zur Auflösung einer Ehe unterzeichnen konnte, die wie so viele andere im Himmel geschlossen worden war.
    Dann öffnete Mack Stafford die Augen, und während er den sich langsam drehenden Deckenventilator betrachtete und auf die frühmorgendlichen Geräusche des Ozeans lauschte, überwältigte ihn plötzlich die Freude über seine Freiheit. Er schlüpfte in seine Gymnastikshorts und lief über den Strand zu einem Steg, der siebzig Meter weit ins Wasser reichte. Im Sprint rannte er über den Pier und verlangsamte das Tempo auch an dessen Ende nicht. Lachend sprang er in die Luft und landete mit einem gewaltigen Klatscher. Das warme Wasser drückte ihn nach oben, und er fing an zu schwimmen.
    Das C asino
    CLANTONS EHRGEIZIGSTER GESCHÄFTSMANN war ein Landmaschinenhändler namens Bobby Carl Leach. Aus einem großen, mit Kies bestreuten Verkaufsgelände am Highway nördlich der Stadt hatte Bobby Carl ein Imperium gemacht. Dazu gehörten zeitweise ein Reparaturdienst für Bagger und Planierraupen, ein Fuhrpark aus Holzlastern, zwei Fischrestaurants mit All-y ou-can-eat-Bu fett, ein unerschlossenes Grundstück im Wald, auf dem der Sheriff Marihuanaplantagen fand, und ein Sammelsurium an Immobilien, das zum größten Teil aus leerstehenden Gebäuden in ganz Clanton bestand. Irgendwann brannten die meisten davon nieder. Brandstiftung klebte wie Pech an Bobby Carl, Prozesse waren sein ständiger Begleiter. Mit Gerichtsverfahren kannte er sich aus; er prahlte sogar gern damit, dass eine ganze Horde von Anwälten für ihn arbeite. Mit einer bewegten Geschichte aus dubiosen Geschäften, Scheidungen, Steuerprüfungen, Versicherungsbetrug und immer nur beinahe vor Gericht endenden Auseinandersetzungen war Bobby Carl selbst so etwas wie ein produzierendes Gewerbe, zumindest für die Anwaltskammer am Ort.
    Und obwohl er ständig in Schwierigkeiten steckte, hatte er noch nie vor Gericht gestanden. Im Lauf der Zeit nahm seine Fähigkeit, sich dem Gesetz zu entziehen, fast schon legendäre Ausmaße an, und die meisten Einwohner Clantons hatten ihren Spaß daran, Geschichten über Bobby Carls Geschäfte zu erzählen und dabei gehörig zu übertreiben.
    Bobby Carls Auto war immer ein Cadillac DeVille, stets kastanienbraun, neu und in makellosem Zustand. Alle zwölf Monate tauschte er ihn gegen das aktuelle Modell ein. Niemand wagte es, den gleichen Wagen zu fahren wie er. Einmal kaufte er sich einen Rolls-Royce, der im Umkreis von dreihundert Kilometern der einzige seiner Art war, behielt ihn aber nicht einmal ein Jahr. Als ihm klarwurde, dass er die Einheimischen mit einem derart exotischen Automobil nicht beeindrucken konnte, schaffte er ihn wieder ab. Die Einwohner Clantons hatten keine Ahnung, wo der Rolls-Royce hergestellt wurde und was er kostete. Keiner der Automechaniker in der Stadt wollte ihn in seiner Werkstatt haben, was aber keine Rolle spielte, da sie sowieso keine Ersatzteile dafür besorgen konnten.
    Bobby Carl trug gefährlich spitze Cowboystiefel, gestärkte Hemden und dunkle Anzüge mit Weste, deren Taschen stets mit Geldscheinen vollgestopft waren. Dazu kam eine erstaunliche Menge an Accessoires aus Gold - dicke Uhren, wuchtige Halsketten, Armbänder, Gürtelschnallen, Kragenclips, Krawattenklammern. Er sammelte Gold wie manche Frauen Schuhe. Goldene Zierleisten schmückten seine Autos, Büros, Aktenkoffer, Messer, Bilderrahmen, und sogar die Armaturen in seinem Bade zimmer waren aus Gold. Für Diamanten hatte er ebenfalls eine Schwäche. Das Finanzamt hatte schon längst den Überblick über seinen tragbaren Reichtum verloren, denn Bobby Carl kaufte natürlich auf dem Schwarzmarkt ein.
    So auffällig er sich in der Öffentl ichkeit gab, so verschwiegen war er, wenn es um sein Privatleben ging. Er lebte zurückgezogen in einem seltsam aussehenden, modernen Haus, das in den Hügeln östlich von Clanton versteckt war, und die Tatsache, dass nur wenige dieses Haus kannten, ließ das Gerücht entstehen, er gehe dort allen möglichen illegalen und unmoralischen Aktivitäten nach. Die Gerüchte entbehrten nicht einer gewissen Grundlage. Ein Mann in seiner Position war zwangsläufig ein Magnet für

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