Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
Vom Netzwerk:
den Gouverneur eingeladen, aber keine Antwort erhalten. Sie hatten andere Offizielle eingeladen, aber wichtigere Pflichten verhinderten deren Teilnahme. Sie hatten die Lokalpolitiker eingeladen, aber auch diese waren unabkömmlich. Nur irgendein einfacher, blasser Unterstaatssekretär aus dem Innenministerium kam und übergab die Papiere. Die Yazoo, von denen die meisten genauso blass waren wie der Bürokrat, waren trotzdem beeindruckt. Es war keine Überraschung, dass Larry einstimmig zum Häuptl ing auf Lebenszeit gewählt wurde. Von einem Gehalt war nicht die Rede. Aber man unterhielt sich lange über ein Haus, ein Stück Land, auf dem man ein Bürogebäude oder eine Zentrale errichten konnte, einen Ort, der Identität und Sinn vermitteln sollte.
    Am nächsten Tag fuhr Bobby Carl in seinem kastanienbraunen DeVille auf den mit Kies bestreuten Parkplatz vor Häuptling Larrys Laden. Er kannte Larry nicht und war auch noch nie in dessen Geschäft gewesen. Er musterte das gefälschte Tipi, bemerkte die abblätternde Farbe auf den Außenwänden, rümpfte die Nase angesichts der uralten Zapfsäulen und blieb so lange vor dem Käfig des Bären stehen, bis er sich davon überzeugt hatte, dass das Tier tatsächlich noch am Leben war. Dann betrat er das Geschäft, um seinen Blutsbruder kennenzulernen.
    Zum Glück hatte Häuptling Larry noch nie etwas von Bobby Carl Leach gehört, denn sonst hätte er ihm die Dose Diätlimonade verkauft und sich gleich wieder von ihm verabschiedet. Nachdem Bobby Carl ein paar Schlucke getrunken hatte und klargeworden war, dass er es nicht eilig hatte, sagte Häuptling Larry: »Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    »Auf der anderen Seite des County«, erwiderte Bobby Carl, während er einen nachgemachten Speer berührte, das zu einem Apachenkriegerkostüm auf einem Regal neben der Kasse gehörte. »Glückwunsch zur Anerkennung«, sagte er.
    Häuptling Larry schwoll vor Stolz die Brust. Er lächelte zum ersten Mal. »Danke. Woher haben Sie das gewusst? Stand es in der Zeitung?«
    »Nein. Ich habe kürzlich davon gehört. Einer meiner Vorfahren war auch ein Yazoo.«
    Das Lächeln verschwand sofort, und die schwarzen Augen des Häuptlings richteten sich missbilligend auf Bobby Carls teuren Anzug aus Schurwolle, die Weste, das gestärkte weiße Hemd, die auffällige Krawatte mit Paisley-Muster, die goldenen Armbänder, die goldene Uhr, die goldenen Manschettenknöpfe, die goldene Gürtelschnalle, die Cowboystiefel mit ihren messerscharfen Spitzen. Dann waren die Haare an der Reihe - gefärbt und mit einer Dauerwelle versehen, kleine Löckchen, die sich lustig um die Ohren kringelten. Die Augen waren blaugrün, irisch und unruhig. Häuptl ing Larry hätte natürlich jemanden bevorzugt, der in etwa so aussah wie er, jemanden, der zumindest ein paar charakteristische Merkmale eines amerikanischen Ureinwohners vorweisen konnte. Doch heutzutage musste er nehmen, was er kriegen konnte. Der Genpool war schon so verdorben, dass es genügte, wenn jemand von sich behauptete, ein Yazoo zu sein.
    »Es stimmt«, sagte Bobby Carl. Seine Hand bewegte sich zur Innentasche seines Jacketts. »Ich habe Papiere.«
    Häuptl ing Larry winkte ab. »Das ist nicht notwendig. Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. ...«
    »Leach. Bobby Carl Leach.«
    Während Bobby Carl ein Sandwich aß, erwähnte er, dass er den Häuptl ing der Choctaw gut kenne, und bot sich an, die beiden großen Männer miteinander bekanntzumachen. Häuptling Larry beneidete die Choctaw schon lange wegen ihres Ansehens und ihrer Anstrengungen, die Kultur ihres Stammes zu bewahren. Außerdem hatte er einiges über ihre höchst profitablen Casinos gelesen, deren Gewinne verwendet wurden, um den Stamm zu unterstützen, Schulen und Krankenhäuser zu bauen und die jungen Leute mit einem Stipendium aufs College zu schicken. Bobby Carl, der Philanthrop, hob die sozialen Errungenschaften der Choctaw hervor, die so weise waren, die Gier des weißen Mannes nach Glücksspiel und Alkohol für ihre Zwecke zu nutzen.
    Am nächsten Tag brachen sie zu einem Ausflug in das Reservat der Choctaw auf. Bobby Carl fuhr und redete pausenlos. Als sie das Casino erreichten, hatte er Häuptling Larry davon überzeugt, dass die stolzen Yahoo genauso erfolgreich sein konnten und das junge Volk fortan im Wohlstand leben würde. Der Häuptl ing der Choctaw war seltsamerweise durch andere Termine verhindert, doch ein Untergebener zeigte ihnen lustios das riesige Casino mit angeschlossenem

Weitere Kostenlose Bücher