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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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waren ihr noch im Gedächtnis. Von flüchtigen Bekannten von Travis erfuhr Mack, dass dieser sich ein Jahr zuvor abgesetzt hatte und nicht plante, nach Ford County zurückzukehren.
    Von Doug Jumper hieß es, er sei tot. Er war in Tennessee wegen Körperverletzung ins Gefängnis gewandert und seit drei Jahren von niemandem mehr gesehen worden. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Seine Mutter war weggezogen. Ein paar Verwandte lebten im County verstreut, aber im Großen und Ganzen zeigten sie wenig Interesse daran, über Doug zu reden, schon gar nicht mit einem Anwalt, selbst wenn dieser Tarnkleidung für Jäger oder eine ausgebleichte Jeans und Wanderstiefel oder eines der anderen Outfits trug, die Mack benutzte, um unter den Einheimischen nicht aufzufallen. Seine erprobte Methode mit dem Scheck, den er Doug Jumper angeblich übergeben wollte, funktionierte nicht. Nichts half, und als er nach zweiwöchiger Suche zum dritten oder vierten Mal das Gerücht hörte, Jumper sei tot, gab er schließlich auf.
    Er besorgte sich die Unterschriften von Odell Grove und Jerrol Baker, wobei Baker mit der rechten Hand kaum mehr als einen mitleiderregenden Krakel zustande brachte, und beging dann seine erste Straftat. Mr. Marty Rosenberg oben in New York brauchte eine notarielle Beurkundung der Dokumente, in denen Vergleich und Haftungsfreistellung geregelt wurden, was absolut üblich war. Nur hatte Mack seine Sekretärin gefeuert, die als Notarin bestellt war, und sich an einen anderen Notar zu wenden, war viel zu kompliziert.
    Hinter verschlossenen Türen fälschte Mack an seinem Schreibtisch mühsam Fredas Unterschrift als Notarin und beglaubigte erst Groves und dann Bakers Unterschrift mit einem abgelaufenen Notarsstempel, den er in einem Aktenschrank eingeschlossen gehabt hatte. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Diese Tat hatte er seit Tagen geplant, und er war überzeugt, dass er nie erwischt werden würde. Die Fälschungen waren gelungen, die Manipulationen am Notarsstempel fielen kaum auf, und in New York würde sich sowieso keiner Zeit für eine genauere Prüfung nehmen. Mr. Rosenberg und sein brillantes Team hatten es so eilig, die Akten zu schließen, dass sie einen flüchtigen Blick auf Macks Papiere werfen, ein paar Details abgleichen und den Scheck schicken würden.
    Die Liste seiner Straftaten wurde länger, als er die Unterschriften von Travis Johnson und Doug Jumper fälschte. Er fand das absolut gerechtfertigt, schließlich hatte er sich große Mühe gegeben, die beiden zu finden, und sollten sie je auftauchen, würde er ihnen, genau wie Grove und Baker, fünfundzwanzigtausend Dollar anbieten. Sofern er vor Ort war.
    Nur hatte Mack nicht die Absicht, vor Ort zu sein.
    Am nächsten Morgen schickte er das Päckchen per Eilpost nach New York, womit er nun auch noch den U. S. Postal Service für seine kriminellen Machenschaften missbraucht hatte. Wenn das herauskam, hatte er das FBI am Hals, was ihn aber nicht weiter belastete.
    Dann stellte Mack den Insolvenzantrag und brach dabei erneut das Gesetz, weil er die ausstehenden Honorare aus seinem Kettensägen-Projekt verschwieg. Man konnte natürlich argumentieren - was er vielleicht auch tun würde, falls er erwischt wurde -, dass das Geld noch gar nicht eingegangen sei, aber das überzeugte nicht einmal ihn selbst. Allerdings versuchte er auch gar nicht mehr, überzeugend zu wirken. Niemand in Clan ton oder überhaupt in Mississippi würde von dem Honorar jemals Kenntnis erlangen.
    Er hatte sich seit zwei Wochen nicht mehr rasiert und fand, der grau melierte Bart stand ihm gut. Er hörte auf zu essen und trug weder Sakko noch Krawatte. Die blauen Flecke und die Fäden an seiner Stirn waren verschwunden. Wenn er sich in der Stadt blicken ließ, was nur selten vorkam, stutzten die Leute und tuschelten, denn es hieß, der arme Mack stehe vor dem Ruin. Die Gerüchte über seine Insolvenz verbreiteten sich im Gericht wie ein Lauffeuer, und als bekannt wurde, dass Lisa die Scheidung eingereicht hatte, kannten Juristen, Justizangestellte und Sekretärinnen kaum noch ein anderes Thema. Sein Büro blieb während der Geschäftszeiten und außerhalb geschlossen. Niemand ging ans Telefon.
    Das Kettensägen-Geld wurde auf ein neu eröffnetes Bankkonto in Memphis überwiesen, von dem aus es diskret verteilt wurde. Mack hob fünfzigtausend Dollar in bar ab, zahlte Odell Grove und Jerrol Baker aus und hatte ein gutes Gefühl dabei. Natürlich hatten die beiden Anspruch auf mehr,

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