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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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das Lucky Jack in aller Stille eröffnet. Er schaltete Anzeigen in den Zeitungen der umliegenden Countys, in denen er bessere Gewinnchancen, Spielautomaten mit mehr Jackpots und »den größten Pokerraum von Mississippi« anpries. Das war eine unverfrorene Lüge, doch niemand wagte es, ihm öffent li ch zu widersprechen. Am Anfang lief das Geschäft schleppend; die Einheimischen hatten ihre Drohung wahrgemacht und kamen nicht. Die meisten Gäste stammten aus den angrenzenden Countys, und nur wenige Spieler blieben über Nacht. Das Hotelhochhaus war leer.
    Häuptling Larry begegnete nur selten jemandem, mit dem er reden konnte, wenn er seine Tour durch den Spielsaal machte.
    Nach der ersten Woche hatte sich in Clanton herumgesprochen, dass das Casino in Schwierigkeiten war. Experten zum Thema dozierten in den Coffeeshops im Stadtzentrum. Mutigere gaben zu, im Lucky Jack gewesen zu sein, und berichteten zufrieden, dass es so gut wie leer gewesen sei. Die Prediger frohlockten von ihren Kanzeln - der Satan war besiegt. Die Indianer waren wieder einmal vernichtend geschlagen worden.
    Nach zwei Wochen äußerst schleppenden Geschäftsbetriebs war Bobby Carl der Meinung, dass es Zeit zum Mogeln war. Er rief eine seiner Exfreundinnen an, die nichts dagegen hatte, in die Zeitung zu kommen, und manipulierte die Spielautomaten, so dass sie mit einem Ein-Dollar-Jeton auf einen Schlag vierzehntausend Dollar gewann. Ein zweiter Strohmann, der in Polk County wohnte, gewann achttausend Dollar an den »Spielautomaten mit den meisten Jackpots diesseits von Vegas«. Die beiden Gewinner posierten für ein Foto mit Häuptling Larry, als dieser ihnen mit viel Getue überdimensional vergrößerte Schecks überreichte, und Bobby Carl schaltete ganzseitige Anzeigen in acht Wochenzeitungen, darunter auch in der Ford County Times.
    Die Verlockung des sofortigen Reichtums war überwältigend. Der Umsatz verdoppelte sich, dann verdreifachte er sich. Nach sechs Wochen machte das Lucky Jack Gewinn. Das Hotel bot Wochenendpakete mit kostenloser Übernachtung an und hatte häufig keine freien Zimmer mehr. Die ersten Wohnmobile aus anderen Bundesstaaten rollten heran. Riesige Plakatwände im gesamten Norden Mississippis bewarben die tolle Zeit im Lucky Jack.
    An Stella war die tolle Zeit vorbeigegangen. Sie war achtundvierzig, Mutter einer erwachsenen Tochter und Frau eines Mannes, den sie nicht mehr liebte. Als sie Sidney geheiratet hatte, hatte sie gewusst, dass er langweilig, ruhig und nicht besonders attraktiv war und dass es ihm an Ehrgeiz mangelte. Nun, da sie auf die fünfzig zuging, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, warum sie sich je zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Mit der Romantik und der Leidenschaft war es schnell vorbei gewesen, und als ihre Tochter geboren wurde, bestand ihre Ehe nur noch auf dem Papier. An Stellas dreißigstem Geburtstag vertraute sie einer ihrer Schwestern an, dass sie todunglücklich sei. Ihre Schwester, die eine Scheidung hinter sich und die nächste vor sich hatte, riet ihr, Sidney loszuwerden und sich einen Mann mit Persönlichkeit zu suchen, jemanden, der das Leben genoss und der möglichst auch noch Geld hatte. Stattdessen vergötterte Stella ihre Tochter und fing heimlich an, die Pille zu nehmen. Der Gedanke an ein zweites Kind mit Sidneys Genen war alles andere als reizvoll für sie.
    Inzwischen waren achtzehn Jahre vergangen, und die Tochter war ausgezogen. Sidney hatte ein paar Kilo zugenommen, bekam langsam graue Haare und war lethargischer und langweiliger als jemals zuvor. Er arbeitete als Sachbearbeiter für eine mittelgroße Lebensversicherung und gab sich damit zufrieden, Jahr um Jahr dort abzusitzen und von seinem Ruhestand zu träumen, von dem er aus unerfindlichen Gründen annahm, dass er weitaus aufregender sein würde als die ersten fünfundsechzig Jahre seines Lebens. Stella wusste es besser. Sie wusste, dass Sidney, egal, ob er arbeitete oder im Ruhestand war, immer der gleiche unausstehliche Versager sein würde, dessen stumpfsinnige tägliche Rituale sich niemals ändern und sie irgendwann in den Wahnsinn treiben würden. Sie hatte genug.
    Stella wusste, dass er sie immer noch liebte, ja geradezu vergötterte, doch sie konnte seine Gefühle nicht erwidern. Jahrelang machte sie sich vor, dass ihre Ehe immer noch auf Liebe beruhe, auf jener Art von nüchterner, tief verwurzelter Liebe, die Jahrzehnt um Jahrzehnt überdauerte. Doch irgendwann war es vorbei mit dieser Vorstellung.
    Sie

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