John Grisham
Hotel sowie die beiden 18-Loch-Golfplätze, das Kongresszentrum und die hauseigene Start- und Landebahn, alles in einem sehr ländlichen und einsamen Teil von Neshoba County gelegen.
»Er hat Angst vor Konkurrenz«, flüsterte Bobby Carl Häuptling Larry zu, während ihr Begleiter sie ohne jeden Enthusiasmus herumführte.
Als sie zurückführen, machte Bobby Carl sein Angebot. Er wollte den Yazoo das sechzehn Hektar große Waldgrundstück schenken. Damit hatte der Stamm endlich eine Heimat! Und auf dem Land konnten sie dann ein Casino bauen. Bobby Carl kannte einen Architekten und einen Bauunternehmer und einen Banker, und die Lokalpolitiker kannte er auch. Es war klar, dass er das Ganze schon seit einiger Zeit geplant hatte. Häuptling Larry war zu benommen und zu naiv, um viele Fragen zu stellen. Die Zukunft sah plötzlich sehr rosig aus, und Geld hatte damit nur wenig zu tun. Es ging um Respekt. Häuptl ing Larry hatte von einem Zuhause für sein Volk geträumt, von einem Ort, an dem seine Brüder und Schwestern leben konnten, an dem sie versuchen konnten, ihr kulturelles Erbe wiederauferstehen zu lassen.
Auch Bobby Carl träumte, doch seine Träume hatten herzlich wenig mit dem Ansehen eines seit langem in Vergessenheit geratenen Indianerstamms zu tun.
Das Geschäft sicherte ihm fünfzig Prozent an dem Casino. Dafür schenkte er den Yazoo die sechzehn Hektar Land, beschaffte die Finanzierung für das Projekt und beauftragte die Anwälte, den Regulierungsbehörden genügend Papier in den Rachen zu werfen. Allerdings gab es im Grunde genommen nicht viel zu regulieren, da das Casino auf Indianerland gebaut wurde.
Das County und der Bundesstaat konnten nichts dagegen tun; das war bereits durch mehrere Prozesse im ganzen Land entschieden worden.
Am Ende des langen Tages schüttelten sich die beiden Blutsbrüder die Hand und stießen mit einer Dose Diätlimonade auf die Zukunft an.
Das Grundstück im Wald wechselte seinen Besitzer, die Planierraupen walzten jeden Quadratzentimeter platt, die Anwälte gingen in Angriffsstellung, die Banker sahen das Licht am Ende des Tunnels, und binnen eines Monats brach über Clanton die entsetzliche Nachricht herein, dass Ford County ein Casino bekommen sollte. Tagelang brodelte die Gerüchteküche in den Coffeeshops im Zentrum, und im Gericht und den Büros der Stadt sprach man von nichts anderem mehr. Von Anfang an wurde Bobby Carls Name mit dem Skandal in Verbindung gebracht, was dem Ganzen eine ominöse Glaubwürdigkeit verlieh. Es passte zu ihm, war genau die Art von unmoralischem, profitablem Projekt, das er mit aller Macht vorantreiben würde. In der Öffentlichkeit leugnete Bobby Carl, etwas damit zu tun zu haben, doch privat bestätigte er das Projekt und ließ das auch jedem gegenüber durchsickern, von dem er annehmen konnte, dass er es weitererzählen würde.
Als zwei Monate später die ersten Fundamente gegossen wurden, gab es keinen traditionellen Spatenstich mit Lokalpolitikern, keine Reden mit dem Versprechen, Arbeitsplätze zu schaffen, keines der obligatorischen Gruppenfotos. Alles lief völlig unspektakulär ab, was auch gewollt war, und wenn nicht ein Zeitungsvolontär dabei gewesen wäre, dem jemand einen Tipp gegeben hatte, wäre der Beginn der Bauarbeiten niemandem aufgefallen. So jedoch erschien in der nächsten Ausgabe der Ford County Times ein großes Foto auf der Titelseite, auf dem ein von Bauarbeitern umringter Zementtransporter zu sehen war. Dem kurzen Artikel waren nur wenige Details zu entnehmen, was vor allem daran lag, dass niemand hatte reden wollen. Häuptling Larry war unabkömmlich hinter der Fleischtheke. Bobby Carl Leach hatte wichtige Termine außerhalb. Das Amt für Indianische Angelegenheiten beim Innenministerium zeigte sich unkooperativ. Eine anonyme Quelle bestätigte jedoch, dass das Casino »in ungefähr zehn Monaten« den Betrieb aufnehmen werde.
Der Artikel und das Foto auf der Titelseite bestätigten die Gerüchte, und die Stadt explodierte förmlich. Die Baptistenprediger sprachen sich ab und wetterten am folgenden Sonntag gegen das Glücksspiel und die damit zusammenhängenden Gefahren für ihre Kirchengemeinden. Sie riefen die Gläubigen dazu auf, Briefe zu schreiben. Schreibt Briefe! Ruft eure Mandatsträger an! Behaltet eure Nachbarn im Auge, auf dass sie nicht der Sünde des Glücksspiels anheimfallen. Sie mussten dieses Krebsgeschwür von ihrer Stadt fernhalten. Die Indianer griffen erneut an.
Die nächste Ausgabe
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