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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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Kreuzfahrt in der Karibik gewinnen konnten. Sie annoncierte den Wettbewerb, manipulierte die Ergebnisse, suchte ein paar ihrer neuen Freunde und einige von Bobby Carl aus und gab dann über eine große Anzeige die Gewinner in den Lokalzeitungen bekannt. Dann ging es los. Bobby Carl und Stella, eine Handvoll leitender Angestellter aus dem Casino - Häuptling Larry wollte nicht mitkommen, was für alle eine große Erleichterung war - und die zehn Gewinnerpaare verließen Clanton in schwarzen Limousinen und fuhren zum Flughafen in Memphis. Von dort flogen sie nach Miami und gingen mit viertausend anderen Urlaubern zusammen an Bord eines Schiffes, zu einer Kreuzfahrt in intimem Rahmen.
    Nachdem sie das Land verlassen hatten, begann das Valentinstag-Massaker. An einem Abend, an dem sehr viel los war - Stella hatte ausgiebig Werbung für alle möglichen kitschigen Gratisangebote gemacht -, betrat Sidney das Casino. Er sah allerdings nicht aus wie der Sidney, der dieses Casino schon öfter besucht hatte. Seine dunkel gefärbten Haare waren lang und strähnig und hingen ihm bis über die Ohren. Er hatte sich seit einem Monat nicht rasiert, und für seinen Bart hatte er das gleiche billige Färbemittel wie für seine Haare benutzt. Auf seiner Nase saß eine große, runde Hornbrille mit getönten Gläsern, so dass seine Augen kaum zu erkennen waren. Er trug eine lederne Motorradjacke und Jeans sowie an sechs Fingern Ringe aus unterschiedlichen Materialien. Eine schwarze, verwegen nach links hängende Baskenmütze bedeckte den größten Teil seines Kopfes. Damit die Sicherheitsleute an den Monitoren der Überwachungskameras eine Etage höher etwas zu sehen bekamen, hatte er beide Handrücken mit falschen obszönen Tätowierungen geschmückt.
    Diesen Sidney hatte noch nie jemand gesehen.
    Von den zwanzig Blackjacktischen waren nur drei für Spieler mit hohen Einsätzen vorgesehen. Pro Blatt mussten mindestens einhundert Dollar eingesetzt werden, weshalb an diesen Tischen in der Regel nur wenig los war. Sidney ging an einen der Tische, zog ein Bündel Banknoten aus der Tasche und sagte: »Fünftausend, in Hundert-Dollar-Jetons.« Die Geberin lächelte, als sie die Scheine nahm und auf dem Tisch ausbreitete. Ein Tischchef sah ihr über die Schulter dabei zu. Blicke, Kopfnicken, und eine Etage höher richteten sich zwei Augen auf einen Monitor. Außer Sidney saßen noch zwei Spieler am Tisch, die ihn aber kaum zur Kenntnis nahmen. Beide waren nicht mehr nüchtern und hatten bis auf ein paar Jetons schon alles verloren.
    Sidney spielte wie ein Amateur und verlor zweitausend Dollar innerhalb von zwanzig Minuten. Der Tischchef wurde lockerer; es gab nichts, worüber er sich Sorgen machen musste. »Haben Sie eine Clubkarte?«, fragte er.
    »Nein« war die barsche Antwort. Und bietet mir bloß keine an.
    Al s die beiden anderen Männer den Tisch verließen, expandierte Sidney und spielte an drei Plätzen gleichzeitig. Innerhalb kurzer Zeit hatte er seine zweitausend Dollar wieder, dann kamen weitere viertausendfünfhundert Dollar zu seinen Jetonstapeln hinzu. Der Tischchef ging auf und ab und versuchte krampfhaft, nicht in Sidneys Richtung zu starren. Die Geberin mischte gerade die Karten, als eine Cocktail-Kellnerin einen Wodka mit Orangensaft brachte. Sidney nippte daran, trank aber so gut wie nichts. Die nächsten fünfzehn Minuten spielte er an vier Plätzen mit je eintausend Dollar Einsatz und machte weder Gewinn noch Verlust, dann gewann er sechs Blatt nacheinander und damit vierundzwanzigtausend Dollar. In Hundert-Dollar-Jetons war das so viel, dass man die Stapel kaum noch bewegen konnte, daher sagte er: »Ich möchte die violetten Jetons haben.« Der Tisch hatte nur zwanzig der Tausend-Dollar-Jetons, so dass die Geberin eine Pause machen musste, während der Tischchef die Jetons holen ließ. »Möchten Sie etwas essen?«, fragte er leicht nervös.
    »Ich habe keinen Hunger«, erwiderte Sidney. »Aber ich gehe schnell auf die Toilette.«
    Als das Spiel fortgesetzt wurde, machte Sidney, der immer noch allein am Tisch saß und inzwischen einige Zuschauer hatte, mit vier Spielen zu je zweitausend Dollar weiter. Fünfzehn Minuten lang kam er mit null heraus, dann sah er den Tischchef an und fragte: »Können wir den Geber wechseln?«
    »Aber natürlich.«
    »Ich hätte gern wieder eine Frau.«
    »Kein Problem.«
    Eine junge Latina trat an den Tisch und begrüßte Sidney mit einem matten »Viel Glück«. Sidney antwortete nicht. Er

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