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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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neun Uhr am nächsten Morgen betraten Sidney und sein Anwalt die Merchants Bank im Stadtzentrum von Clanton und verlangten, den Direktor zu sprechen. Als sie in seinem Büro waren, zog Sidney einen vordatierten Scheck des Lucky Jack Casino über den Betrag von neunhundertfünfundvierzigtausend Dollar aus der Tasche, der in drei Tagen fällig wurde. Der Direktor sah sich den Scheck an, fuhr sich über das Gesicht und sagte dann mit schwacher Stimme: »Es tut mir leid, aber wir können den Scheck nicht einlösen.«
    »Und in drei Tagen ?«, erkundigte sich der Anwalt.
    »Das bezweifle ich.«
    »Haben Sie mit dem Casino gesprochen? «
    » Ja, mehrmals sogar.«
    Eine Stunde später marschierten Sidney und sein Anwalt in das für Ford County zuständige Gericht und betraten die Geschäftsstelle, wo sie einen Antrag auf einstweilige Verfügung zur sofortigen Schließung des Lucky Jack und Begleichung der Schuld stellten. Der Richter, Willis Bradshaw, setzte für neun Uhr am nächsten Morgen eine Eilanhörung an.
    Bobby Carl verließ das Schiff in Puerto Rico und versuchte, auf den nächsten Flug nach Memphis zu kommen. Am späten Abend erreichte er Ford County und fuhr in einem bei Hertz gemieteten Kleinwagen schnurstracks zum Casino, wo er nur wenige Spieler und noch weniger Mitarbeiter vorfand. Niemand wusste, was am Abend vorher geschehen war. Der Manager hatte gekündigt und war nicht auffindbar. Einer der beiden Tischchefs, die mit Sidney zu tun gehabt hatten, war angeblich außer Landes gegangen. Bobby Carl drohte, alle Angestellten zu feuern bis auf Häuptling Larry, der von dem Chaos eindeutig überfordert war. Um Mitternacht traf sich Bobby Carl mit dem Bankdirektor und einigen Anwälten. Die Lage war mehr als nur beunruhigend.
    Stella war noch auf dem Schiff, konnte die Seereise aber nicht mehr genießen. Mitten in dem Chaos, als Bobby Carl mit mehreren Leuten gleichzeitig telefoniert und mit allen möglichen Gegenständen um sich gewor fen hatte, hatte sie ihn brüllen hören: »Sidney Lewis! Wer zum Teufel ist dieser Sidney Lewis?«
    Sie sagte nichts, zumindest nichts über den Sidney Lewis, den sie kannte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr Exmann fähig gewesen war, ein Casino zu sprengen. Ihre Unruhe wurde immer größer, und als das Schiff in George Town auf Grand Cayman anlegte, nahm sie sich ein Taxi zum Flughafen und trat die Heimreise an.
    Richter Bradshaw begrüßte die zahlreich erschienenen Zuschauer in seinem Gerichtssaal. Er bedankte sich für ihr Kommen und lud sie ein, auch an den weiteren Verhandlungstagen dabei zu sein. Dann fragte er, ob die Anwälte so weit waren, dass er fortfahren konnte.
    Bobby Carl saß mit rot geränderten Augen und unrasiertem Gesicht neben seinen Anwälten und Häupding Larry, der das erste Mal in seinem Leben einen Gerichtssaal von innen sah und derart nervös war, dass er einfach die Augen schloss und so tat, als würde er meditieren. Obwohl Bobby Carl schon viele Gerichtssäle gesehen hatte, belastete ihn die Anhörung genauso. Alles, was er besaß, hatte er als Sicherheit für den Bankkredit verpfändet, und jetzt standen die Zukunft des Casinos und sein gesamtes Vermögen auf dem Spiel.
    Einer seiner Anwälte erhob sich und sagte: »Euer Ehren, wir sind so weit, aber wir haben beantragt, das Verfahren wegen Unzuständigkeit des Gerichts abzuweisen. Diese Angelegenheit gehört nicht vor ein Gericht des Staates Mississippi, sondern vor ein Bundesgericht.«
    »Ich habe Ihren Antrag gelesen«, erwiderte Richter Bradshaw. Es war klar, dass ihm das, was er gelesen hatte, nicht gefallen hatte. »Und ich erkläre dieses Gericht für zuständig.«
    »Dann klagen wir noch heute beim Bundesgericht«, gab der Anwalt zurück.
    »Das kann ich Ihnen nicht verbieten. Sie können klagen, wo Sie wollen.«
    Richter Bradshaw hatte den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn damit verbracht, wüste Auseinandersetzungen zwischen streitenden Ehepaaren zu schlichten, und im Laufe der Jahre eine extreme Abneigung gegen die Gründe für Scheidungen entwickelt. Alkohol, Drogen, Ehebruch, Glücksspiel - er hatte ständig mit diesen Lastern zu tun. Er unterrichtete in der Sonntagsschule der Methodisten und hatte sehr genaue Vorstellungen davon, was richtig und was falsch war. Glücksspiel war ihm ein Gräuel, und er war hocherfreut, eine Gelegenheit zu bekommen, dagegen anzugehen.
    Sidneys Anwalt argumentierte lautstark, dass das Casino unterkapitalisiert sei und nicht genug

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