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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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wurden. Doch wenn Mr. Leach davon ausging, dass sie nicht viel mehr tun würde, als ab und zu ans Telefon zu gehen und bei Bedarf einen Striptease vor ihm hinzulegen, hatte er sich gründlich verrechnet. Stella verschaffte sich einen Überblick über sein Imperium und fand nur wenig, das für sie von Interesse war. Nutzholz, unbebaute Grundstücke, Mietobjekte, Landmaschinen und billige Motels waren so langweilig wie Sidney, vor allem im Vergleich zum Glamour eines Casinos. Sie gehörte ins Lucky Jack, und schon bald hatte sie ein Büro in der Etage über dem Spielsaal, wo Bobby Carl abends mit einem Gin Tonic in der Hand umherschlenderte, die unzähligen Videokameras anstarrte und sein Geld zählte. Stella war jetzt Betriebsleiterin und fing an, eine Erweiterung des Speisesaals zu planen und mit einem Hallenbad zu liebäugeln. Sie hatte eine Menge Ideen, und Bobby Carl war froh, eine unkomplizierte Bettgespielin zu haben, die sich genauso engagiert um das Geschäft kümmerte.
    In Karraway hörte Sidney schon bald Gerüchte, nach denen sich seine geliebte Stella mit diesem Gauner Leach eingelassen habe, was seine Depressionen noch verstärkte. Es machte ihn krank. Zuerst dachte er an Mord, dann an Selbstmord. Er träumte davon, sie so zu beeindrucken, dass sie zu ihm zurückkam. Als er hörte, dass sie das Casino leitete, fuhr er nicht mehr hin. Aber das Glücksspiel gab er nicht auf. An den Wochenenden spielte er jetzt in den Casinos in Tunica County am Mississippi. In einer Marathonsitzung in einem Casino der Choctaw in Neshoba County gewann er vierzehntausend Dollar, und nachdem er im Grand Casino in Biloxi an zwei Tischen achtunddreißigtausend Dollar abgeräumt hatte, bat man ihn zu gehen. Er nahm eine Woche Urlaub und flog nach Las Vegas, wo er alle vier Stunden das Casino wechselte und die Stadt mit über sechzigtausend Dollar Gewinn verließ. Er kündigte seine Stelle bei der Versicherung und ging für zwei Wochen auf die Bahamas, wo er in jedem Casino von Freeport und Nassau die Hundert-Dollar-Jetons stapelweise scheffelte. Er kaufte sich ein Wohnmobil, fuhr durchs Land und hielt in jedem Reservat, das ein Casino vorweisen konnte. Von den etwa ein Dutzend Casinos, die er fand, waren alle froh, als er wieder ging. Dann war erneut Vegas an der Reihe, wo er einen Monat blieb und bei dem besten Glücksspieler der Welt in die Lehre ging, dem Mann, der So sprenge ich das Casino geschrieben hatte. Der Privatkurs kostete Sidney fünfzigtausend Dollar, war aber jeden Penny wert. Sein Lehrer bescheinigte ihm, dass er das Talent, die Disziplin und die Nerven habe, um Blackjack als Profi zu spielen. Ein solches Lob war höchst selten.
    Nach vier Monaten hatte sich das Lucky Jack in der örtlichen Szene etabliert. Jeglicher Widerstand erstarb; es war klar, dass das Casino bleiben würde. Mit der Zeit entwickelte es sich zu einem beliebten Veranstaltungsort für Vereine, Klassentreffen, Junggesellenpartys, sogar ein paar Hochzeiten wurden dort gefeiert. Häuptl ing Larry plante den Bau eines Verwaltungszentrums für die Yazoo und sah begeistert zu, wie sein Stamm immer größer wurde. Leute, die bis dahin jede Andeutung, indianische Vorfahren zu haben, entrüstet zurückgewiesen hatten, verkündeten plötzlich voller Stolz, ein Vollblut-Yazoo zu sein. Die meisten brauchten einen Job, und als der Häupding davon sprach, die Gewinne aus dem Casino in Form von monatlichen Zuwendungen teilen zu wollen, hatte sein Stamm innerhalb kürzester Zeit über einhundert Angehörige.
    Bobby Carl steckte seinen Anteil an den Gewinnen natürlich ein, doch über die Maßen gierig war er noch nicht. Auf Stellas ständiges Bohren hin lieh er sich noch mehr Geld, um einen Golfplatz und ein Kongresszentrum zu finanzieren. Die Bank zeigte sich erstaunt und erfreut über die hohe Liquidität und erweiterte den Kreditrahmen. Sechs Monate nach der Eröffnung hatte das Lucky Jack zwei Millionen Dollar Schulden, doch niemand machte sich deshalb Sorgen.
    In den sechsundzwanzig Jahren, die Stella mit Sidney verbracht hatte, war sie kein einziges Mal im Ausland gewesen und hatte nur wenig von den Vereinigten Staaten gesehen. Sidneys Vorstellung eines gelungenen Urlaubs war eine billige Ferienwohnung an irgendeinem Strand in Florida gewesen, und selbst das nie länger als für fünf Tage. Ihr neuer Mann hatte eine Schwäche für Schiffe und Kreuzfahrten, und deswegen ließ Stella sich zum Valentinstag einen Wettbewerb einfallen, bei dem zehn Paare eine

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