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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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setzte an jedem der vier Plätze eintausend Dollar und verlor dreimal hintereinander. Dann erhöhte er den Einsatz auf dreitausend Dollar je Blatt und gewann viermal in Folge.
    Das Casino hatte inzwischen sechzigtausend Dollar verloren. Bis jetzt waren einhunderttausend Dollar in einer Nacht der Rekord beim Blackjack im Lucky Jack gewesen. Abgeräumt hatte ein Arzt aus Memphis, der aber am darauffolgenden Abend die gleiche Summe und noch erheblich mehr verlor. »Lasst sie ruhig gewinnen«, sagte Bobby Carl gern. »Das holen wir uns alles wieder zurück.«
    »Ich hätte gern ein Eis«, sagte Sidney zu dem Tischchef, der sofort mit den Fingern schnippte. »Welche Sorte?«
    »Pistazie.«
    Nach kurzer Zeit wurde ihm ein Plastikschälchen mit einem Löffel und einer Portion Eiscreme serviert. Sidney gab der Kellnerin seinen letzten Hundert-Dollar-Jeton als Trinkgeld. Er aß einen Löffel Eis, dann setzte er je fünftausend Dollar an vier Plätzen. Zwanzigtausend Dollar bei einem Blatt zu riskieren, war sehr selten, und die Nachricht davon verbreitete sich in Windeseile im Casino. Hinter Sidney bildete sich eine kleine Menschenmenge, doch er nahm keine Notiz davon. Von den nächsten zehn Blatt gewann er sieben, so dass er bei hundertzweitausend Dollar war. Während die Geberin die Karten mischte, aß Sidney langsam sein Eis und tat nichts anderes, als die Karten anzustarren.
    Es ging mit dem neuen Schlitten weiter, und Sidney variierte seine Einsätze von zehntausend bis zwanzigtausend Dollar pro Blatt. Als er weitere achtzigtausend Dollar gewonnen hatte, griff der Tischchef ein und sagte: »Das reicht. Sie zählen Karten.«
    »Sie irren sich«, sagte Sidney.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe«, warf jemand hinter Sidney ein, doch der Tischchef ignorierte ihn.
    Die Geberin hielt sich aus dem Ganzen raus. »Sie zählen Karten«, wiederholte der Tischchef.
    »Das ist nicht verboten«, erwiderte Sidney.
    »Nein, aber wir haben unsere eigenen Regeln.«
    »Was soll der Mist?«, brummte Sidney, dann aß er noch einen Löffel Eis.
    »Es reicht. Ich muss Sie bitten zu gehen.«
    »In Ordnung. Meinen Gewinn will ich in bar.«
    »Wir stellen einen Scheck aus.«
    »Auf keinen Fall. Ich bin mit Bargeld hier reinmarschiert, also gehe ich auch mit Bargeld wieder raus.«
    »Sir, würden Sie bitte mitkommen?«
    »Wohin?«
    »Wir regeln das im Büro des Kassierers.«
    »Gut. Aber ich will Bargeld haben.«
    Als die beiden den Tisch verließen, sah ihnen die Menge hinterher. Im Büro des Kassierers zog Sidney einen gefälschten Führerschein aus der Tasche, dem zufolge er Mr. Jack Ross aus Dothan, Alabama, war. Der Kassierer und der Tischchef füllten das vorgeschriebene Formular der Finanzbehörde aus, und nach einer hitzigen Diskussion verließ Sidney das Casino mit einem Bankbeutel aus Segeltuch, der hundertvierundachtzigtausend Dollar in Hundert- Dollar-Scheinen enthielt.
    Am nächsten Abend war er wieder da, dieses Mal in einem dunklen Anzug mit weißem Hemd und Krawatte. Er sah völlig anders aus. Der Bart, die langen Haare, die Ringe, die Tätowierungen, die Baskenmütze und die alberne Brille waren verschwunden. Sein Kopf war kahl rasiert, die Oberlippe zierte ein schmaler grauer Schnurrbart, und auf der Nase thronte eine Lesebrille mit Goldrand. Er hatte sich einen anderen Tisch mit einem anderen Geber ausgesucht. Der Tischchef vom gestrigen Abend hatte frei. Sidney legte ein Bündel Scheine auf den Tisch und bat um vierundzwanzig Tausend-Dollar-Jetons. Er spielte dreißig Minuten lang, gewann zwölf von fünfzehn Blatt und verlangte dann einen privaten Tisch, an dem er allein spielen konnte. Der Tischchef führte ihn in einen kleinen Raum in der Nähe der Pokertische. Die Sicherheitsleute im Stockwerk darüber standen vor den Monitoren der Überwachungskameras und verfolgten jede seiner Bewegungen.
    »Ich hätte gern Zehntausend-Dollar-Jetons«, verkündete Sidney. »Und einen Mann als Geber.«
    Kein Problem. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ein Sprite. Und was zum Knabbern.«
    Er zog noch mehr Scheine aus der Tasche und zählte die Jetons, die er dafür bekam. Es waren zwanzig Stück. Er spielte an drei Plätzen gleichzeitig, und fünfzehn Minuten später hatte er zweiunddreißig Jetons vor sich Hegen. Ein zweiter Tischchef und der diensthabende Manager hatten sich zu ihnen gesellt. Sie standen hinter dem Geber und sahen mit verkniffenen Gesichtern zu.
    Sidney knabberte Salzgebäck, als würde er einen Zwei-Dollar-Spielautomaten mit

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