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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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und gelbem oder grünem Leuchtstift markiert waren. »Ich sehe mir gerade die Auswahl der Geschworenen an. Mein Anwalt fragte die Geschworenen, ob einer von ihnen für eine Versicherung arbeitete. Eine Frau bejahte das und wurde daraufhin abgelehnt. Ein gewisser Mr. Rupert sagte nichts und wurde als Geschworener ausgesucht. Genau genommen arbeitete er nicht für eine Versicherung, er war gerade in Pension gegangen - nachdem er dreißig Jahre für eine Versicherung gearbeitet hatte. Nach dem Prozess und nach der Berufung haben wir herausgefunden, dass Mr. Rupert während den Beratungen der Geschworenen der eifrigste Verteidiger von Dr. Trane war. Er hat viel zu viel gesagt. Machte ein fürchterliches Theater, wenn einer der anderen Geschworenen auch nur erwähnte, dass man Michael vielleicht doch ein bisschen Geld zusprechen könnte. Wissen Sie, um wen es geht, Wade?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?« Cranwell legte die Mitschrift aus der Hand und ging einen Schritt auf Stanley zu. »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Mr. Rupert hat dreißig Jahre lang als Schadenssachbearbeiter für die Southern Delta Mutual gearbeitet und war für den gesamten Norden Mississippis zuständig. Ihre Kanzlei hat jede Menge Versicherungsgesellschaften vertreten, einschließlich der Southern Delta Mutual. Und Sie wollen mir sagen, dass Sie Mr. Rupert nicht gekannt haben?« Noch ein Schritt näher. Gleich würde die nächste Ohrfeige kommen.
    »Ich habe ihn nicht gekannt.«
    Finger, die in die Luft gestoßen wurden. »Lüge Nummer fünf«, verkündete Cranwell und hielt den Geschworenen die ausgestreckten Finger seiner Hand hin. »Oder ist es schon Nummer sechs? Ich habe den Überblick verloren.«
    Stanley machte sich auf einen Stoß oder eine Ohrfeige gefasst, doch nichts geschah. Stattdessen ging Cranwell wieder zum Aktenschrank und holte vier weitere Ordner aus der obersten Schublade. »Fast zweitausend Seiten voller Lügen«, sagte er, während er die Ordner aufeinanderstapelte. Stanley holte tief Luft und atmete erleichtert aus, weil er der Gewalt zumindest fürs Erste entkommen war. Er starrte auf das billige Linoleum zwischen seinen Schuhen und musste sich eingestehen, dass er wieder einmal in die Falle getappt war, in die sich so viele gebildete und gut verdienende Einheimische locken ließen, wenn sie sich einredeten, dass der Rest der Bevölkerung dumm und unwissend war. Cranwell war intelligenter als die meisten Anwälte in der Stadt und erheblich besser vorbereitet.
    Nachdem Cranwell eine Handvoll Lügen aufgedeckt hatte, war er bereit fortzufahren. »Über die Lügen, die Dr. Trane erzählt hat, haben wir noch nicht gesprochen. Vermutlich werden Sie jetzt sagen, das sei sein Problem, nicht Ihres.«
    »Er hat ausgesagt. Ich nicht«, erwiderte Stanley etwas zu schnell.
    Cranwell gab ein bitteres Lachen von sich. »Netter Versuch. Er ist Ihr Mandant. Sie haben ihn in den Zeugenstand gerufen, damit er aussagt.«
    »Ja.«
    »Und bevor er ausgesagt hat, lange vorher, haben Sie ihm dabei geholfen, sich auf seine Aussage vorzubereiten, nicht wahr?«
    »Das ist die Aufgabe von Anwälten.«
    »Danke. Dann ist es also die Aufgabe von Anwälten, ihren Mandanten beim Lügen zu helfen.« Es war keine Frage, und Stanley hatte auch nicht vor, darüber zu diskutieren. Cranwell blätterte einige Seiten um. »Hier haben wir ein Beispiel für Dr. Tranes Lügen, zumindest unserem Sachverständigen nach, ein feiner Mann, der immer noch in seinem Beruf arbeitet, der seine Zulassung nicht verloren hat, der kein Alkoholiker und Medikamentensüchtiger war und nicht aus Mississippi fortgejagt wurde. Können Sie sich noch an ihn erinnern, Wade?«
    »Ja.«
    »Dr. Parkin. Ein rechtschaffener Mann. Sie haben ihn wie ein Tier angegriffen, Sie haben ihn vor den Augen der Geschworenen in Stücke gerissen, und danach haben Sie sich mit einem zufriedenen Grinsen wieder hingesetzt. Kannst du dich noch erinnern, Becky?«
    »Natürlich erinnere ich mich noch daran«, entgegnete Becky wie auf ein Stichwort.
    »Hier steht, was Dr. Parkin über den guten Dr. Trane gesagt hat. Er hat gesagt, dass sein Kollege es versäumt habe, Wehen zu diagnostizieren, als Becky zum ersten Mal ins Krankenhaus kam, dass er sie nicht nach Hause hätte schicken sollen, wo sie drei Stunden wartete, bevor sie das Krankenhaus ein zweites Mal aufsuchte, während Dr. Trane nach Hause fuhr und ins Bett ging, dass er sie mit der Begründung

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