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John Grisham

John Grisham

Titel: John Grisham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Gesettz
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nach Hause geschickt hätte, der Wehenmonitor habe keine Wehentätigkeit gemessen, während er in Wahrheit den Ausdruck falsch gelesen hatte, dass Dr. Trane, nachdem er endlich wieder im Krankenhaus war, Becky über mehrere Stunden Oxytocin verabreicht habe, dass er es versäumt habe, fötalen Stress zu diagnostizieren, dass er es erneut versäumt habe, den Ausdruck des Wehenschreibers richtig zu lesen, der eindeutig zeigte, dass Michaels Zustand sich verschlechterte und er dringend Hilfe brauchte, dass er es versäumt habe, zu diagnostizieren, dass das Oxytocin zu einer Hyperstimulation und einer übermäßigen uterinen Aktivität führte, dass er eine Entbindung mit der Saugglocke verpfuscht habe, dass er schließlich drei Stunden zu spät einen Kaiserschnitt durchgeführt habe, dass aufgrund des zu spät durchgeführten Kaiserschnitts eine Asphyxie und eine Hypoxie aufgetreten seien und dass es nicht zu der Asphyxie und der Hypoxie gekommen wäre, wenn er den Kaiserschnitt rechtzeitig durchgeführt hätte. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor, Wade?«
    »Ja, ich erinnere mich daran.«
    »Und erinnern Sie sich auch daran, dass Sie den Geschworenen gesagt haben - als Tatsache, weil Sie als brillanter Anwalt es mit den Fakten ja immer sehr genau nehmen -, dass nichts davon wahr sei, dass Dr. Trane sich strikt an die Berufs- und Standesregeln gehalten habe, blabla, blabla, blabla?«
    »Ist das eine Frage, Mr. Cranwell?«
    »Nein. Aber wie wäre es damit: Haben Sie den Geschworenen während Ihres Abschlussplädoyers gesagt, dass Dr. Trane einer der besten Ärzte sei, die Sie kennen, ein echter Gewinn für unsere Stadt, eine Führungspersönlichkeit, ein Mann, dem Sie Ihre Familie anvertrauen würden, ein großartiger Mediziner, den die aufrechten Bürger in Ford County in Schutz nehmen müssten? Erinnern Sie sich noch daran, Wade?«
    »Das ist jetzt acht Jahre her. Daran erinnere ich mich wirklich nicht mehr.«
    »Dann sehen wir uns doch mal Seite 1574 in Band fünf an.« Cranwell zog einen Ordner aus dem Stapel und blätterte zu der Seite. »Wollen Sie nachlesen, was Sie damals gesagt haben? Hier steht es. Ich habe es unzählige Male gelesen. Sehen Sie sich das an und lassen Sie die Lügen für sich selbst sprechen.« Er warf Stanley den Ordner ins Gesicht, doch der schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick ab.
    Vielleicht lag es an dem Lärm, der wachsenden Anspannung im Raum oder einfach an den unterbrochenen Schaltkreisen in seinem Gehirn, jedenfalls erwachte Michael plötzlich zum Leben. Der Anfall erfasste seinen ganzen Körper, und von einer Sekunde zur anderen begannen seine Arme und Beine heftig zu zucken. Ohne ein Wort eilte Becky an seine Seite, mit einer Zielstrebigkeit, die von langer Erfahrung zeugte. Cranwell vergaß Stanley für einen Moment und trat an das Bett, das ruckte und quietschte, weil die Metallstangen und Federn dringend geölt werden mussten. Doyle tauchte von irgendwoher auf, und alle drei kümmerten sich um Michael. Becky murmelte tröstende Worte und hielt behutsam seine Handgelenke fest. Cranwell sorgte dafür, dass ein weicher Gummikeil in Michaels Mund blieb. Doyle fuhr seinem Bruder mit einem feuchten Handtuch über den Kopf und sagte immer wieder: »Ist gleich vorbei, ist gleich vorbei.«
    Stanley sah zu, solange er konnte, dann beugte er sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie, legte das Kinn in die Hände und starrte auf seine Füße. Die vier Männer zu seiner Linken standen da wie Wächter mit unbewegten Gesichtern, und Stanley war sicher, dass sie vorher schon einmal bei einem Anfall dabei gewesen waren. Es wurde immer wärmer in dem Zimmer, und an Stanleys Hals liefen Schweißtropfen hinunter. Nicht zum ersten Mal musste er an seine Frau denken. Seine Entführung dauerte jetzt schon über eine Stunde an, und er fragte sich, was sie wohl gerade machte. Vielleicht lag sie schlafend auf dem Sofa, wo sie den größten Teil der letzten vier Tage damit verbracht hatte, mit viel Ruhe, Fruchtsaft und noch mehr Tabletten als sonst gegen ihre Erkältung anzukämpfen. Es war sehr wahrscheinlich, dass sie tief und fest schlief und gar nicht mitbekam, dass er das Abendessen - wenn man es denn so nennen wollte - noch nicht gebracht hatte. Falls sie wach war, hatte sie ihn vermutlich auf dem Handy zu erreichen versucht, aber er hatte das verdammte Ding in seinem Aktenkoffer gelassen, der im Wagen lag, und außerdem gab er sich immer sehr viel Mühe, es zu ignorieren, wenn er nicht

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