Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
Vom Netzwerk:
falls er seinen fünfzigsten und seinen sechzigsten Geburtstag erlebt hätte? Darüber können wir nur spekulieren. In seinen letzten Interviews hat er freilich nach wie vor darüber gesprochen, wie sehr es darauf ankomme, Lösungen in den Blickpunkt des gesellschaftlichen Interesses zu rücken, nicht Probleme. Nur so werde man die unerlässlichen Veränderungen möglich machen können. Mit der politischen Position, die er in »Revolution« geltend gemacht hatte – keinen kompletten Systemwechsel zu unterstützen, sofern er nicht zuvor von dem, was danach kommen solle, »den Plan sehen« würde –, war er weiterhin einverstanden. Die Selbstbefreiung des Menschen aus der Abhängigkeit von Führern aller Art war ihm nach wie vor ein großes Anliegen. Der Akzent lag für ihn auf der individuellen Entscheidung, Verantwortung und Handlung. Schwierigkeiten in seiner Ehe mit Yoko Ono räumte er zwar ein, dessen ungeachtet meinte er, sein Familienleben sei für seine persönliche Erfüllung und Zufriedenheit unverzichtbar.
    In dem Song »Serve Yourself«, den er 1980 im Lauf seiner Bermuda-Reise geschrieben hat, stellte er einmal mehr seine profane Sicht der Dinge anschaulich dar. Das Stück war eine spöttische Entgegnung auf »Gotta Serve Somebody«, jenen Song, in dem Bob Dylan nach Art eines Evangelisten das menschliche Dasein auf eine schlichte Dichotomie zu reduzieren versuchte – entweder man betreibe das Werk Gottes oder sei ein Diener des Teufels –, war eine Weile zuvor in den Charts weit nach oben geklettert.
    Noch wenige Stunden vor seinem Tod hat Lennon in einem Interview erklärt: »Ich glaube immer noch an die Liebe, an den Frieden; und ich glaube an das positive Denken – wenn ich dazu in der Lage bin. Nicht immer bin ich positiv, doch wenn ich es bin, versuche ich es zum Tragen zu bringen.«
    Seine Aufgeschlossenheit, so sagte er weiter, werde zwar von Skeptikern gern als Leichtgläubigkeit ausgelegt, doch sie immunisiere ihn dagegen, ein dogmatisch verhärteter Intellektueller zu werden: »Nach wie vor bin ich für alles offen und schenke fast allem Glauben, bis es widerlegt ist. Ich folge keinem vorgegebenen Muster. Ich habe keine vorgegebenen Antworten. Ich bin so offen wie eh und je.« 271
    Da es für ihn keine vorgegebenen Muster und keine vorgegebenen Antworten gab, hat Lennon sich selbst nie darum gekümmert, sein philosophisches Denken in der Weise zusammenzufassen, wie es dieses Buch versucht. Dazu war er ein viel zu sehr gegenwarts-und improvisationsorientierter Mensch. Bis zum Tag seines Todes blieb er ganz darauf ausgerichtet, sein Leben zu leben und von Zeit zu Zeit seine Einsichten anderen Menschen mitzuteilen, indem er sie in Form eines Songs oder anderer Kreativprojekte zugänglich machte. Diesen sporadisch veröffentlichten Botschaften lag allerdings erkennbar eine Struktur zugrunde.
    Lennons Philosophie war die eines Mannes aus der Arbeiterklasse, dessen Leben es mit sich brachte, dass er die Welt mit den Augen eines Künstlers betrachtete; eines Mannes von rastloser Intelligenz, der gewillt war,
alles
die Grundlagen seines Lebens und seiner Gesellschaft Betreffende in Zweifel zu ziehen. Von einem Großteil seiner Mitmenschen unterschied er sich zwar durch seinen großen Reichtum und die nahezu beispiellose Berühmtheit, zwar schockierte er sie vielfach durch Handlungen, die auf den ersten Blick verletzend wirken konnten, zumindest aber umstritten waren. Dennoch: Millionen von ihnen identifizierten sich mit ihm und seiner Wahrheitssuche, waren gewillt, ihm zuzuhören, und bereit, über seine menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten hinwegzusehen.
    Warum? Weil sie wussten, dass seine Worte die eines Bilderstürmers waren, der den Mut hatte auszusprechen, was ihm auf dem Herzen lag. »Ich habe nie Göttlichkeit für mich beansprucht, ich habe nie behauptet, meine Seele sei absolut rein. Ich habe auch nie behauptet, eine Antwort auf das Leben gefunden zu haben. Ich bringe lediglich Songs heraus und beantworte Fragen, so ehrlich wie möglich, aber eben auch
nur
, so gut ich es kann – nicht mehr und nicht weniger.« 272

15
Shining On
    Seit John Lennons Tod sind mittlerweile dreißig Jahre vergangen: ein angemessener zeitlicher Abstand, um eine Einschätzung vorzunehmen, welcher Stellenwert ihm als Denker zukommt. Wenn bislang die philosophische Basis seines kreativen Werks noch nicht ausreichend gewürdigt worden ist, hat das einen schlichten Grund. Es liegt einfach daran, dass

Weitere Kostenlose Bücher