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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eine Sekretärin, Cara Smith, also könnte es sein, dass sie im Büro ist, selbst wenn er nicht dort sein sollte.«
    »Dann müssen wir eben beide im Auge behalten. Ich werde mir was einfallen lassen, um sie beide zu beschäftigen. Ich werde also morgen schauen, wo sein Büro ist, mir das Sicherheitssystem ansehen, und dann ziehen wir die Sache morgen Abend durch. Du pflanzt die Wanze, ich kopiere seine Dateien, und dann sind wir auch schon weg, ohne dass jemand was merkt.«
    Natürlich nur, wenn alles nach Plan lief. Alles Mögliche konnte passieren, wie sie ja bereits einmal hatte lernen müssen.
    »Ich habe da ein kleines Geschenk für dich.« Ein leises Kleiderrascheln, dann spürte sie einen metallenen Gegenstand in ihrer Hand, noch warm von seinem Körper. Automatisch schlossen sich ihre Finger um den Griff der Pistole. »Es ist eine SIG, Kaliber 380, ein bisschen kleiner als die, mit der du trainiert hast, aber das bedeutet nur, dass sie sich leichter verbergen lässt.«
    »Ich werde sie mir in den Ausschnitt stecken«, sagte sie trocken, denn das Ding wog immer noch mehr als ein halbes Kilo und war gut fünfzehn Zentimeter lang. Erst jetzt, wo die Pistole in ihrer Hand lag, wurde ihr bewusst, wie unruhig sie gewesen war, wie wehrlos sie sich gefühlt hatte. Jetzt jedoch entspannte sich etwas in ihrem Innern. Sie hatte noch nie eine Waffe bei sich gehabt, nicht mal im Iran, denn das hätte sie bloß verraten. Wie kam es nur, dass so schnell ein Waffennarr aus ihr geworden war?
    Er stieß ein leises Lachen aus. »Braves Mädchen.« In seiner Stimme lag warme Zustimmung. Er tätschelte ihren Oberschenkel. »Wir sehen uns in ein paar Stunden. Was hast du morgen vor? Wann willst du aufstehen?«
    »Möglichst spät.« Da sie diese Nacht noch kein Auge zugetan hatte, würde sie wohl allen Schlaf brauchen, den sie kriegen konnte. »Abgesehen davon habe ich noch nichts vor.«
    »Dann treffen wir uns zum Lunch.«
    »Wo?«
    »Auf der Poolterrasse.«
    »Warum gerade da?« Natürlich gab es einen Grund. John tat nie etwas grundlos.
    »Um dich wiederzusehen, ein wenig zu schwimmen und Ronsard Gelegenheit zu geben, meine Schulternarbe zu bewundern, als kleine Extraberuhigung.«
    »Aber du hast doch gar keine Narbe an der Schulter«, sagte sie automatisch und hätte sich gleich darauf auf die Zunge beißen können, da es verriet, wie genau sie ihn sich angesehen hatte, als er beim Training das T-Shirt auszog.
    »Nein, aber Joseph Temple schon.«
    Dann hatte er also auch noch eine falsche Narbe zur Tarnung. Da fiel ihr wieder ein, dass er auch anders ausgesehen hatte, als Ronsard ihn ihr vorstellte, aber sie konnte nicht genau sagen, wie. »Und was hast du sonst noch gemacht? Du bist nicht derselbe.«
    »Hab meinen Haaransatz ein wenig verändert, die Augenbrauen sind gerader, und ich hatte ein paar Zellstoffröllchen in den Wangen, um meine Gesichtsform ein wenig zu verändern.«
    »Seit wann baust du diesen Joseph Temple schon auf?«
    »Seit Jahren. Zuerst war’s nur ein Name in einer Datei, dann habe ich ihn mehr und mehr ins Gespräch gebracht, hab hier ein paar Details und dort eine Beschreibung hinzugefügt, dazu ein Foto, auf dem nicht viel zu sehen ist. Aber es genügt, um Ronsard Haarlinien vergleichen zu lassen, und ich nehme an, das hat er.«
    »Aber jetzt wird er Fotos von dir haben«, warf sie ein. »Das weißt du doch. Eine solche Gelegenheit wird er sich doch nicht entgehen lassen.«
    »Das spielt keine Rolle.« Er erhob sich. »Temple wird nach dieser Sache nicht mehr existieren.«
    Wie ist das wohl, fragte sie sich, die Identitäten wie Hemden zu wechseln, stets nur für eine kleine Weile zu tragen und dann fortzuwerfen? Blieb da nicht immer ein kleines Stück von einem selbst zurück? Verlor man mit jedem Mal nicht mehr von seinem eigentlichen, wahren Selbst?
    Als er schon Anstalten machte, auf den Balkon hinauszutreten, fiel ihr noch etwas ein. »Wie bist du raufgekommen?«
    »Überhaupt nicht. Ich kam runter. Bin vom Dach runtergeklettert.« Mit diesen Worten schlüpfte er durch die Balkontür und verschwand.
    Niema stand auf und verriegelte die Balkontür, dann kroch sie wieder ins Bett zurück. Sie war zum Umfallen müde, doch obwohl sie vorhatte, recht lange auszuschlafen, war sie nicht sicher, ob sie überhaupt würde schlafen können. Die nächsten vierundzwanzig Stunden waren entscheidend, waren der Grund, warum sie sich überhaupt auf diese sorgfältig ausgearbeitete Charade eingelassen hatte. Sie

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