John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
Phalanx von Bodyguards stiften, denn das würde ihr Louis kaum danken.
Um neun Uhr spielte sie Tennis, und plötzlich tauchte auch der Gentleman vom Verteidigungsministerium auf, ohne Frauchen. Cara flirtete ungehemmt mit ihm, jedenfalls so lange, bis sie einen großen Mann mit Schnurrbart entdeckte, der einen Anzug und eine Sonnenbrille trug und sie von der Terrasse des Westflügels aus beobachtete. Hossam. Verdammt, wenn sie ihren Auserkorenen jetzt mit auf ihr Zimmer nahm, den einzig sicheren Ort für ein Schäferstündchen, dann würde Hossam es wissen und möglicherweise Ärger machen. Louis wäre verflucht sauer, wenn einer seiner Gäste von ihrem eifersüchtigen Ex-Lover umgebracht würde.
Wutentbrannt spielte sie das Spiel zu Ende, entschuldigte sich und stakste dann mit langen Schritten über den weitläufigen Rasen zur Westterrasse. Dabei schlug sie wütend mit dem Tennisschläger durch die Luft und wünschte, es wäre Hossams Schädel, den sie damit träfe. Wieso musste er ihr andauernd nachspionieren, verflucht nochmal. Sie hatte lediglich nett sein wollen, ihn nicht merken lassen wollen, dass sie ihn satt hatte, aber die nette Tour hatte nichts gefruchtet. Zeit, andere Saiten aufzuziehen.
Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und beobachtete stoisch, wie sie auf ihn zustürmte. Er war ein riesiger Kerl, fast zwei Meter groß, und das hatte ihr gefallen, weil sich das nicht nur auf die Körpermaße beschränkte, doch nun wünschte sie, er wäre nicht gar so groß, damit sie ihn ordentlich zusammenstauchen könnte.
»Hör auf damit«, zischte sie, dicht vor ihm stehen bleibend und hinauf in seine Sonnenbrille starrend. »Es ist aus, kapische? Aus! A-u-s. Kaputt. Vorbei. Ich würd’s ja auf Ägyptisch sagen, aber ich kenne das verdammte Wort dafür nicht. Wir hatten eine nette Zeit, aber jetzt will ich …«
»Arabisch.« Er besaß eine tiefe Bassstimme, die in seinem enormen Brustkasten vibrierte.
»Was?«
»Ägypter sprechen arabisch. So was wie ägyptisch gibt’s nicht.«
»Herzlichen Dank für die Belehrung.« Sie stach ihm mit dem Finger in die Brust. »Hör auf, mir nachzuspionieren, hör auf, mich zu beobachten – hör einfach auf. Ich will dir keine Schwierigkeiten machen, aber das werde ich, wenn ich muss. Ich hoffe, du verstehst mich.«
»Ich will doch nur mit dir zusammen sein.«
Himmelherrgottnochmal, dachte sie verzweifelt. »Du Holzkopf! Kapierst du denn nicht: Ich will nicht mit dir zusammen sein! Ich hab all deine Kunststückchen kennen gelernt, und jetzt suche ich mir einen anderen Zauberer. Lass mich bloß in Ruhe.«
Sie drängte sich rüde an ihm vorbei und stürmte ins Haus. Es gelang ihr, vor den Leuten, denen sie auf dem Weg in ihr Zimmer begegnete – es lag im zweiten Stock, mit Blick auf die Auffahrt –, ein Lächeln aufzusetzen, aber innerlich kochte sie vor Wut. Wenn Hossam ihr den besten Job vermasselte, den sie je hatte, dann würde sie ihm mit bloßen Händen den dicken Hals umdrehen. Männer. Die brachten einen noch auf den Gedanken, in ein Kloster zu gehen, dachte sie wutschäumend. Vielleicht brauchte sie im Moment ja gar keinen neuen Liebhaber; vielleicht sollte sie aber auch ihr Hirn untersuchen lassen, dass sie überhaupt so etwas in Betracht zog.
Wenn sie Hossam nochmal dabei ertappte, wie er nur in ihre Richtung sah, würde sie es Louis sagen. Genug war mehr als genug.
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, studierte John das Sicherheitssystem, während Ronsard die Tür zu seinem Büro entriegelte. Es handelte sich um ein Schloss, bei dem man eine Nummer eingeben musste, die in unterschiedliche Töne umgesetzt wurde, ähnlich wie beim Telefon. Ronsard achtete darauf, John dabei die Sicht auf das Nummernfeld zu verdecken, doch dieser versuchte gar nicht erst, hinzusehen. Er wandte sich halb ab und musterte den Gang, bemerkte dabei das blinkende Auge einer Kamera am anderen Ende und wandte sich so, dass man seine Hand nicht sah, die er in diesem Moment in seine Jackentasche steckte, um einen starken Minirecorder zu aktivieren, der die leise Tonfolge der Nummer aufnahm, die Ronsard eintippte.
»Hier sind wir ungestört«, erklärte Ronsard. »Bitte nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie etwas zu trinken? Einen Kaffee?«
»Nein, danke.« Mochte man ihn ruhig für paranoid halten, aber er war äußerst vorsichtig, wenn es darum ging, Essen oder Getränke von jemandem anzunehmen. Ein Büffet war in Ordnung, wenn sich auch alle anderen bedienten,
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