John Sincalir - 0971 - Ein Galgen für Morgana (3 of 3)
es »brannte« nicht mehr so stark. Seine Wärme war zum Großteil verlorengegangen.
Mein Zögern hatte schon seinen Sinn. Wenn ich jetzt die Aktivierungsformel rief, konnte es durchaus sein, daß die Kraft des Kreuzes das Pentagramm zerstörte. Dann war das Tor für mich verschlossen. So stand es noch offen.
Eines wunderte mich schon. Während Morgana Layton in den Kraftstrom aus der anderen Welt hineingeraten war, passierte bei mir nichts. Ich stand vor dem Tor, spürte nicht mal den Schauer auf meiner Haut. Es war so ungewöhnlich normal geworden, und das wiederum brachte mich schon durcheinander.
Die Lösung lag auf der Hand, aber ich hatte trotzdem länger überlegen müssen.
Diese Welt wollte mich nicht. Ich war nicht reif für Mallmanns Reich. Er ignorierte mich, er ließ mich draußen, aber er hatte sich eine andere geholt, Morgana Layton eben.
Mit ihr konnte er machen, was er wollte. Ich brauchte nicht viel Phantasie einzusetzen, um mir vorstellen zu können, wie seine Abrechnung mit der Wölfin aussehen würde.
Er würde sie vernichten. Sie hatte an seinem Ego gekratzt, denn beide wollten das gleiche. Vampire gegen Wölfe, alle strebten nach der Macht, und niemand wollte auch nur einen kleinen Schritt weichen oder zurückgehen.
So sah es aus.
Bei genauerem Nachdenken mußte ich mir wie ein Depp vorkommen, daß ich auf das Pentagramm starrte. Für mich war es ein magischer Riegel. Er versperrte mir den Zugang in die andere Dimension. Und ich wußte nicht, wie ich ihn knacken sollte.
Mußte es denn sein? Wollte ich dieser Wölfin unbedingt nach und mich Mallmann und Assunga stellen?
Es wäre eine Chance gewesen. Furcht kannte ich nicht, denn einmal mußte es so kommen. Einer von uns war einfach zuviel auf der Welt, wie immer man sie auch sah.
Das Pentagramm blieb. Keine Bewegung von seiner Seite. Auch der Kopf des anderen Mannes war verschwunden, dafür aber sah ich eine Bewegung im Hintergrund. Das geschah zur gleichen Zeit, als ich mir vorstellen konnte, mein Kreuz mit dem Pentagramm zu vereinen und den Kontakt der verschiedenen Pole herzustellen.
Plötzlich war es weg.
Ein leichtes Nachglühen noch, das war alles. Ich starrte gegen den normalen Fels, der allerdings nicht länger ruhig blieb, denn tief aus dem Hintergrund schob sich etwas hervor.
Ob sich diese Gestalt in einer anderen Dimension oder innerhalb des Felsens aufgehalten hatte, das fand ich nicht heraus, aber sie nahm schon an Deutlichkeit zu.
Und sie kannte ich auch, denn Mallmann hatte mir seine Botschafterin geschickt.
Es war Assunga, die Vampirhexe!
*
Verändert hatte sie sich nicht. Ich kannte sie so, ich kannte sie auch in ihrer Kleidung, denn wieder trug sie ihren Zaubermantel. Außen schwarz und innen gelb. Schon mehrmals hatte mich die Kraft des Mantels in die Schranken verwiesen, denn sie schaffte es als Trägerin, seine Macht für sich einzusetzen.
Der Mantel machte sie nicht unbesiegbar, aber sorgte dafür, daß sie von einer Sekunde zur anderen von der Bildfläche verschwinden konnte. Dazu brauchte sie den Mantel nur hochzuklappen, und schon war sie weg.
Diesmal stand er offen. Die gelbe Farbe schimmerte durch. Es war kein gewöhnliches Futter, es bestand aus einer dünnen Haut! Mein Blick war auf Assungas Gesicht gerichtet, in dem ich ihren Triumph entdeckte.
Ja, sie triumphierte.
Bestimmt auch deshalb, weil sie mich sah, sie aber trotzdem wußte, daß ich ihr nichts antun konnte, denn uns trennten tatsächlich unermeßliche Welten. Trotzdem schwang mir ihre Stimme aus dem magischen Tor im Fels entgegen.
»Es ist sogar jetzt schön für mich, dich zu sehen, John Sinclair. Wirklich, ich freue mich.«
»Ich weniger.«
»Das kann ich mir denken, denn du hast unseren Sieg miterleben müssen, ohne selbst eingreifen zu können. Diesmal bleibt die Welt für dich verschlossen. Wir haben es nicht auf dich abgesehen, sondern auf eine andere.«
»Ich weiß – Morgana Layton.«
»Ja, die Wölfin. Sie hat gehofft, stärker zu sein als wir. Aber sie hat sich geirrt. Wir sind die mächtigsten. Dracula II und ich. Uns ist es gelungen, die Falle aufzubauen, so daß die Wölfe nicht anders konnten, als hineinzulaufen. Wir haben sie hergelockt, um sie zu vernichten, was du gesehen hast.«
»Nur die Wölfe?« fragte ich.
»Ja, dich bestimmt nicht. Denn ich gebe zu, daß es mich wundert, dich hier zu sehen.«
Ich schickte ihr ein Lachen entgegen. »Das ist eine andere Geschichte. Du weißt doch, daß ich euch
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