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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Sekunden zu Stunden dehnten, wurde es zunehmend schwerer, ruhig zu bleiben. Er dachte an seine Frau Zeena, an seine Söhne und Töchter, an den schmutzigen
Betonboden des Labors, in dem er gearbeitet hatte, an den schwarzen Stein der Kaaba, den er nur von Fotos kannte, an den glorreichen Augenblick, als er Scheich Bin Laden zum ersten Mal traf, und an Zayd, der in der Nase bohrte, während sie auf die Dorfbewohner mit dem Yellowcake warteten. Er dachte auch an die Bleikiste, die er von Dmitri gekauft hatte und die Verwüstung, die sie anrichten würde. Bei dieser Erinnerung lächelte er. Aber er wurde immer wieder von seinem Durst abgelenkt, der ihn in diesen schwarzen Raum zurückzog. Und seine Blase war mittlerweile schmerzlich prall gefüllt. Was, wenn er seine Därme entleeren musste? Hatten sie deshalb seine Hose aufgeschnitten?
    »Schweine«, stieß er laut hervor. »Kafirs. Mein Name ist Hussein. Hussein Ali«, rief er mit anschwellender Stimme. »Lasst mich raus!« Das wiederholte er ein Dutzend Mal, dann weitere einhundertmal, bis seine Stimme brach und sein Gesicht unter der Kapuze rot anlief.
    Irgendjemand musste ihm doch antworten. Aber niemand tat es.
     
    Vielleicht hatten ihn die Amerikaner wirklich vergessen. Nein, das war unmöglich. Das war ein Spiel. Sie wollten ihm Angst machen. Aber Allah würde ihn beschützen.
    Und so wartete er, kämpfte gegen seine Angst an, leckte sich die trockenen Lippen und zählte langsam bis eintausend und wieder abwärts. Aber mit seinem Durst steigerte sich auch seine Angst.
    »Bitte«, flüsterte er. »Bitte.«
     
    Später – wie viel später, wusste er nicht und konnte es sich auch nicht vorstellen – traf ihn plötzlich ein Schwall Wasser. Gefrierendes Wasser, schmerzlich kalt, das sich wie Nadeln
durch seine Kapuze und seine Kleidung bohrte. Es war so kalt. Dennoch verdrehte Farouk den Kopf und trank gierig. Er war dankbar für das Wasser und dieses erste Zeichen, dass sie wussten, dass er hier war.
    »Allahu akbar«, murmelte er. Er hatte Allah um Hilfe angerufen und sie bekommen. Auch nachdem sein Durst gelöscht war, trank er weiter, aus Angst, dass das Wasser nicht wiederkäme.
    Aber das Wasser strömte immer weiter, und die Erlösung wandelte sich rasch in eine neue Form der Qual. So sehr er sich auch hin und her wand, gelang es ihm nicht, dem Strom zu entkommen. Das Wasser durchtränkte seine Kleidung, bis sie nicht einen zusätzlichen Tropfen aufnehmen konnte, und durchweichte schließlich seine Haut. Es lief an seinem Bauch hinunter, die Beine abwärts und tropfte von seinen Füßen. Er fühlte, wie es am Boden eine Lache bildete, die nach und nach bis zu seinen Knöcheln anstieg.
    Allmählich begann er zu zittern. Erst jetzt erkannte er, wie gesegnet er noch vor einigen Minuten war, als er noch trocken war. Wie er doch diese Amerikaner und ihre Tricks hasste. Sicher standen sie irgendwo und lachten ihn aus. Eigentlich sollte er wütend sein. Stattdessen hatte er nur Angst und fror. Wie lange würden sie ihn hier so sitzen lassen, und was hatten sie als Nächstes mit ihm vor? »Allah«, sagte er, »ich bitte um deine Vergebung.« Und dann flüsterte er wieder: »Bitte.«
     
    Irgendwann fühlte er einen Nadelstich im Rücken. Doch noch ehe ihn der Schmerz durchdrang, umfasste ihn schon wieder die Dunkelheit.
     
    Als er aufwachte, lag er auf einer durchhängenden Pritsche in einem engen Raum, mit einer dünnen Decke über dem
Leib. Sobald er sich aufsetzte, sah er, dass er nackt war. Ja, er konnte sehen! Man hatte ihm die Kapuze abgenommen, und der Raum wurde von einer Glühbirne an der Decke erleuchtet. Während seine Hände vor dem Körper gefesselt waren, hatte man seine Beine frei gelassen.
    Auf dem Boden lag ein Stapel Kleidung: ein loses T-Shirt und eine Sporthose mit elastischem Gummiband in der Taille. Nachdem er mühsam die Hose und das T-Shirt angezogen hatte, hob sich seine Stimmung. Offensichtlich hatten sie erkannt, dass es keinen Sinn hatte, ihm Schmerzen zuzufügen. Er hatte ihren Test bestanden. Zumindest hoffte er das.
    Ein Hustenanfall schüttelte seinen Körper. Auf der Pritsche sitzend, versuchte er nachzudenken. Er fühlte sich erschöpft, hungrig und ein wenig fiebrig. Aber ansonsten war er in Ordnung. Diese Amerikaner wollten ihm Angst einjagen. Aber er würde nicht aufgeben. Nachdem er noch einige Minuten gewartet hatte, stand er wie unter Zwang auf und rüttelte an der Tür. Zu seinem Schreck ging sie auf.
     
    Farouk hatte sie

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