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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Krankenhausbedarf in der Nähe vom Atlanta General hatte er sich eine medizinische Notfallausrüstung zusammengestellt: elastische Bandagen, Betadine als Antiseptikum, Blutgerinnungsmittel, Gazeverbände, Latexhandschuhe, Skalpelle, Schienen, eine sterile Lösung, eine chirurgische Schere und Injektionsspritzen. Bei einer
Internet-Apotheke in Costa Rica bestellte er sogar Cipro, Demerol und Vicodin. Zu seiner Ausbildung bei der Delta Force gehörte auch ein Kurs in fortgeschrittenem Sanitätswesen, was ihm während der Kämpfe in Tschetschenien zugute kam, wo er Knochenbrüche einrichtete und Schrapnellwunden versorgte. Um sein Wissen wieder aufzufrischen, hatte er sich einige Bücher über Notfallmedizin gekauft.
    Er bereitete sich vor. So weit, so gut. Nur hätte er gern gewusst, worauf er sich vorbereitete.
    Wells sah auf die Makarow in seiner Hand und fühlte die gerippte Oberfläche des Griffs. Die Makarow war kleiner und leichter als die Glock und wirkte in seiner Hand mitunter verloren. Aber Wells trug gern eine Pistole bei sich, die er auch in den Hosenbund stecken konnte. Dann zog er den Schlitten der Makarow zurück, sodass eine Patrone in die Kammer glitt, legte auf das Ziel an und stellte sich Khadris Gesicht in der Mitte vor.
    Der erste Schuss zog etwa sieben Zentimeter nach rechts. Die Makarow funktionierte nicht so geschmeidig wie die Glock. Wells zielte nochmals. Diesmal war er auf der Mittellinie, nur etwas zu hoch. Schließlich atmete er langsam aus, stand vollkommen still und stellte sich die Bahn der Kugel vor. Im Geist sah er, wie sie direkt unter Khadris Auge in die Wange eindrang, Blut sickerte heraus, und Khadri stürzte zu Boden, so schnell ihn die Erdanziehungskraft anzog. Als er abdrückte, saß die Kugel genau im Schwarzen.
    Nachdem er eine weitere halbe Stunde geübt hatte, entlud er die Pistolen und legte sie in ihre Transportkoffer. Auf dem Weg hinaus kaufte er Öl und ein Chamoisleder. Obwohl er überzeugt war, dass die Waffen nicht gereinigt werden mussten, wollte er sie trotzdem einmal zerlegen – nur zur Sicherheit.

    »Ist es heute gut gelaufen beim Schießen?«, erkundigte sich der Eigentümer des Schießstandes, ein großer bärtiger Mann namens Randall.
    »Langsam komme ich wieder in Form.«
    »Sie sind wohl ein Profi«, gab Randall lächelnd zurück.
     
    In seinem Apartment zerlegte Wells die Pistolen und rieb sie gründlich ab. Dann wetzte er seine Messer, bis die Klingen zu bluten schienen. Schließlich zwang er sich aufzuhören. Khadri – oder seine Männer – würde morgen in Hartsfield eintreffen. Soweit er sich erinnern konnte, war er noch nie so nervös gewesen vor einer Mission. Ihm war es egal, ob er starb, aber er durfte nicht versagen. Er durfte einfach nicht versagen. Er hatte den 11. September nicht verhindert, und er hatte die Bombenanschläge in Los Angeles nicht verhindert. Diesmal durfte er nicht versagen.
    Seit dem missglückten Abend mit Nicole, der Bardame vom Rusty Nail, hatte er sehr zurückgezogen gelebt. Er hatte sogar seine Arbeit als Tagelöhner aufgegeben, um sich auf Khadris Aufgabe vorzubereiten. Geld war für ihn kein Problem; selbst nach dem Ankauf der Waffen und der anderen Ausrüstungsgegenstände waren von seinem Vorrat noch mehrere Tausend Dollar übrig. Soweit er wusste, hatte Nicole nie die Polizei gerufen. Er war einmal am Kermex-Parkplatz vorübergefahren, um zu prüfen, ob jemand nach ihm suchte, aber er hatte niemanden gesehen. Manchmal fragte er sich, ob Nicole wieder mit ihrem Exfreund zusammen war. Wenn ja, so war das sein Verdienst.
    Er hatte auch wieder begonnen, fünfmal täglich zu beten und den Koran mit derselben Intensität zu studieren wie in seinen Jahren in der Nordwestprovinz. In Wirklichkeit war sein Glaube schwächer geworden. Allerdings wollte er nicht
riskieren, dass Khadri an ihm mangelnden Eifer entdeckte. Bis zum Eintreffen seiner Mitstreiter wollte er den täglichen Religionsrhythmus wieder verinnerlicht haben.
    Vor allem beschäftigte er sich mit möglichen Szenarien: Was, wenn Khadri eine Phiole mit Pockenerregern bei sich trug? Was, wenn er ihm verkündete, dass die Al-Quaida eine Atomwaffe besaß, ihm aber nicht verriet, wo sie verborgen war? Was, wenn er mit einem Dutzend Männer auftauchte? Sollte er ihn auf der Stelle erschießen? Sollte er mitspielen, bis Khadri Vertrauen fasste und sich ihm öffnete? Sollte er ihn der CIA übergeben? Wells wünschte, dass er all diese Fragen mit Exley besprechen

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