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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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einmal pro Saison, auf einen Bock anzulegen. Wenn er ihn verfehlte, ging er mit leeren Händen nach Hause. Man darf sich die Jagd nie zu leicht machen, hatte sein Vater gesagt.
    In ihrer dritten Saison hatte Wells schließlich einen Weißwedelhirsch erlegt. Bis heute erinnerte er sich daran, wie sein Puls gestiegen war, als er sah, dass sein Schuss saß. Der Hirsch war zurückgezuckt, hatte sich dann nach rechts geneigt und war schließlich niedergestürzt. Ein sauberer Schuss. Bevor Wells den Abzug gedrückt hatte, hatte er sich noch gefragt, ob es ihn belasten würde, den Hirsch zu töten. Seitdem hatte er nie wieder Angst gehabt zu schießen. Er konnte nicht einmal vorgeben, dass er es hasste zu töten. Tiere töteten, und Tiere wurden getötet; das war die natürliche Ordnung.
     
    Nach der Glock griff Wells zur Makarow, die er vor zwei Wochen in Chamblee gekauft hatte. Diese Pistole glich jener, die er an dem Tag, als er Khadri zum ersten Mal getroffen hatte, in der Hütte zurückgelassen hatte. Während er sie in den Händen hielt, überfielen ihn unerwartet Erinnerungen an die Nordwestprovinz: der beißende Geruch ungeklärter
Abwässer an einem Sommertag; ein kleines Mädchen in langer schwarzer Burka, das ihr Vater an der Hand durch den Markt von Akora Khatak führte; die noch nicht ganz leere Johnnie-Walker-Black-Flasche, die er eines Nachts vor der Moschee gefunden hatte, und die heftige Wirkung des scharfen Whiskeyaromas auf ihn, als er die Flasche geöffnet und den Inhalt weggegossen hatte.
    Er konnte kaum glauben, dass er Pakistan erst sechs Monate zuvor verlassen hatte. Üblicherweise dachte er weder an das Dorf noch an Scheich Gul, noch an Naji oder die anderen Dschihadis, die er dort gekannt hatte. Sie schienen zu einem anderen Leben zu gehören. Vielleicht kam das, weil er so schnell aufgebrochen war. Vielleicht war es auch so einfach, die Grenzprovinz zu vergessen, weil das Leben dort so hart gewesen war. Vielleicht wollte er einfach nicht wissen, was er sehen würde, wenn er zurückblickte.
    Jetzt sah er nach vorn und bereitete sich auf die nächsten Aufgaben vor. Zusätzlich zu den Pistolen hatte er sich ein Sturmgewehr gekauft, einen chinesischen Nachbau einer AK-47. Diese Waffe blieb jedoch in seinem Apartment, weil er sie illegalerweise von Halb- auf Vollautomatik umgebaut hatte.
    Für geringe Distanzen hatte er sich eine alte Schrotflinte Kaliber 12 gekauft, die zwar mitgenommen aussah, aber mechanisch einwandfrei funktionierte. Dann hatte er die Läufe so kurz abgesägt, dass die Schrotflinte nun nur wenige Zentimeter länger war als die Glock. Deshalb musste er auch sie zu Hause lassen, denn abgesägte Schrotflinten waren ebenfalls illegal und dies aus gutem Grund. Auf eine Entfernung von mehr als drei Metern waren sie wertlos. Aber in der Nähe wirkten sie so tödlich wie eine raketengetriebene Granate. Mit etwas Glück konnte man mit einem einzigen Geschoss zwei bis drei Gegner ausschalten.

    Als komplizierter hatte sich die Beschaffung der Schalldämpfer herausgestellt. Auf der Waffenmesse von Chamblee sprachen die Verkäufer nicht gern über Schalldämpfer. Wells wollte auch nicht zu interessiert nachhaken, um nicht schließlich von einem staatlichen Waffenfahnder einen zu kaufen. Stattdessen baute er sich in seinem Apartment selbst einen Schalldämpfer nach einer Anleitung, die er auf der Messe erworben hatte. Er gab sich keinen Illusionen hin, was die Dauerhaftigkeit und Zielgenauigkeit betraf. Aber immerhin dämpfte er den Knall der Makarow ein wenig.
    Auf jeden Fall würde er seinen selbstgebauten Schalldämpfer erst dann verwenden, wenn ihm keine andere Wahl blieb. Wenn es leise sein musste, zog er ohnehin das Messer vor. Deshalb hatte er sich zusätzlich mehrere Messer, Holster, Rauchgranaten und Pfeffersprays gekauft, was in Georgia legal zu bekommen war. Aus einem Laden in Macon, der mit der Bezeichnung ›Spezialist für persönliche Verteidigung‹ für sich warb, hatte er sich vier Walkie-Talkies besorgt, die zum Freisprechen an der Schulter festgeklammert werden konnten, wie die Polizei sie verwendete, und dazu eine kugelsichere Weste und eine Gasmaske, falls er sich verteidigen musste. Bei einem Ausflug zu einem Laden, in dem Restbestände aus Armee und Marine verkauft wurden, hatte er einen grünen Tarnanzug und für Nachteinsätze eine schwarze Schimaske, eine schwarze Sporthose, eine schwarze Kapuze und schwarze Handschuhe erworben.
    In einem Geschäft für

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