John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes
sein. Uns stehen große Aufgaben bevor, und wir haben nur so wenige gute Männer …« Khadri brach ab. Offenbar hatte auch er Probleme, die er nicht preisgeben wollte, dachte Wells. »Auf jeden Fall bist du einzigartig«, fuhr Khadri fort. Du passt hierher« – Khadri wies mit der Hand auf die Stadt rund um sie – »in einer Weise, wie ich nie hierhergehören werde, und Qais ebenso wenig. Das ist ein großes Geschenk.«
»Ja.«
»Du hast uns nie Grund gegeben, an dir zu zweifeln. Weder in Tschetschenien noch in Afghanistan oder Pakistan.«
»Ich habe immer versucht, das zu tun, was notwendig war.«
»Und doch verstehe ich dich nicht, Jalal. Ich habe sogar mit dem Scheich über dich gesprochen. Und nachdem wir dich hierhergeschickt haben, habe ich die Männer befragt, die dich in der Nordwestprovinz gekannt haben. All diese Jahre hast du nur studiert, gebetet und trainiert. Du warst nie ungeduldig …«
»O doch, ich war ungeduldig«, warf Wells ein.
»Wenn du es tatsächlich warst, hast du es dir nie anmerken lassen. Du hast dich nie beschwert. Du hast nie getrunken, oder geraucht oder etwas mit einer Frau angefangen. Der perfekte Soldat. Aber diese strenge Disziplin erschreckt mich. Ich frage mich, woher ich wissen soll, ob du für uns kämpfst – oder für sie?«
Wells fasste Khadri am Arm und zog den kleinen Mann zu sich. Als Qais augenblicklich herbeieilte, winkte Khadri ab.
»Omar. Ich bin nicht der perfekte Soldat. Die Männer, die in Los Angeles gestorben sind, die sich jeden Tag im Irak opfern, sie sind Märtyrer. Ich habe bisher nur gewartet. Ich will nur die Chance bekommen zu dienen. Und wenn ich dafür ewig warten muss …«
Wells brach ab. Er hatte gesagt, was er sagen wollte, mehr war nicht notwendig. Als er Khadri losließ, trat dieser nicht zurück. Stattdessen lehnte er sich an Wells und sah zu seinem Gesicht empor. Schließlich nickte er. »Du willst also eine Chance bekommen, um zu dienen? Die sollst du haben.«
Wells beugte den Kopf. Die Zugbrücke war heruntergelassen worden. Er war drin. All die Jahre des Wartens hatten sich endlich bezahlt gemacht. Fühlte es sich so an, wenn man von den Toten auferstand? »Danke, Omar.«
Khadri legte kurz die Hand auf die Brust. »Ich muss gehen. Qais wird dir die Mission erklären. Er spricht für mich.«
»Danke«, wiederholte Wells. »Allahu akbar.«
»Allahu akbar.«
Khadri ging quer über den Hügel zum Ausgang des Parks und verschwand.
»Er sieht aus, als wüsste er genau, wohin er geht«, sagte Wells leise zu Qais.
»Das weiß er immer.«
In der Garage wartete Sami in Wells’ Pick-up.
»Salam aleikum«, grüßte Sami.
»Aleikum salam.«
»Du gehörst also zu uns.«
»Inschallah.«
Mit einem Lächeln warf Sami Wells die Autoschlüssel zu.
Während Wells den Ranger fuhr mit Qais als Beifahrer, folgte ihnen Sami im Lumina.
»Wo ist euer Hotel?«
»Wir haben kein Hotel. Wir übernachten in deinem Apartment. «
»Das wird den Nachbarn auffallen.«
»Wir bleiben nicht lange.«
Wells wartete auf eine weitere Erklärung, aber Qais schwieg.
»Wer hat dich ausgebildet, Qais?«
»Der saudiarabische Geheimdienst. Danach habe ich sechs Monate mit eurem FBI in Quantico verbracht.«
»Das erklärt einiges.«
»Danke.«
»Und …?« Wells wechselte auf Arabisch. »Sami und du, ihr seid doch nicht nur nach Atlanta gekommen, um mich zu besuchen.«
»Nein«, wehrte Qais lachend ab. »Nur um ein wenig Benzin zu verfahren.«
»Erzählst du mir von der Mission, oder muss ich sie erraten? «
»Das errätst du nie.« Seit Khadri Wells sein endgültiges Okay gegeben hatte, war Qais viel entspannter.
»Die Bundesgesundheitsbehörde?«
»Nein.«
»Das CNN-Center? Das Coca-Cola-Gebäude?«
»Nein. Außerdem liebt Omar Cola, das ist das Einzige, was er trinkt.«
»Geht mir genauso«, sagte Wells. »Der Georgia Dome? Turner Field?«
»Ich weiß nicht einmal, was diese Namen bedeuten«, sagte Qais. »Hier geht es nur um dich, Sami und mich. Und es ist keine Selbstmordmission. Omar braucht uns lebend.«
»Dann … dann muss es etwas Einfaches sein. Ein Mord.«
»Gute Idee. Wer?«
Wells hatte keine Ahnung. Der Bürgermeister von Atlanta? Ein Wissenschaftler der Bundesgesundheitsbehörde? Ein Senator aus Georgia? Alles kleine Fische. Und die wirklich großen Tiere würden von einem Heer von Sicherheitsleuten bewacht werden.
»Du hast recht, Qais. Ich komme nicht drauf.«
»Hast du je von Howard West gehört? Dem
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