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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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das nicht so einfach. Immerhin würden sie nicht tatenlos zusehen, wenn er jetzt zum Telefon griff, um die Notrufnummer 911 anzurufen.
    Wells fragte sich, ob er Wests Tod nicht einfach zulassen, vielleicht selbst den Abzug drücken sollte, wenn Qais es von ihm verlangte. Dies war ein Krieg, und West war einst Soldat gewesen. Und nicht bloß irgendein Soldat, sondern General. Mit knapp siebzig Jahren hatte er ein volles Leben gelebt. Vielleicht verstand er es ja sogar.
    Sofort verwarf Wells diesen Gedanken wieder. Er musste sicherstellen, dass West die Nacht überlebte. Sowohl zu seinem
Besten als auch zu dem des Generals. Es gab Grenzen, die durfte er nicht überschreiten. Er durfte nicht jene Menschen ermorden, deren Schutz ihm anvertraut war. Er durfte nicht Gott spielen und einen seiner Landsleute opfern in der Hoffnung, andere dadurch zu retten. Nein. Er musste West retten, ohne dass seine Tarnung aufflog, für die er so lang gearbeitet hatte.
     
    Wie sehr er auch nachdachte, ihm fiel nichts ein. 911 anrufen? Unmöglich. Qais erschießen? Unmöglich. West erschießen? Unmöglich. West warnen? Unmöglich. Exley anrufen? Unmöglich. 911 anrufen? Unmöglich …
    Als Sami eine Karte von Buckhead auf dem Tisch ausbreitete, konzentrierte er sich wieder auf das, was in der Küche geschah. Rechtlich gehörte die Region an der Nordwestecke der Stadt zu Atlanta. In Wirklichkeit war Buckhead ein luxuriöser Vorort, wo die bessere Gesellschaft in weitläufigen Häusern wohnte, die von der Straße durch eine mit Bäumen gesäumte Auffahrt getrennt waren. Wells hatte in dieser Gegend oft als Gärtner gearbeitet.
    »Hier ist es«, sagte Sami und deutete auf einen roten Aufkleber, kaum einhundert Meter von der Kreuzung von Northside Drive und Mount Vernon Road entfernt.
    Qais zog einen braunen Ordner aus seinem Laptopkoffer. »Dem Grundbuch zufolge hat er das Anwesen im Jahr 2001 für 2,1 Millionen Dollar gekauft«, erklärte er. »Drei Etagen mit einem Gästehaus daneben.«
    »Für 2,1 Millionen Dollar? Dann zahlt die Armee besser, als ich mich erinnere. Haben wir Fotos von ihm?«
    Qais legte Fotos von West vor, die aus dem Internet stammten. Wells erkannte den General sofort: ein großer, kahlköpfiger Mann mit dicken, wulstigen Lippen und unzähligen Falten
auf der Stirn. »Woher wissen wir, dass er heute Nacht zu Hause ist?«
    Qais sah auf ein anderes Papier. »Er wird zu Hause sein. Heute Abend wird er bei einem Galadinner in einer Stadt namens Roswell von der Georgia Defense Contractors Association eine Auszeichnung für seine beruflichen Leistungen erhalten.«
    »Das liegt nördlich von hier.«
    »Und morgen Nachmittag hält er im City Club im Zentrum von Atlanta eine Rede. Er wird zu Hause sein.«
    Wells konnte keine Einwände vorbringen. »Wie steht es mit Leibwächtern?«
    »Er hat nur einen«, informierte Sami.
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe ihn beobachtet. Wenn er in seinem Jimsy ausfährt« – das war arabischer Slang für einen GMC Suburban – »dient ihm sein Leibwächter als Fahrer. Er schläft auch im Haus.«
    »Vermutlich eher im Gästehaus«, sagte Qais.
     
    In Wells’ Bewusstsein blitzte ein noch unvollständiger Plan auf. Vielleicht gelang es ihm doch, Qais und Sami zu trennen.
    »Ja«, stimmte er zu. »Vermutlich im Gästehaus.« Dann wandte er sich an Sami. »Bist du sicher, dass West nicht mehr Sicherheitsleute hat?«
    »Ich habe immer nur den einen Leibwächter gesehen.«
    Offenbar hatte Khadri tatsächlich die Absicht, dass alle überlebten, dachte Wells. Einerseits überraschte es ihn, dass West so wenig abgesichert war, andererseits war er schon seit längerem im Ruhestand, wo ihn wohl seine Anonymität am besten schützte.

    »Das Haus hat rundum einen Zaun mit einem Einfahrtstor«, erklärte Sami. »Diese Fotos habe ich letzte Woche aufgenommen. « Dabei breitete er einige Fotos auf dem Tisch aus. Der Zaun bestand aus einer Ziegelsteinmauer mit niedrigen verzierten Spitzen darauf. Auf einem Hügel etwa dreißig Meter dahinter stand ein großes georgianisches Haus. Eine Auffahrt trennte das Haus vom Gästehaus. Sami deutete auf den Zaun.
    »Er ist nur zwei Meter hoch und hat keinen Stacheldraht. «
    »In Buckhead sicher nicht«, sagte Wells. »Die Nachbarn würden es nicht zulassen. Wie groß ist das Anwesen?«
    »Einhundertzwanzig Meter lang und sechzig Meter breit.«
    Etwas weniger als einen Hektar groß, rechnete Wells im Geist. »Groß genug, um ungestört vorzugehen«, sagte er. »Wie

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