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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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General?«
    Howard West hatte in den Neunzigerjahren die schwarzen Operations- und Terrorismusbekämpfungseinheiten der Armee geleitet. Wells hatte ihn einmal bei der Gedenkfeier für einen verstorbenen Delta-Force-Offizier getroffen. West hatte eine kurze Ansprache gehalten und war dann in einem Hubschrauber verschwunden, um das zu tun, was ein Drei-Sterne-General nun einmal tat.
    Einige Monate danach war er in den Ruhestand getreten – genauer konnte sich Wells nicht mehr erinnern. Jetzt arbeitete er als »Berater«. Das bedeutete, dass er von Unternehmen, die Spionageausrüstung verkauften, sechsstellige Schecks bekam, wenn er sie im Gegenzug mit seinen alten Freunden im Pentagon in Kontakt brachte. Ansonsten hielt er sich aus der Öffentlichkeit fern. Wells hatte nicht einmal gewusst, dass er in Atlanta lebte.

    Mit einem Anschlag auf ihn konnte die Al-Quaida auf geniale Weise aufzeigen, dass sie den USA ebenbürtig war. Ihr jagt unsere Anführer? Dann jagen wir eure. Seit seiner Pensionierung würde West auch wesentlich weniger Sicherheitsleute um sich haben als noch während seiner aktiven Zeit. Die Ermordung von West war aber nicht der bedeutende Anschlag, den Khadri geplant hatte, dachte Wells. »Omar braucht uns lebend«, hatte Qais gesagt. Der Mord an West war wieder nur ein Ablenkungsmanöver. Die Zugbrücke war nur zur Hälfte heruntergelassen. Khadri bot Wells einen Handel an: Töte West – oder versuche, ihn zu töten –, dann werde ich dir vertrauen. Töte West, und du bist drin. Wenn nicht, wirst du mich nie wiedersehen.
    Plötzlich fühlte Wells einen Schmerz im Rücken, als wäre er eine Marionette, deren Fäden zu straff angezogen worden waren. Khadri hatte ihn schon wieder überlistet. Aber er würde einen Ausweg finden.
    »Die Sache mit West ist machbar«, sagte Wells zu Qais. »Aber dazu muss man ein paar Dinge planen. Wann will Omar, dass es geschieht?«
    »Heute Nacht.«
    »Heute Nacht.« Bei diesen Worten fühlte Wells, wie die Falle zuschnappte.

12
    Als Wells die Tür zu seinem Apartment öffnete, sah er, dass Sami sein Arsenal von Pistolen und Messern auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, wie eine Einladung, auf die man eine Antwort erwartete. Abgesehen davon schien die Wohnung unberührt zu sein, was Wells nicht überraschte. Immerhin war Sami als ehemaliger jordanischer Polizist ebenfalls ein Profi wie Qais.
    »Wollen wir das Maghrib gemeinsam beten?«, fragte Wells, wobei er das arabische Wort für das Abendgebet verwendete.
    »Was ist mit deinen Nachbarn?«, erkundigte sich Qais. Durch die Wände hörte man, wie in dem dröhnenden Fernseher in der Nachbarwohnung die Scherze monoton in aufgenommenes Gelächter übergingen.
    »Wendell ist fast achtzig und halb taub«, sagte Wells. »Solange wir leise sind, ist es kein Problem.«
    Sobald er den Teppich ausgelegt hatte, sprachen die drei Männer gemeinsam das Abendgebet. Danach aßen sie. Auf dem Weg nach Hause hatte Wells an einem 7-Eleven angehalten und vorbereitete Sandwiches und große Becher Kaffee gekauft. Er war ausgehungert, und Qais und Sami vermutlich auch. Dennoch bereitete ihm der abgestandene Truthahnsandwich kein Vergnügen, denn er wusste, dass der Countdown lief, noch während er kaute. Nachdem er den letzten Bissen
geschluckt hatte, sah er auf die Uhr. Neun Uhr. Ihm blieben noch vier, bis längstens sechs Stunden. So angestrengt er auch nachdachte, er fand keinen Ausweg. Einerseits durfte er West nicht töten, andererseits wusste er, dass ihm Khadri nie vertrauen würde, wenn West am Leben blieb.
    Mit einer Vorbereitungszeit von einer Woche – selbst ein Tag hätte genügt – hätte er Exley warnen können. Dann hätten die CIA und FBI selbst eine Falle aufgestellt. Sie hätten Qais und Sami geschnappt und Wells laufen gelassen. Vermutlich hätten sie verkündet, dass Qais und Sami im Haus umgekommen waren und West erschossen oder verwundet worden war. Khadri hätte das akzeptieren müssen, da er es in keiner Weise prüfen konnte.
    Aber jetzt konnte Wells nicht einmal West warnen. Qais und Sami würden ihm die ganze Nacht über auf Schritt und Tritt folgen. Auch sie wussten, dass diese Mission einzig dazu diente, Wells’ Loyalität auf die Probe zu stellen. Selbstverständlich könnte er Qais und Sami gleich hier töten. Aber dann würde er sämtliche Informationen verlieren, über die sie vielleicht verfügten, und die Spur zu Khadri würde enden. Da war es besser, er übergab sie den Behörden. Allerdings war

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