Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Neuropsychologie.« Wieder zuckten die Muskeln an Tariks Unterarmen. Allmählich fragte sich Wells, ob sie in Montreal die Royal Canadian Mounted Police erwarten würde.
     
    Tarik gab sein Bestes, um verängstigt zu wirken, wobei er sich kaum verstellen musste. Nachdem Khadri ihn gewarnt hatte, dass Wells ihn prüfen würde, waren sie gemeinsam seine Antworten durchgegangen. Wenn er die Lügen auf ein Minimum beschränkte, würde es klappen, sagte Khadri. Er musste nur ein paar Stunden lang die Nerven bewahren, Wells das Paket geben und ihn auf den Weg schicken.
    Tarik hoffte verzweifelt, dass Khadri recht behielt.
     
    »Gefällt es dir?«, fragte Wells.
    »Was?«
    »Dein Studium.«
    »Ja.«
    »Bist du verheiratet, Tarik?«
    »Nicht mehr.« Er schien zu lächeln, obwohl sich Wells bei diesem Jungen nicht sicher war.
    »Tut mir leid, dass es nicht funktioniert hat«, sagte Wells und wartete auf eine Antwort, die aber nicht kam. »Tarik, du weißt, wer mich geschickt hat. Stimmt etwas nicht?«, fragte er nun auf Arabisch.
    »Nein, alles ist in Ordnung. Alles ist cool.« Aus Tariks
Mund klang diese Phrase lächerlich. Dabei schüttelte er starrsinnig den Kopf wie ein Zwölfähriger, den man dabei ertappt hatte, wie er im Unterricht Nachrichten an Mitschüler weitergab.
    Wells wurde direkter. »Was ist in dem Paket, Tarik?«
    »Das weiß ich nicht. Sie sind erst gestern gekommen, und ich habe sie nicht geöffnet.«
    Wieder wartete Wells, und wieder sagte Tarik nichts. »Sie? Heißt das, dass es mehr als ein Paket gibt? Wie viele sind es denn?«, fragte Wells schließlich so gelassen wie möglich.
    »Darüber darf ich nicht sprechen.«
    »Woher sind sie gekommen? Wer hat sie abgeliefert?«
    »Jalal, bitte.«
    »Gibt es noch einen Kurier, Tarik?«
    Aber Tarik schüttelte nur schweigend den Kopf.
     
    Leg den Köder aus und rede nicht zu viel, hatte Khadri Tarik aufgetragen. Mir ist egal, was er denkt, solange er nur das Paket bei sich hat, wenn er abfährt.
     
    Khadri spielt wie üblich Spielchen, dachte Wells. Warum hatte er die Pakete nicht direkt in die USA geschickt, egal was sie enthielten? Warum verwendete er diesen Jungen, der so aussah, als würde er sich gleich übergeben? Warum mehrere Kuriere?
    Tarik saß steif auf dem Fahrersitz und umklammerte das Lenkrad. Wenn er ihm nicht ein Messer in die Kehle rammte, würde er nicht sprechen. Und obwohl Wells gern die Kontrolle übernommen und ihn gezwungen hätte, musste er geduldig bleiben. Immerhin war Tarik nur der Kurier. Wells würde das Paket nehmen, über die Grenze fahren und auf Khadri warten.

    Als sie Montreal erreichten, stand die Sonne schon tief am Himmel. Vom Highway bog Tarik in ein heruntergekommenes Viertel ab, wo sie an einem hell erleuchteten islamischen Gemeindezentrum vorüberfuhren, dessen Ankündigungen in Englisch, Französisch und Arabisch zu lesen waren. Ein paar Minuten später steuerte Tarik den Wagen auf den Parkplatz eines schäbigen Motels.
    »Warte«, sagte er, stieg aus und ging zu Zimmer 104. Vermutlich hatte Tarik das Zimmer als Versteck für das mysteriöse Paket für eine Nacht gemietet. Eine blinde Adresse, die Wells nicht zu ihm zurückverfolgen konnte. Klug.
    Während er wartete, sah sich Wells nach Hinweisen darauf um, dass sie beobachtet wurden. Aber er entdeckte nichts. Auf der Straße war es ruhig, keine Hubschrauber schwebten über ihnen, keine UPS-Lieferwagen fuhren vorüber, keine Ford Crown Victorias parkten in der Nähe. Wenn dies wirklich eine verdeckte Operation war, würden die Cops – oder die CIA – zumindest warten, bis er das Paket von Tarik übernommen hatte. Vielleicht warteten sie sogar, bis er damit nach Quebec zurückgefahren war.
    Nehmt mich doch fest, dachte Wells. Dann weiß ich wenigstens, dass dieser Unfug das Werk der Agency ist. Dann weiß ich allerdings auch, dass mir Langley einen Schritt voraus ist und kurz davorsteht, Khadri zu schnappen. Während er sich erneut umsah, festigte sich in ihm die Gewissheit, dass die CIA nicht in der Nähe war – ebenso wenig wie Khadri.
    Als Tarik aus Zimmer 104 auftauchte, trug er eine weiche blaue Reisetasche in der Hand, die groß genug war, um Wäsche für eine Woche zu enthalten, und klein genug, um in das Gepäckfach eines Flugzeugs zu passen. Vorsichtig stellte er die Tasche in den Laderaum des Minivans. »In der Tasche ist noch ein Aktenkoffer. Den darfst du nicht öffnen.«

    »Was ist, wenn sie mich an der Grenze durchsuchen?«
    »Omar hat gesagt, dass

Weitere Kostenlose Bücher