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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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gehen, dachte sie. Wir werden auch viel mehr spenden …
    Sie brach ab. So betete man nicht. Ein Gebet war kein Handel mit Gott. Nur allzu gut erinnerte sie sich an das, was ihr Pastor vor zwei Wochen gesagt hatte: Ein Gebet dient dazu, die Größe Gottes zu preisen und unseren Glauben an ihn. Aber nicht dazu, einen Handel abzuschließen. In Ordnung. Sie würde nicht handeln. Mit nahezu unhörbarer Stimme begann sie, vor sich hin zu murmeln: Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen …
    »Ma, ich habe Angst«, wimmerte ihre Tochter weinend. »Ich weiß nicht warum, aber ich habe Angst.«
    »Halte meine Hand, Kleines«, sagte Deirdre. »Wir sind bald zu Hause.«
     
    Mit einer geschickten Bewegung gelang es David, den Ball zwischen den Beinen seines Verteidigers hindurchzuschleudern und ein Stück offenes Feld zu erobern. Sobald die Verteidigung den freien Raum schloss, den er geöffnet hatte, gab er den Ball ab und stürmte auf das Tor zu für den Rückgabepass. Perfekt, dachte Jennifer Exley. Ihr Sohn war mit seinen
neun Jahren der beste Spieler in der Juniorenliga von Arlington. Zumindest hielt sie ihn dafür als nur wenig erfahrene Fußballmutter. Möglicherweise war sie aber auch voreingenommen, wie sie sich eingestand.
    »Großartig gespielt, David!«, rief sie über das Feld, wobei sie sich zum ersten Mal seit langem wieder ganz und gar als Mutter fühlte. In dem Blick, den er ihr zuwarf, mischte sich Verlegenheit mit Stolz.
    Dann meldeten sich ihr Pager und ihr Mobiltelefon gleichzeitig. Ein schlechtes Zeichen.
    »Jennifer?«, erklang die Stimme von Ellis Shafer. Das war ein sehr schlechtes Zeichen. »Ich brauche Sie.«
    »Verdammt, Ellis.« Schon wieder war ein Samstag ruiniert, den sie mit David und Jessica verbringen wollte. Das bedeutete, dass sie ein weiteres Mal Hilfe suchend Randy und seine Verlobte anrufen und sie bitten musste, die Kinder an einem Wochenende zu sich zu nehmen, an dem sie bei ihr sein sollten.
    »Die Sache hat Priorität, Jennifer.« Dieses Wort sagte einiges aus. Eigentlich sollte es Shafer auf einer unsicheren Leitung gar nicht verwenden.
    »Geben Sie mir nur einen Augenblick, damit ich meinen Mann anrufen kann.«
    »Exmann.«
    »Danke, Ellis. Ich hatte die Scheidung ganz vergessen. David spielt gerade Fußball. Ich muss nur abklären, ob Randy ihn abholen kann.«
    »Wenn nötig, haben wir immer noch die Gorillas« – der interne Ausdruck für die Sicherheitsbeamten der CIA – »als Babysitter. Aber sehen Sie zu, dass Sie herkommen.«
    »Sie sind wirklich charmant, Ellis.«
    »Also bis gleich.« Damit legte er auf.

    »Ich liebe dich auch«, sagte sie in die tote Leitung. In dem Augenblick brach rund um sie Jubel aus. David rannte mit in die Luft gestreckten dürren Armen johlend über das Feld, während der Tormann der gegnerischen Mannschaft verlegen den Ball aus dem Netz fischte. »Hast du das gesehen, Mom? Hast du gesehen, wie ich das Tor geschossen habe?«
    Natürlich nicht.
    »Selbstverständlich«, antwortete sie.
     
    Üblicherweise beruhigte sie der Blick auf den Potomac vom George Washington Memorial Parkway aus. Aber nicht heute. Sie sauste durch die enge Straße und blinkte jeden an, der nicht zur Seite fuhr, wobei sie wie ein LKW-Fahrer im Vollrausch von links nach rechts schwenkte.
    Vermutlich hätte sie einen Ferrari fahren sollen, anstelle dieses grünen Dodge-Minivans mit dem Aufkleber der American Youth Soccer Organization auf der hinteren Stoßstange, dachte sie. Nein, der Minivan war perfekt. Er zeigte deutlich auf, wie absurd die Situation war. Tagsüber Fußballermutter und nachts CIA-Beamtin. Oder war es anders herum?
    Als sie mit über einhundertvierzig Stundenkilometern über eine Kuppe fuhr, hob der Van ab, ehe er mit schleifenden Stoßdämpfern und quietschenden Reifen wieder auf die Fahrbahn krachte. Nach dem schweren Sturm am Morgen war die Straße feucht und rutschig. Exley atmete tief durch. Sie sollte sich wirklich entspannen. Ihren Kindern würde es nichts nützen, wenn sie den Van um einen Baum wickelte, dachte sie und nahm den Fuß etwas vom Gaspedal.
     
    Als sie ins Büro kam, stand Shafer mit einer Tasse Kaffee in einer Hand und einem Stapel Papieren in der anderen in ihrer
Tür. Kopfschüttelnd ging sie an ihm vorüber. Nachdem er den Kaffee auf ihrem Schreibtisch abgestellt hatte, gab er ihr die Papiere. »Kaffee mit einer Tablette Süßstoff, so wie Sie ihn mögen. Übrigens, tut mir leid wegen

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