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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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wunderschön. Vielleicht sollte sie Pilotin werden, wenn sie erwachsen war. Es würde Spaß machen, immer hier heroben zu sein. Dann sah sie den winzigen Punkt am Himmel, direkt über dem Horizont. Neugierig drückte sie das Gesicht ans Fenster. War das …? Ja, ein Flugzeug. Eigentlich waren es zwei Flugzeuge in weiter Ferne, die schnell näher kamen, wie kleine Pfeile mit Flügeln. Sie stieß ihre Mutter an, die neben ihr auf Platz 35B schlief.

    »Hör auf, Angela«, murmelte Deirdre Smart.
    Als die Pfeile eindeutig größer wurden, stieß Angela ihre Mutter nochmals an. »Schau nur, Ma.«
    »Was ist denn los?«
    »Schau doch.«
    Verärgert öffnete Deirdre die Augen. »Was ist los, Angela? «
    »Dort draußen«, deutete Angela aus dem Fenster.
    »Gütiger Gott«, stieß ihre Mutter hervor, als sie hinaussah. Sofort griff sie nach Angelas Hand.
    »Stimmt was nicht, Ma?«
    »Nein, Liebes. Alles in Ordnung.«
    Krachend meldeten sich die Lautsprecher des Jets. »Hier spricht Flugkapitän Hamilton aus dem Cockpit. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, haben wir links und rechts Gesellschaft bekommen. Das sind F-16, der Stolz der amerikanischen Luftstreitkräfte. Sie werden mit uns nach Dulles fliegen. Es gibt keinen Grund, beunruhigt zu sein.« Die Stimme des Kapitäns wirkte, als würden seine Flüge täglich von Kampfjets begleitet. Nach einer Pause meldete er sich wieder.
    »Dennoch muss ich Sie ersuchen, während des übrigen Flugs an Ihrem Sitzplatz zu bleiben. Ohne Ausnahmen, egal aus welchen Gründen. Und schalten Sie bitte Ihre Laptops, CD-Spieler und anderen elektronischen Geräte ab. Für alle, die derzeit auf der Toilette sind: Bitte beenden Sie Ihr Geschäft, und kehren Sie auf Ihren Sitzplatz zurück. Falls Sie bemerken, dass einer der Passagiere ein elektrisches Gerät benützt, oder etwas tut, das … ungewöhnlich wirkt, dann rufen Sie bitte unverzüglich einen Flugbegleiter. Ich danke für Ihre Mitarbeit. Vor uns liegt eine kleine Gewitterzone, aber wir sollten in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten wieder Boden unter den Füßen haben.«

    »Etwas Ungewöhnliches? Was meint er denn damit?«, hörte Angela eine Stimme hinter sich.
     
    Deirdre Smart drehte sich in ihrem Sitz um und reckte den Hals, um einen Blick auf die übrigen Passagiere zu werfen. Die meisten taten genau dasselbe wie sie: sie beobachteten einander misstrauisch. War ihr irgendjemand im Flugzeug als »ungewöhnlich« aufgefallen? Eindeutig der Kerl mit Bart und Kaftan am anderen Ende der Kabine. Aber kein Terrorist würde sich doch so kleiden? Damit würde er viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Außer, er ginge davon aus, dass die Sicherheitsbeamten dasselbe dachten. Also ein doppeltes Spiel, oder wie man das nannte. Warum sollte sie sich mit diesen Dingen auch auskennen? Immerhin war es nicht ihre Aufgabe, nach Terroristen Ausschau zu halten.
    So will ich nicht leben, dachte Deirdre. Ich möchte mit meinen Kindern zu meinen Eltern reisen können, ohne mir Sorgen zu machen, ob wir in elftausend Meter Höhe in Stücke gerissen werden.
    Vermutlich dachten und fühlten die meisten Menschen wie sie. In den Jahren nach dem Anschlag vom 11. September hatte ihre Angst vor Terrorismus allmählich nachgelassen. Selbstverständlich wusste sie, dass sich dort draußen immer noch böse Kerle herumtrieben. Und hin und wieder, wie etwa bei den Sicherheitschecks am Flughafen, oder wenn sie die Fernsehserie 24 sah, dachte sie an die Möglichkeit eines weiteren Anschlags. Aber sie erwartete ihn nicht wirklich, nicht in den USA, und gewiss nicht in den Vorstädten von Virginia.
    Nun wurde sie wieder von derselben Ohnmacht ergriffen, die sie am 11. September überfallen hatte. Meine Familie hat niemandem etwas getan, dachte sie. Warum versucht man
dann, uns zu treffen? Vermutlich wollten diese Menschen Angst und Schrecken verbreiten. Dafür lebten sie. Irgendwo hatte sie gelesen, dass bei der Explosion eines Flugzeuges in großer Höhe der Wind so stark war, dass er einen menschlichen Körper einfach zerfetzte. Das würde eine Sekunde unerträglichen Schmerzes bedeuten. Vielleicht lebte man aber auch während des gesamten Sturzes, bis man auf der Meeresoberfläche aufschlug und zu Haifutter wurde.
    Nun sah Deirdre wieder aus dem Fenster zu den Kampfflugzeugen hinüber, die den Jet begleiteten. Gütiger Gott, ich weiß, dass wir nicht jeden Sonntag in der Kirche waren, aber wenn Du uns hier heraushilfst, werden wir ab jetzt immer zur Kirche

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