John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes
Milliarden Dollar verursachen und einige Tausend Kafirs töten. Im Gegensatz zu einer Atombombe war eine schmutzige Bombe leicht zu bauen. Den »Schmutz« zu finden war daran das Schwierigste, aber dieses Problem hatte Farouk bereits gelöst. Zudem hatte er bereits genug radioaktives Material für mindestens eine Bombe in die USA verschifft.
Jetzt hoffte er auf mehr. Vor drei Wochen hatte jener Mann, der sich selbst Omar Khadri nannte, Farouk einen neuen Auftrag erteilt. Irakische Dorfbewohner hatten in der Wüste südlich von Falludscha in einer verlassenen Militärbasis ein geheimes unterirdisches Bauwerk entdeckt, in dem sie radioaktives Material vermuteten, das sie Scheich Bin Laden zur Verfügung stellen wollten.
So hatte Farouk eine überaus gefährliche Reise unternommen: dreitausend Kilometer nach Westen, von Pakistan über Afghanistan in den Iran und von dort über die gebirgige Grenze in den Irak. Auf seinem Weg musste er sowohl den Truppen der Ungläubigen in Afghanistan ausweichen, als auch der iranischen Geheimpolizei, die der Al-Quaida keineswegs freundlich gesinnt war. Farouk hätte auch nach Jordanien fliegen und dann nach Bagdad fahren können, aber
auf einer so sensiblen Mission zog er es vor, keine Spuren auf einer Passagierliste zu hinterlassen. Außerdem wäre es schwierig gewesen, den Zollbeamten zu erklären, wofür er das Gerät benötigte, das er mitführte.
Farouk hatte sich selbst gemahnt, nicht allzu große Erwartungen zu hegen. Die Männer, die er heute Nacht treffen würde, waren Kämpfer, keine Physiker. Bisher hatte er nur verschwommene Bilder von Stäben und Stahlfässern gesehen, die vielversprechend aussahen, aber nichts bewiesen. Dennoch konnte er seine Hoffnungen kaum bezähmen. Wenn sie wirklich neues Material gefunden hatten … und das direkt vor der Nase der USA!
Die Amerikaner waren Dummköpfe, dachte Farouk. Vor Jahrzehnten hatten die Juden Saddams Atomreaktoren in die Luft gejagt und damit die irakischen Bemühungen zunichte gemacht, eine eigene Atombombe zu bauen. Das seinem Grab in der Wüste entrissene Material, das er mit Allahs Willen heute Nacht sehen würde, gehörte vermutlich zu diesem Programm. Im besten Fall handelte es sich um Nuklearabfall, um Jod und Cäsium, aus dem man keine echte Atombombe herstellen konnte. Keine Regierung würde sich darum bemühen. Für die Zwecke der Al-Quaida kam es jedoch gerade recht. Und die Al-Quaida hätte nie eine Chance gehabt, es in die Hände zu bekommen, wenn die USA nicht in den Irak einmarschiert wären. Denn Saddam hätte seine Geheimnisse nie mit Scheich Bin Laden geteilt. Er war ein gottloser Teufel, der nutzloseste aller ungläubigen arabischen Anführer. Aber die USA hatten sich um Saddam gekümmert und damit den heiligen Kämpfern der Al-Quaida die Tore des Iraks geöffnet.
Die Amerikaner waren wirklich Dummköpfe. Ihr seid im Irak einmarschiert, weil das Land angeblich voll war von
»Terroristen«, dachte Farouk. Nun, jetzt ist es tatsächlich voll davon. Allahs Wege sind unergründlich.
Die Sonne war bereits untergegangen, als die Mad Dogs auf die Schutzwand aus Beton zurollten, die den Eingang zur Polizeiwache von Khudra blockierte, einem von Einschlaglöchern übersäten zweigeschossigen Gebäude, das mit einer ausgefransten irakischen Flagge markiert war. Bereits dreimal hatten Selbstmordattentäter Autobomben in die Polizeiwache gesteuert. Die meisten Polizisten waren gar nicht mehr bereit, die Station für Patrouillenfahrten zu verlassen, geschweige denn, jemanden zu verhaften. Einige wenige Offiziere arbeiteten jedoch immer noch mit der 2-7 zusammen; Jackson war nicht sicher, ob sie mutig oder bloß verrückt waren. Auf jeden Fall kannten sie die Straßen von Ghazalia besser als er, deshalb hoffte er darauf, dass sich einige von ihnen seiner nächtlichen Mission anschließen würden.
Gemächlich schlenderte Jackson zum Eingangstor der Polizeiwache, wo Lieutenant Colonel Ghaith Fahd mit einer Zigarette in der Hand stand. Nachdem beide Männer die Hand an die Brust gelegt hatten, grüßten sie einander mit Handschlag. Fahd war der einzige Offizier in Khudra, dem Jackson wirklich vertraute. »Salam aleikum«, sagte Jackson.
»Aleikum salam.«
»Haben Sie gehört, dass wir kommen?«
»Nam.«
Das überraschte Jackson nicht. Seine Panzer wurden von gewaltigen Maschinen angetrieben, von umgebauten Jet-Turbinen, die ihre Anwesenheit schon lange vor ihrem Eintreffen ankündigten. Lärm war ihre größte
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