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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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lachte. »Ich bin ein Glückskind,
meinen Sie nicht auch, Captain?«, fragte er, während er die immer noch brennende Zigarette hochhielt. »Und damit ist meine Geschichte zu Ende, wie ich versprochen habe.« Nachdem er ein letztes Mal an der Zigarette gezogen hatte, drückte er sie in der Handfläche aus und schnipste sie auf den Asphalt.
    »Deshalb also tragen Sie keine kugelsichere Weste«, sagte Jackson.
    »Wenn Allah will, dass ich lebe, werde ich leben. Wenn er will, dass ich meinen Vater wiedersehe, werde ich ihn wiedersehen. In jedem Fall werde ich ihm dankbar sein.«
     
    Unter der Leitung von J.C.’s gepanzertem Humvee rollte der Konvoi der Mad Dogs auf der Dodge Avenue in nördlicher Richtung. Diese breite Straße verlief durch das Zentrum von Ghazalia und war mit Bombentrichtern übersät. Nahezu jede Nacht gab es hier Anschläge auf die Patrouillen, bei denen jedoch noch kein Soldat ums Leben gekommen war. Bisher.
    Da die Straßen leer waren, gehörte ihnen die Avenue fast allein. Der Konvoi hatte vom ersten bis zum letzten Fahrzeug eine Länge von etwa achthundert Metern, wobei Fahds Landrover in der Mitte untergebracht worden war, wie ein Spielzeugauto zwischen den Bradleys und Panzern.
    In J.C.’s Nachtsichtgerät glühte die Welt in Gelb auf Schwarz. Über einem Feld im Osten erhob sich drohend die Mutter-aller-Schlachten-Moschee. Ein Ungetüm aus Beton, dessen Minarette überdimensionalen Maschinengewehrtürmen glichen. Saddam hatte die Moschee zum Gedenken an den ein Jahrzehnt andauernden Krieg mit dem Iran errichten lassen, in dem zwei Millionen Menschen den Tod gefunden hatten. Wenn die Stromversorgung funktionierte, glühten die Minarette dämonisch in der Nacht. Aber heute Nacht
war Stromausfall, sodass die Moschee und ihre Umgebung im Dunklen lagen. Nur in einigen wenigen privilegierten Häusern sorgten Generatoren für Licht. Der Stromausfall kam ihnen sehr gelegen, ebenso wie der Neumond. Je dunkler die Nacht, desto besser funktionierten die Nachtsichtgeräte.
    Ein Leuchtspurgeschoss schnitt durch die Nacht. Ein einzelner Schuss, während die Patrouille vorüberzog. Sie sind dort draußen, dachte J.C. Sie beobachten uns und warten darauf, dass wir einen Fehler machen. Gut. Sollen sie doch. Vorsorglich krümmte er den Finger um den Abzug seines Geschützes.
    Als der Konvoi das nördliche Ende der Ghazalia Road erreichte, wo eine schmale Brücke in die dicht bevölkerte Slumsiedlung von Shula hinüberführte, hielt der Humvee an. Die Patrouille musste routinemäßig aussehen, hatte Jackson den Mad Dogs gesagt. Sie können nicht wissen, dass wir kommen. Der Konvoi vollzog langsam eine Kehrtwendung und rollte nach Süden.
     
    In dem engen Hinterzimmer des Friseurladens in Ghazalia, der offiziell als »Al-Jakra – Haarschnitt und Haarwäsche« bekannt war, saß Farouk Khan unbequem auf einer billigen blauen Couch. Auf dem Boden lagen Kartons mit alten Haarshampooflaschen umher und unter der Treppe an der Rückwand hatte jemand drei Kalaschnikows nachlässig abgelegt. In einer Ecke erzeugte ein lärmender Generator Strom für die Glühbirne an der Decke und für die Heizplatte, auf der Teewasser kochte. Wieder sah Farouk auf die Uhr. Neun Uhr zwanzig. Warum waren sie noch nicht da? Farouk war kein Feigling; Feiglinge hielten nicht lang durch als Nuklearspione. Aber er hasste sinnlose Risiken.

    Als sich die Tür öffnete, trat nur Zayd ein, der magere Iraker, der Farouk von Islamabad nach Bagdad geführt hatte. Farouk hatte Zayd satt. Der Iraker hatte abscheuliche Manieren. Er spuckte ständig aus, bohrte unbekümmert in der Nase und wusch sich nie. Außerdem traute Farouk mageren Menschen von vornherein nicht. Essen war ein großes Vergnügen; wer verzichtete schon freiwillig darauf? Andererseits musste Farouk eingestehen, dass sich Zayd als sehr nützlich erwiesen hatte. Er sprach Arabisch, Farsi, Urdu, Paschtun und Englisch. Bisher hatte Farouk noch keine Sprache gehört, die Zayd nicht verstand. Außerdem kannte er die Hälfe aller Stammesführer zwischen hier und Pakistan. Aus diesen Gründen hatte Farouk die mittelalterlichen Manieren des Mannes akzeptiert.
    »Ist es nicht seltsam, Zayd?«, begann Farouk. »So leicht es ist, den Reichtum eines Landes an einem Krankenhaus oder Supermarkt abzulesen, Friseurläden sehen überall gleich aus. Hier, in Pakistan, in Europa. Schwarze Drehsessel, mit mysteriösen Glastöpfen vollgestopfte Regale und Poster von jungen Männern mit kurz

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