Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
geschnittenem Haar.«
    »Mhm«, brummte Zayd, während er sich den Finger bis zum Knöchel in die Nase steckte. Farouk fragte sich, ob die Geste als Antwort gemeint war. Für einen Mann, der so viele Sprachen verstand, redete Zayd überraschend wenig. Vielleicht liefen die großen Gespräche in seinem Kopf ab.
    Als Farouk versuchte, es sich auf der Couch gemütlicher zu machen, knarzte sie unter seinem Gewicht. In der Ferne hörte er das tiefe Grollen amerikanischer Panzer. Sogleich begann der Geigerzähler auf seinem Schoß zu zittern, und nur mit Mühe gelang es ihm, seine Nervosität unter Kontrolle zu bringen. »Werden sie bald kommen, Zayd?« Sein Gefährte zuckte nur mit den Achseln und goss zwei Glas Tee
ein, wobei er den Zucker mit schmutzigen Fingern hineinwarf. Farouk verzog das Gesicht zu einer Grimasse, trank aber dann doch. Im selben Augenblick hörte er, wie sich Autos näherten.
     
    Captain Jacksons Plan war einfach. Der Friseurladen lag an der Westseite von Ghazalia. Sobald der Konvoi die Straße zum Friseurladen erreichte, würden die Humvees und der Land Rover einbiegen und rasch nach Westen vorstoßen. Die Panzer und Bradleys würden folgen. Mit etwas Glück würden die Widerstandskämpfer erst, wenn die Humvees schon beinahe den Laden erreicht hatten, bemerken, was geschah. Das schwere Gerät würde sich als Rückendeckung postieren, sobald es eintraf.
    Die Strategie barg einige Risiken. Jackson hatte fünfzehn Soldaten in den Humvees und zusätzlich fünf irakische Polizisten im Land Rover. Damit sollten sie imstande sein, vier Widerstandskämpfer hochzunehmen. Wenn der Laden jedoch befestigt worden war, wurden sie vielleicht in einen Kampf verwickelt. Und das, bevor die Bradleys als Verstärkung da waren. Üblicherweise hätte Jackson die mächtigere Feuerkraft vor dem Laden und die leichteren Fahrzeuge hinter dem Laden auffahren lassen. Aber diesmal durfte er es nicht riskieren, die Zielpersonen vorzuwarnen.
    Selbst wenn seine Männer in den Laden gelangten, waren ihre Probleme noch nicht vorüber. Jackson kannte weder den Bauplan des Ladens, noch wusste er, ob er einen zweiten Ausgang besaß. In den letzten drei Tagen waren seine Männer zweimal an dem Laden vorüberpatrouilliert, auf eine genauere Auskundschaftung hatte er aber verzichtet, um die Zielpersonen nicht aufzuschrecken. Dennoch zweifelte er nicht daran, dass seine Männer die Operation erfolgreich
durchziehen würden. Immerhin hatten sie schon Schlimmeres überstanden.
    Durch das kugelsichere Fenster musterte Jackson die verlassenen Geschäftsfassaden. Das war die letzte Chance für die Bosse, sich zu verdrücken. Dann griff er zum Bataillonsfunkgerät und rief das Tactical Operations Center in Camp Graphite.
    »Mad Dog 6 an Knight 6, over.« Knight 6 war der Bataillonsführer Lieutenant Colonel Steve Takahashi.
    »Hier ist Knight 6.«
    Jackson sah auf die Uhr. Es war neun Uhr dreiunddreißig. Die Humvees sollten in wenigen Minuten bei dem Laden eintreffen. »Unsere ETA ist Neun Vier Tree.« Wobei »Tree« interner Armeejargon für »drei« war.
    »Neun, Vier, Tree«, wiederholte Takahashi. »Roger. Ihr habt die Freigabe für den Takeoff.«
    »Roger«, sagte Jackson. Während er das Funkgerät zurückhängte, erfasste ihn eine kühle Erregung.
     
    Farouk strich mit dem Stab seines Geigerzählers über eine dünne, fünfzehn Zentimeter lange Stahlkapsel. In seinem Kopfhörer ertönte ein rasches Klicken, wobei jedes Klicken ein Signal war, dass die Kapsel Radioaktivität ausstrahlte. Als er mit dem Stab über eine zweite Stahlkapsel strich, hörte er dasselbe Klicken.
    Mazen, der riesenhafte Anführer der Widerstandskämpfer, war der größte Araber, dem Farouk je begegnet war. Er sprach ein derbes, einfaches Arabisch und war mit einer Kalaschnikow und einem Schwert ausgerüstet, das er an der Hüfte trug. Seit er Farouk die Kapseln übergeben hatte, war er schweigend neben der Treppe an der Rückwand des Raums gestanden und hatte nervös beobachtet, wie Farouk
sie mit dem Geigerzähler kontrollierte. Er hat Angst, dass er mir nur Schrott gebracht hat, dachte Farouk.
    »Wie viele davon gibt es dort?«, fragte Farouk.
    »Tausende«, antwortete Mazen. »Zu viele, um sie zu zählen. «
    Bei dieser Antwort wusste Farouk, dass die Reise alle Gefahren wert gewesen war. Tausende Kapseln Kobalt. Allah hatte seinen Kriegern in dieser Nacht ein großartiges Geschenk zuteil werden lassen. Khadri würde zufrieden sein.
    Als ein Mobiltelefon

Weitere Kostenlose Bücher