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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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taktische Schwäche. Heute Nacht hoffte er jedoch, diesen Makel in einen Vorteil umzuwandeln.

    »Zigarette?«, fragte Fahd, während er Jackson seine Packung anbot.
    »Dunhills? Wie edel, Colonel.« Jackson klopfte eine Zigarette aus der Packung auf seine Hand.
    »Meine Gehaltserhöhung ist eingetroffen«, gab Fahd lachend zurück.
    Jackson zündete die Zigarette an und zog dankbar daran, obwohl er nicht rauchte. Zumindest hatte er nicht geraucht, bevor er hierherkam. »Aber Sie wissen, dass dieses Zeug Sie umbringen kann«, sagte er Fahd.
    »Nicht schneller als alles andere, Captain.«
    Jackson bewunderte Fahds Gelassenheit. Für einen irakischen Offizier war es in diesem Viertel schon eine wahre Heldentat, wenn er sich mit einem Amerikaner zeigte. Dennoch wirkte Fahd nie müde oder angespannt, geschweige denn ängstlich. Gemeinsam schlenderten sie die Straße hinunter, um aus der Hörweite der Polizeiwache zu kommen.
    »Sie haben Pläne für heute Nacht?«, erkundigte sich Fahd.
    »Ja. Eine Razzia.«
    »Wie viele Männer brauchen Sie?«
    »Nur die, denen Sie wirklich vertrauen.«
    Fahd nickte. »Das sind fünf … nein, vier. Ehab ist heute zu Hause.«
    »Nur vier Männer?« Immerhin hatten fünfzig Polizisten Dienst.
    »Ja.«
    »Steht es so schlecht?«
    »Noch schlimmer, Captain«, antwortete Fahd, während er Jackson erneut die Zigaretten anbot. »Nehmen Sie noch eine Dunhill. Ich werde die Männer zusammenrufen.«

    Zehn Minuten später kehrte Fahd mit vier Männern im Schlepptau wieder.
    »Wie es Ihnen beliebt, Captain.« Dieser irakische Ausdruck bedeutete so viel wie: Wann immer Sie bereit sind.
    Jackson sah auf die Uhr. Acht Uhr vierzig. Saleh hatte gesagt, dass das Treffen um neun Uhr beginnen und etwa eine Stunde dauern würde. Aber er hatte Jackson auch gewarnt, dass die Widerstandskämpfer oft zu spät kämen. Und Jackson wusste, dass er es nicht riskieren durfte, den Friseurladen zu beobachten. Jede amerikanische Anwesenheit würde sofort bemerkt werden. Deshalb hatte er sich entschlossen, um neun Uhr fünfundvierzig loszuschlagen und das Beste zu hoffen.
    »Uns bleibt noch etwas Zeit. Wo ist Ihre kugelsichere Weste, Colonel?«
    »Ich habe keine.«
    »Wir haben Ihnen genug kugelsichere Westen für jeden Polizisten in Khudra gegeben«, gab Jackson zurück, ohne die Enttäuschung in seiner Stimme zu verbergen.
    Fahd stieß ein sprödes Lachen aus. »Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen«, begann er, während er sich eine neue Zigarette anzündete. »Sie wird zu Ende sein, bevor ich mit dieser Dunhill fertig bin.«
    »Okay.«
    »Meinem Vater gehörte ein Laden in Sadr City. Sie kennen doch Sadr City?«
    »Natürlich.« Sadr City war ein weitläufiger Slum im Nordosten Bagdads, am anderen Ufer des Tigris. Ein entsetzlich armes Viertel.
    »Wir waren nicht reich. Niemand in Sadr City ist reich. Aber es ging uns ganz gut«, erzählte Fahd und nahm einen weiteren tiefen Zug von seiner Zigarette. »Unglücklicherweise
liebte es mein Vater – Mohammed – zu scherzen. Manchmal machte er auch Scherze über Saddam. Im Jahr 1987 machte der Mukhabarat« – Saddams Geheimdienst – »eine Razzia in seinem Laden. Sie nahmen ihn und meinen Bruder Sadek mit und brachten sie nach Abu Graib. Den Rest können Sie sich vorstellen.«
    »Haben Sie sie je wiedergesehen?«
    »Sadek überlebte für eine Weile. Er starb zwei Jahre später. «
    »Hat er Ihnen gesagt, was geschehen ist?«
    »Nachdem sie ihn freigelassen haben, hat er nie wieder gesprochen.«
    »Er hat nie gesagt, was sie mit ihm gemacht haben?«
    »Er hat überhaupt nicht mehr gesprochen«, erklärte Fahd, indem er auf seinen Mund deutete. »Keine Zunge.«
    Jackson fühlte, wie sich seine Zunge im Mund aufrollte, während er überlegte, was er sagen sollte. »Das tut mir leid.«
    »Vermutlich sind sie an einen besonders bösartigen Mukhabarat-Agenten geraten«, meinte Fahd. »Denn die Scherze meines Vaters waren nicht so schlimm.«
    »Und Sie sind entkommen?«
    »Ich war nicht dort. Sie sind auch nie zurückgekommen, um mich zu holen. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht waren sie – wie sagt man? – einfach zu faul.«
    »Inschallah.«
    »Inschallah«, wiederholte Fahd. »Stattdessen haben sie mich in den Krieg gegen den Iran geschickt. Ich überlebte – der Krieg war ja schon fast vorüber –, und dann kam ich irgendwie in die Polizeiakademie. Heute bin ich Lieutenant Colonel in der irakischen Polizei, von meinen Männern respektiert und geliebt.« Fahd

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