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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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klingelte, schreckte er hoch.
    »Nam«, sagte Mazen, ehe er wieder auflegte. »Einer unserer Brüder beobachtet die Hauptstraße, nur für den Fall, dass Amerikaner hierherkommen«, erklärte er Farouk und Zayd. »Aber sie kommen nie hierher. Sie haben Angst nachts in Ghazalia.«
    »Also?«, fragte Zayd. »Was hältst du davon?«
    Farouk wollte sich seine Begeisterung jedoch nicht anmerken lassen. »Zeigt mir das gelbe Metall.«
    Mazen gab ihm daraufhin eine überraschend schwere, mit gelben Kügelchen gefüllte Leinentasche. Sobald Farouk das Messgerät darüberhielt, erwachte der Geigerzähler wieder mit lautem schnellem Klicken zum Leben. Vermutlich handelte es sich bei den Kügelchen um Uraniumoxid, dachte er. Yellowcake. Leicht angereichert, etwa um zwei bis drei Prozent, aber nicht annähernd stark genug angereichert für Atomwaffen. Farouk hielt die Tasche hoch.
    »Dieses Material habt ihr in einem Fass gefunden?«
    »Nam«, antwortete Mazen. »Es war so schwer, dass wir es kaum bewegen konnten.«
    »Gab es nur dieses eine Fass?«
    »Nein, dort waren vier, Doktor.«

    Vier Fass Yellowcake? Mühsam verbarg Farouk seine Begeisterung. Dies war nur der Beginn, erinnerte er sich. Zunächst mussten sie das Material bergen und dann in die USA transportieren. Aber dafür gab es Mittel und Wege. Erst das Uran und die Kobaltkapseln mit dem LKW nach Jordanien verfrachten. Dann nach Dubai oder in die Türkei. Oder in östlicher Richtung nach Pakistan und weiter nach Singapur. Oder in westlicher Richtung nach Nigeria und anschließend über den Atlantik nach Brasilien. Die Einzelheiten kannte er nicht, aber Khadri würde das schon regeln. Er wusste nur, dass es möglich war.
    »Meine Brüder«, sagte Farouk, »unsere Gebete wurden erhört. «
    »Allahu akbar!«, rief Mazen aus. Dann läutete sein Mobiltelefon wieder.
     
    Wenige Sekunden zuvor waren die Humvees der Mad Dogs von der Dodge nach Westen in die Straße des Friseurladens abgebogen, hatten die Lichter abgedreht und beschleunigt. Zum Glück wurden sie nicht wie die Panzer mit Jet-Turbinen angetrieben, dafür wogen sie auch nicht siebzig Tonnen. Während sie mit 120 Kilometer pro Stunde durch die stille Avenue preschten, peitschte J.C. der Fahrtwind ins Gesicht. Durch sein Nachtsichtgerät suchte er die Straße nach Bewegung ab. Allerdings übersah er den kleinen Mann in der Opel-Limousine, der hektisch eine Nummer in seinem Mobiltelefon wählte.
    Während sie sich ihrem Ziel näherten, fragte sich J.C., was sie erwarten würde. Vermutlich nichts. Er hoffte, dass die Menschen in dem Gebäude klug genug waren, nicht zu kämpfen. Die ersten Sekunden einer Razzia waren immer am gefährlichsten, denn die Mad Dogs durften so lange
nicht feuern, bis sie sicher waren, wer Freund und wer Feind war.
     
    Heute Nacht würde das kein Problem sein. Qusays Alarm schlug fehl. Als der Anruf angenommen wurde, hatten die Mad Dogs den Laden schon fast erreicht. Die acht Widerstandskämpfer, einschließlich Farouk und Zayd konnten nur noch nach ihren Waffen greifen und zu den Autos laufen.
     
    Als der Humvee über den Bordstein in den kleinen Parkplatz rumpelte, sah J.C. drei Männer, die mit Kalaschnikows in der Hand aus dem Laden rannten. Sofort richtete er sein Maschinengewehr auf sie und brüllte: »Stopp!«
    Statt seiner Aufforderung Folge zu leisten, drehten sie sich um und feuerten wild los. Ihre Kugeln schlugen in den Humvee ein, und eine sauste dicht an J.C.’s Kopf vorüber. Feindliches Feuer dachte er automatisch. Die Regeln für Kampfhandlungen gestatten in diesem Fall den Einsatz tödlicher Waffen. Noch ehe er die Worte im Geist formuliert hatte, hatte er das MG schon auf das Ziel angelegt und den Auslöser gedrückt.
    Ein Feuerstrahl schoss aus der Mündung des MGs. Auf kurze Distanz hat eine großkalibrige Waffe eine verheerende Wirkung auf den menschlichen Körper. Der Kopf eines Mannes explodierte wie ein überreifer Kürbis, während die anderen beiden von den Kugeln nahezu mittendurch geschnitten wurden. Noch bevor ihre Leichen auf dem Boden aufschlugen, hatte J.C. schon das MG herumgerissen und auf die Vordertür des Ladens gerichtet, wo zwei weitere Männer hoffnungslos um sich feuerten. Diesmal überlebte einer die erste Salve, aber nicht der zweite.

    Fünf Tote. J.C. empfand keinerlei Emotionen. Noch war die Mission nicht beendet.
     
    Mit blutdurchtränktem Hemd rannte Mazen in den Lagerraum. »Du hast es ihnen verraten«, brüllte er Farouk an. »Spion.

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