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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Gefahr eines Ausbruchs in der Natur begrenzt.
    Diese Einschränkung gilt jedoch nicht mehr, wenn das Pest-Virus als Terrorwaffe vorsätzlich verbreitet wird. Verteilt man zum Beispiel das Y. pestis -Virus in der Luft über einer Großstadt, könnte man mit einem Schlag Hunderttausende Infektionen hervorrufen, die die Kapazität der Krankenhäuser übersteigen und für weltweite Panik sorgen. Einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation zufolge würde eine Freisetzung des Y. pestis -Virus über einer 5-Millionenstadt wie etwa Washington, 150 000 Fälle von Lungenpest bewirken und 36 000 Todesopfer fordern. Die Weltgesundheitsorganisation ging nicht so weit, ihre Schätzung auch auf eine Stadt in der Größe von New York auszudehnen.
     
    In Tarik Dourants Keller lagerte ein halbes Dutzend Phiolen des Y. pestis -Virus.

    Um an sie heranzukommen, hatte er weder einen Anschlag auf das Hauptquartier der Bundesgesundheitsbehörde ausführen noch sich in die Labors von Vector einschleichen müssen, die gigantische Virenproduktionsfabrik in Sibirien, wo die Sowjetunion während des Kalten Kriegs ihre biologischen Waffen hütete. Tarik musste nicht einmal das Haus verlassen. Er musste lediglich zu Hause sein, als der Lieferwagen von FedEx kam, um mit seiner Unterschrift zu bestätigen, dass er das Päckchen vom Muhimbili Medical Center in Dar es Salaam übernommen hatte. Tansania verzeichnete jedes Jahr mehrere Fälle von Pest, weswegen die Regierung eifrig bemüht ist, einen breitflächigen Ausbruch zu verhindern. Jeder Arzt, der einen möglichen Pestfall diagnostiziert, ist aufgerufen, eine Blutprobe zur Überprüfung in das Labor für Infektionskrankheiten des Muhimbili Medical Center zu schicken, das Beste seiner Art in Ostafrika. Dort wurden die Proben der Obhut eines stillen pakistanischen Labortechnikers anvertraut, der auf Anordnung eines Mannes, der sich selbst Omar Khadri nannte, nach Tansania übersiedelt war, um im Muhimbili Medical Center diese Stelle anzunehmen. Wie Khadri zu Recht vorhergesehen hatte, war es für einen islamischen Pakistani leichter, in Tansania einen Job zu bekommen, als in der amerikanischen Gesundheitsbehörde.
    Auf diese Weise hatte der Pesterreger seinen Weg zu Tarik gefunden, der im zarten Alter von dreiundzwanzig Jahren der beste Wissenschaftler war, der je für die Al-Quaida gearbeitet hatte. Inschallah. Allahs Wille geschehe. Aus diesem Grund konnte Tarik seinen Studien an der McGill-Universität nicht seine volle Aufmerksamkeit widmen.
     
    Als Tarik die Eingangstür aufschloss und eintrat, blieb es still in dem grauen Haus. »Fatima?«, rief er. »Fatima?«

    Keine Antwort. Sie sollte längst zu Hause sein und das Abendessen kochen. Der Säurespiegel in seinem Magen stieg. In der letzten Woche war seine Ehefrau zweimal zu spät gekommen. Ihr Respekt vor ihm schien täglich mehr zu schwinden.
    Tarik hatte Fatima in Paris kennen gelernt, im Frühling seines letzten Studienjahrs an der Universität. Sie war die älteste Tochter eines Imams aus Brüssel, eine zierliche Achtzehnjährige, deren Hidschab – der von frommen islamischen Mädchen um den Kopf getragene Schal – große braune Augen umrahmte. Tarik war von ihr auf der Stelle verzaubert. Wie glücklich war er, als er erfuhr, dass sie ihm dieselben Gefühle entgegenbrachte, ungeachtet seiner pockennarbigen Haut und der dicken Brille. Vier Monate später, also kurz vor seiner Abreise nach Kanada, heirateten sie. Fatima folgte ihm ein Jahr später nach Kanada. Einige Monate lang schien sie die perfekte Ehefrau zu sein, die ihn liebevoll umsorgte und ihm hilfreich zur Seite stand. Sie beschwerte sich auch nie über die vielen Stunden, die er an der McGill-Universität oder im Keller arbeitete. Schließlich begann sie jedoch, sich darüber zu beklagen, dass ihr Tarik nicht gestattete zu arbeiten. Sie würde sich tagsüber zu Hause langweilen, sagte sie. Als sie im Frühling eine Stelle als Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei im Stadtzentrum fand, versuchte er, ihr zu verbieten, sie anzunehmen. Aber sie lachte ihn nur aus.
    »Lass dich von mir scheiden«, hatte sie gesagt, wobei sie genau wusste, dass er das nie tun würde. Sie war die einzige Frau, die er je gefühlt hatte, und manchmal machte es ihm Angst, wie sehr er sie begehrte. Ihre Arbeit hatte die Entfremdung zwischen ihnen verstärkt. Mittlerweile hörte sie fast nicht mehr auf ihn. Diese neue Seite an ihr verstand er nicht. Seit ihrer Ankunft in Kanada schien sie

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