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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Schutzbrillen, Handschuhe, Laborkleidung und ein tragbares Beatmungsgerät untergebracht. Daneben war eine schmale Dusche installiert. Die Neonbeleuchtung an der Decke verlieh dem Raum ein helles, gleichmäßiges Licht.
    Im Grunde war dieser Raum ein grobes Gegenstück eines Biosicherheitslabors der 2. Klasse, also eines BSL2-Labors, wie man sie an der McGill-Universität und jeder anderen Universität weltweit verwendete. In den BSL2-Labors arbeitete man mit mäßig gefährlichen infektiösen Keimen und Viren, die möglicherweise einen schlimmen Fieberanfall hervorriefen, aber den Betroffenen nicht töteten. Ironischerweise darf man in einem BSL2-Labor auch mit dem Pest-Virus arbeiten, weil es kein sehr widerstandsfähiges Virus ist. Es wächst langsam und wird leicht zerstört durch Sonnenlicht, Regen und sogar Wind. Nur im menschlichen Körper entfaltet es seine ganze zerstörerische Kraft.

    Für seine Experimente benötigte Tarik jedoch mehr als ein BSL2-Labor. Denn er wollte den Pest- und Anthrax-Erreger nicht nur züchten, sondern auch in ein Aerosol umwandeln, damit die Teilchen in der Luft verbreitet und leicht eingeatmet werden konnten. Dafür würde er ein BSL3- oder noch besser ein BSL4-Labor benötigen, wie das in der amerikanischen Bundesgesundheitsbehörde.
    Die Richtlinien für BSL4-Labors füllten viele Hundert Papierseiten. Ein Labor dieser Biosicherheitsklasse benötigte eine eigene Luftversorgung, eine doppelte Luftschleuse, deren Schleusentüren nicht gleichzeitig geöffnet werden konnten, und Filter, um die ausgeatmete Luft zu reinigen. Die in diesen Labors arbeitenden Wissenschaftler durften ihre Laborkleidung nie außerhalb des Labors tragen, mussten sich immer duschen, bevor sie das Labor verließen, und auch das Duschwasser musste chemisch gereinigt werden. Keime durften nur in einem doppelwandigen unzerbrechlichen Behälter bewegt werden. Bei besonders komplizierten Projekten mussten die Wissenschaftler in einem »Anzugbereich« arbeiten. Dies war ein Sicherheitsraum, in dem sie einen Ganzkörperschutzanzug mit eigener Sauerstoffversorgung trugen, damit sie nicht zufällig die Umgebungsluft einatmeten.
    Tarik verstand die Richtlinien. Immerhin hatte er schon Fotos von Pocken- und Pestopfern gesehen, mit schmerzverzerrten Gesichtern und im Tod aufgeblähten Körpern. Er hatte großen Respekt vor der Macht der Phiolen in seinem Kühlschrank und hätte es vorgezogen, seine Experimente in den Labors der Bundesgesundheitsbehörde durchzuführen.
    Dort hätte man sich jedoch über seine Arbeit sehr gewundert. Deshalb hatte Tarik seine eigene Schutzzone gebaut. Dazu hatte er in einer Ecke des Kellers einen Raum von eineinhalb Metern Länge vom Boden bis zur Decke durch Plexiglasscheiben
vom übrigen Keller abgetrennt und das Plexiglas zusätzlich mit einer Schicht aus dicker Kunststofffolie ausgekleidet. Auf diese Weise hatte er eine Plastikblase geschaffen, deren Luft nicht mit dem übrigen Raum in Kontakt kommen konnte, außer durch das Ansaug- und Auslass-System, das durch HEPA-Filter geschützt war.
    Im Inneren der Blase benötigte Tarik eine eigene Sauerstoffversorgung. Weil Kanada, wie auch andere Industriestaaten, den Verkauf von Ganzkörperüberdruckanzügen verbot, konnte Tarik nicht einfach einen solchen Anzug bestellen. Stattdessen verwendete er ein Beatmungsgerät mit Sauerstoffflasche, wie es Gerätetaucher benutzten.
    Um eine Kontaminierung des offenen Teils des Kellerraums zu verhindern, baute er an die Tür der Blase einen Plexiglasdurchgang an, der als grobe Luftschleuse diente. Das Beatmungsgerät legte er immer in dieser Luftschleuse an und ab. In der Plexiglasblase hatte er eine Sicherheitswerkbank aufgestellt, auf der ein Mäusekäfig und ein Vernebler standen. Diese Maschine blies Luft durch eine Flüssigkeit, um ein Aerosol zu erzeugen. Am Boden der Plexiglasblase hatte er einen kleinen Kühlschrank und einen Käfig platziert, der groß genug war für eine Katze oder einen kleinen Hund. Bisher hatte er diesen Käfig noch nicht benützt, aber das würde sich bald ändern.
    Dieses provisorische Labor war keineswegs ideal, denn Tarik konnte immer nur für kurze Zeit darin arbeiten, bis seine Sauerstoffflasche leer war. Und sein Beatmungsgerät war nicht so zuverlässig wie ein echter BSL4-Überdruckanzug. Aber bisher hatte die Plexiglasblase gut funktioniert. Er war nicht krank geworden und die Mäuse im offenen Bereich des Kellers auch nicht, was eine etwas barbarische aber

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