John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
USA kämpfen?«
»Natürlich.« Seine Stimme verriet keine Regung. »Ein Mann rief mich an. Ein Nordkoreaner, mit dem ich schon einmal zusammengearbeitet hatte. Er fragte mich, ob ich es arrangieren könne. Er wusste, dass ich sowohl zu den Taliban als auch den Russen Kontakte besaß. Er wollte die besten Kämpfer, solche, die die Sache etwas in Schwung bringen.«
»Wie viel hat er bezahlt?«
»Fünf Millionen. Keine große Sache.«
Wells schlug Kowalski zweimal in einer flinken Links-Rechts-Kombination in den Bauch, wobei seine Fäuste im Bauch des fetten Mannes verschwanden. »Sie haben nur für die Männer fünfzig Millionen ausgegeben.«
Kowalski rang mit weit geöffnetem Mund nach Luft.
»Wie viel?«, fragte Wells erneut.
»Ruhig, mein Freund.« Kowalskis kultivierte Stimme war zu einem dünnen Pfeifen geworden. »Es waren zwanzig Millionen pro Monat auf eine Dauer von sechs Monaten. Für die Männer und ein paar Waffen, einige SA-7 und RPGs. Ein gutes Geschäft mit hohem Profit. Mein Kontaktmann sagte, dass er möglicherweise das Angebot nach Ablauf der sechs Monate verlängern wird.« Einhundertzwanzig Millionen, dachte Wells. Kein Wunder, dass Kowalski imstande war, fünfhunderttausend pro Mann zu zahlen.
»Dieses Geld kam aus Pjöngjang?«
»Das habe ich nicht gesagt. Mein Kontaktmann war Nordkoreaner. Ich weiß nicht, wer hinter ihm steht. Vielleicht die Nordkoreaner, aber ich glaube es nicht.«
»Warum nicht?«
»Die Sache ist zu teuer für sie. Außerdem, was kümmert sie Afghanistan?«
»Die Saudis? Die Iraner?«
Kowalski blickte auf den Taser. »Ich weiß es wirklich nicht.«
»Sie haben nicht nachgefragt? Nicht einmal in Anbetracht des Risikos?«
»Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich nachfrage. Ich treffe die Arrangements und stelle keine Fragen, so wie Sie.«
»Vermutlich war es sicherer, es nicht zu wissen.«
Kowalski versuchte gar nicht, seine Verachtung zu verbergen. »Was habe ich eben gesagt?«
»Woher kam das Geld?«
»Eine telegrafische Überweisung von einem Bankkonto in Macao.«
»Macao? Warum von dort?«
»Ich habe nicht gefragt.«
»Von welcher Bank?«
»Banco Delta Asia.«
Wells erinnerte sich an diesen Namen. Die Bank war schon früher in Schwierigkeiten geraten, weil man sie beschuldigt hatte, schmutziges Geld für die Regierung Nordkoreas zu waschen. »Welche Kontonummer?«
»Ich habe sie nicht hier. Wenn Sie nach Zürich kommen, sehe ich für Sie nach. Ich verspreche, Sie mit derselben Gastfreundschaft zu empfangen, die Sie mir heute zeigen.« Diesmal machte sich Wells nicht die Mühe, den Taser einzusetzen, sondern legte nur eine Hand um Kowalskis Hals und drückte durch das Fett zu. Man musste es Kowalski zugutehalten, dass er nicht bettelte, nicht einmal als sein Gesicht rot anlief und seine Arme gegen die Bettpfosten schlugen. »Ich sage Ihnen doch, dass ich sie nicht hierhabe«, wiederholte er.
Wells würgte ihn lange genug, um sicher zu sein, dass er ihm die Wahrheit sagte. Dann ließ er ihn wieder los. Kowalski hustete in kurzen, trockenen Stößen.
»Wo kann ich Ihren Kontaktmann finden?«
»Er hieß Moon. Aber er wird nicht mit Ihnen sprechen. Er starb letzten Monat. Das hatte aber nichts mit dieser Sache zu tun. Er war auch noch im Heroingeschäft und ist einigen ziemlich üblen Kerlen über den Weg gelaufen.«
»Aber Sie werden immer noch bezahlt.«
»Selbstverständlich.« Kowalskis Gesicht hatte die Farbe von rosa gebratenem Steak, und seine Arme hingen schwer von den Pfosten herab. Dennoch klang er immer noch selbstbewusst. »Lassen Sie mich Ihnen eines sagen. Wer auch immer Sie sind, und selbst wenn Sie von der amerikanischen Regierung, der CIA oder den Special Forces sind, Sie werden für das bezahlen, was Sie heute Nacht getan haben.
Wenn Sie glauben, in Sicherheit zu sein, werde ich Sie eines Besseren belehren.«
Wells wünschte, er könnte diesen Mann töten. Und dieser Wunsch war stärker als bei jeder anderen Person, die er je getroffen hatte, sogar stärker als bei Omar Khadri. Aber er durfte das Risiko nicht eingehen. Außerdem tötete er keine Gefangenen. Er zog eine Rolle Isolierband aus seinem Rucksack und klebte Kowalski ein Stück davon über den Mund.
Ohne dass Wells hätte sagen können, warum er es tat, wickelte er das silberfarbene Klebeband auch um Kowalskis Schädel. Der fette Mann versuchte, sich wegzudrehen, aber Wells hielt ihn fest. Er wickelte das Band über Kowalskis Augen, seine Stirn, die Wangen, Schlinge
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