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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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für Schlinge, bis der fette Mann wie eine moderne Mumie aussah, ein Tutench-Band, die ägyptische Gottheit des Isolierbands. Er achtete darauf, Kowalskis Nasenlöcher frei zu halten, damit er nicht erstickte. Dann legte Wells eine Hand über Kowalskis Nasenlöcher und drückte sie zu. Laut, freundlich und langsam zählte er bis zehn, ehe er wieder losließ.
    »Vergessen Sie nicht zu atmen«, sagte er noch, bevor er davonlief.
     
    Es war 3:29 Uhr, und Exley saß in dem Minivan. »Hast du deinen Helm?«
    Exley griff nach dem Motorradhelm, den sie im Van mitgebracht hatte, und dann rannten sie gemeinsam zum Motorrad. Drei Minuten später erreichten sie die Kreuzung von Newton Lane und Main Street. Die Honda unter ihnen schnurrte gleichmäßig. Ein Polizeiwagen fuhr mit Blinklicht an ihnen vorüber, aber ohne Sirene und ohne sich besonders zu beeilen. Der Chief hatte sein Wort gehalten und Wells sogar ein paar zusätzliche Minuten zugestanden.

    Die Route 27 war leer und still, und sobald Wells die Ampeln von Hamptons hinter sich gelassen und den Highway erreicht hatte, zog er den Gasgriff der CB1000 zurück und beobachtete, wie die Nadel auf dem Tachometer stieg und der Highway auf ihn zusauste. Exley legte die Arme mit festem Griff um ihn, aus Angst, aus Freude oder aus einer Mischung von beidem, und auch er war so glücklich, wie er nur sein konnte. Everything dies, baby, that’s a fact, but maybe everything that dies someday comes back, sang er, so laut er konnte, denn er wusste, dass ihn niemand hörte, nicht einmal Exley.
    Erst als er in der Ferne das rot-blaue Blinklicht eines Polizeiwagens sah, verringerte er die Geschwindigkeit. Eine Stunde später erreichten sie Queens, wo der Long Island Expressway sogar zu dieser Stunde schon stark befahren war. Wells steuerte die Honda vom Highway hinunter, und schon bald fanden sie das Paris Hotel, das zwar nicht besonders sauber war, aber gern Bargeld akzeptierte. Wells wollte so wenige Spuren wie möglich hinterlassen. Er war sicher, dass Kowalski nicht zur Polizei gehen würde. Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht in Gefahr waren. Dennoch glaubte Wells, dass Exley und er ihre Spuren gut genug verwischt hatten, um sicher zu sein.
     
    Das Zimmer zweihundertdreiunddreißig des Paris war mit einem ausgeblichenen grauen Teppich ausgelegt und roch ein wenig feucht.
    »Nett«, sagte Exley. Sie stieß die Zimmerantenne an, die auf dem Fernsehgerät stand. »So etwas habe ich schon seit einer Weile nicht mehr gesehen.«
    »Uns bleibt immer noch Paris«, sagte Wells.
    »Wir haben es getan. Darf ich sagen, dass es Spaß gemacht hat, John? Denn es hat wirklich Spaß gemacht.«

    »Das hat es.«
    Exley setzte sich auf die Matratze, ohne auf die Sprungfeder zu achten, die ihren Hintern piekste. »Ich kann nicht glauben, dass wir schon wieder in New York City sind.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass das Motorrad mitunter sehr praktisch ist.«
    »Du solltest langsamer fahren, John. Hast du nicht gespürt, dass ich dich angestoßen habe?«
    »Ich dachte, du wolltest, dass ich schneller fahre.«
    Exley konnte nicht glauben, dass sie darüber stritten, nicht nach dem, was sie eben durchgezogen hatten. Aber so war es. »Das ist kindisch. Wenn du uns schon umbringst, dann wenigstens aus einem halbwegs vernünftigen Grund. Du musst mir nicht beweisen, was für ein toller Hecht du bist.«
    »Das ist beruhigend.« Wells legte sich neben Exley, sodass sein Gesicht ihres beinahe berührte. Das Bett sank unter ihm ein. »Ich glaube, das ist eine einzige Matratze, oder zwei, die man zusammengenäht hat.«
    Exley musste lachen. Wells konnte unmöglich sein, und in letzter Zeit hatte sie öfters gedacht, dass er sein Glück so lange herausforderte, bis er in einem Holzsarg landete. Aber sie konnte nicht so tun, als würde sie ihn nicht lieben. »Was hat er gesagt? Kowalski?«
    »Nicht viel.« Wells berichtete von dem Gespräch. »Aber da gibt es eine Sache. Er sagte, dass er über eine Bank in Macao bezahlt wird. Das ergibt keinen Sinn. Selbstverständlich könnte das Geld von überall kommen.«
    »Glaubst du, dass er dir die Wahrheit gesagt hat?«
    Wells stützte sich auf einen Ellbogen und strich Exley über das Haar. Schließlich nickte er. »Er wusste nicht, wer ich war, aber er wusste genau, dass ich die Informationen
nicht vor Gericht verwenden könnte. Er wollte, dass ich verschwinde, wusste aber nicht, wie viel ich bereits wusste. Da standen seine Chancen am besten, wenn er ehrlich

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