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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Fernsehapparat flimmerte in einem Zimmer neben der Eingangshalle. Ein fetter Golden Retriever stieß seine Schnauze gegen die Tür und bellte wütend, während er gleichzeitig mit dem Schweif wedelte, um zu zeigen, dass es nicht so ernst gemeint war.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Janice im gedehnten Tonfall des Südens. Sie trug ein verblichenes rotes T-Shirt mit dem weißen Aufdruck »Roll Tide« quer über der Brust. Ihr Gesicht war hübsch, aber schwammig, ihr Haar ein schmutzig blondes Durcheinander und ihr Eyeliner dick und schlampig aufgetragen. Sie verströmte den Dunst von Weißwein, der an den modrig süßlichen Geruch von einer Woche alten Blumen erinnerte.
    »Ich habe mich nach der Ranch an der Ecke umgesehen und hoffte, Sie könnten mir etwas über diese Wohngegend sagen«, begann Exley. »Ist es schön, hier zu leben? Mein Mann und ich haben eine Wohnung im District, aber wir wollen gern übersiedeln. Übrigens, mein Name ist Joanne.«

    Verwirrung hatte sich auf Janices Gesicht breitgemacht, als hätte Exley versucht, die Relativitätstheorie zu erklären und nicht ihre Pläne, ein Haus zu kaufen. »Sie wollen etwas über die Wohngegend wissen?«
    »Niemand weiß darüber mehr als die Menschen, die hier wohnen, richtig?«, erwiderte Exley lächelnd.
    »Dagegen ist schwerlich etwas zu sagen«, gab Janice zurück. Ob diese Bemerkung sarkastisch gemeint war, konnte Exley nicht feststellen. Aber die Frau war nicht so dumm, wie sie schien. »Ich muss noch den Wagen in die Werkstatt bringen, aber ich glaube, ich kann ein paar Minuten erübrigen.« Janice öffnete die Tür und deutete Exley einzutreten.
    »Kümmern Sie sich selbst darum?«, erkundigte sich Exley mit einer Handbewegung auf die Blumenbeete. »Sie sind wundervoll.«
    »Ja, sie sind meine Babys.« Sie tätschelte den Kopf des Retrievers. »Lenny versucht, sie aufzufressen, aber das erlaube ich ihm nicht. Mein Name ist Janice. Kommen Sie herein.«
    Janice führte Exley durch das dunkle Haus in die Küche, wo weitere – diesmal frisch geschnittene – Blumen warteten. Ein Deckenventilator wirbelte die Luft herum. Exley erinnerte sich nicht daran, wann sie das letzte Mal in so einem stickigen Raum gewesen war. Vielleicht vor zwanzig Jahren in irgendeinem Bruderschaftskeller am College, wo sie sich betrunken hatte, auf der Suche nach dem, was man ›sich eine gute Zeit machen‹ nannte.
    »Ich mag keine Klimaanlagen«, sagte Janice. »Davon erkältet man sich nur.« Lenny ließ sich mit heraushängender Zunge schwer auf den Boden fallen. Selbst mit den Blumen und dem Hund wirkte dieses Haus auf Exley steril. Diese Dunkelheit. Dieser dröhnende Fernsehapparat. Diese Flaschen, die sich in der Spüle sammelten. Wäre dies ein Kinofilm
würde sich im Keller ein Serienmörder verbergen. Oder Janice hätte ihre Großmutter im Obergeschoss an ein Bett gefesselt.
    »Wollen Sie ein Glas Wasser? Sie sehen blass aus.«
    »Das wäre großartig«, sagte Exley.
    »Vielleicht etwas Wein. Ich finde, ein Glas am Nachmittag hält Erkältungen ab.«
    »Nur Wasser, danke.« Exley fürchtete, zu abweisend geantwortet zu haben. »Ich würde ja gern etwas trinken, aber ich muss dann wieder ins Büro zurück.«
    »Natürlich.« Janice goss aus einem Krug im Kühlschrank ein Glas Wasser ein und stellte es auf den Tisch. Einen Augenblick lang hatte Exley die paranoide Fantasie, dass das Wasser mit irgendetwas vergiftet worden war. Sobald sie davon trinken würde, würde alles um sie herum schwarz werden. Und wenn sie wieder erwachte, würde sie im Keller neben einem fetten Mann mit einer Ledermaske eingeschlossen sein. Nein, warte. Das war Pulp Fiction. Sie sollte jetzt mit diesem Unsinn aufhören. Sie, und nicht Janice, befand sich hier unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Dennoch war ihr ein wenig schwindlig und sie betupfte ihr Gesicht mit ein paar Tropfen Wasser. Janice nippte an ihrem Wein.
    »Sie haben ein hübsches Haus«, sagte Exley. »Sie wollen also etwas über diese Wohngegend wissen? Ich glaube, sie ist ganz in Ordnung.«
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    Janice überlegte. »Ungefähr sieben Jahre, schätze ich. Wir überlegen aber umzuziehen.«
    »Oh.«
    »Aber das hat nichts mit den Nachbarn zu tun. Mein Mann bekommt vielleicht einen Job im Ausland. Das ist etwas, das wir uns schon lange gewünscht haben.«

    Keith Robinson war für einen Auslandseinsatz vorgesehen? Davon hatte Exley nichts in seiner Akte gelesen. Er wäre jedoch nicht der erste

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