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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Wirtschaft ist zu unsicher.«
    »Wie seltsam, Minister Zhang«, sagte Li. »Seit Monaten erzählen Sie uns, dass unsere Wirtschaft eine glorreiche, starke Mauer sei. Ist diese Mauer eingestürzt, als niemand von uns hinsah?«
    »Selbstverständlich nicht. Aber …« Zhang brach ab und versuchte herauszufinden, wie er diesen Widerspruch erklären könnte, ohne dass es unsinnig klänge.
    »Wir müssen nichts tun. Es genügt, dass die Amerikaner wissen, dass wir über dieses Ansuchen nachdenken und dass sie uns nicht in Angst versetzt haben.«
    Xu trat dazwischen. »Minister Li, bitte führen Sie Ihre Gespräche mit den Iranern fort. Wir wollen sicherstellen, dass die amerikanischen Hegemonisten wissen, das uns ihre Schiffe nicht davon abhalten werden, im Interesse des chinesischen Volkes zu handeln.«

    »Danke, Generalsekretär.« Li lächelte. Auf der anderen Seite des Tisches sprühten Zhangs Augen vor Wut. Es lag jedoch noch mehr in ihnen. Er wusste, dass er die Kontrolle verlor, dachte Li. Natürlich würde die Verzweiflung Zhang gefährlicher machen. Vielleicht verleitete sie ihn aber auch zu Fehlern wie seinen Versuch, Xu unter Druck zu setzen. So oder so verriet Li die Angst in Zhangs Augen, dass er dem Erfolg näher war als je zuvor.

25
    Der Maulwurf stellte seinen Wecker auf 5:15 Uhr. Er wollte sichergehen, dass er rechtzeitig zu seinem Treffen mit George käme. Als er in der Dunkelheit die Augen öffnete, schnarchte Janice neben ihm leise und der Wecker zeigte 3:47 Uhr. Schlaflosigkeit hatte auch Vorteile. Heute Nacht war er wie eine Springfeder aufgewacht. Er hatte augenblicklich einen klaren Kopf, und dies obwohl er höchstens drei Stunden geschlafen hatte.
    Er ließ seine Hand über Janices Rücken abwärtsgleiten, bis seine Finger auf ihrem weichen, fleischigen Hintern lagen. Sie drehte sich zur Seite und zog in einer unbewussten Einladung ein Bein hoch, während sie das andere zurückschob. Bevor er sie aufweckte, nahm er seine Hand weg. Seine ehelichen Pflichten mussten warten. Sie brummte leise, ohne aufzuwachen.
    Aus dem Keller holte er seine Smith & Wesson und steckte sie in ein kleines Schulterhalfter. Zum Glück war der Morgen kühl, sodass er eine Windjacke tragen konnte, ohne aufzufallen. Er hatte den Chinesen nie vollständig vertraut, und ein Teil von ihm fürchtete, dass sie ihn ausschalten würden, jetzt, wo die Sache brenzlig wurde.
    Er rasierte sich im Badezimmer im Keller und schnitt sich dabei unter dem Kinn. Auch wenn der Cut nicht schmerzte, lief ihm das Blut den Hals hinunter, was optisch zu seinen
blutunterlaufenen Augen passte. Er tupfte den Schnitt mit Toilettenpapier ab, bis das Blut zu rinnen aufhörte. Dann nahm er den Badezimmerspiegel von der Wand ab und drehte die Zahlenscheiben an dem schwarzen Safe dahinter, bis sich die schwere Stahltür mit einem Klicken öffnete.
    Während der letzten Wochen hatte er immer wieder Bargeld von seinem Bankkonto abgehoben, ungefähr zweitausend Dollar pro Tag. Nun lagen fünfundvierzigtausend, säuberlich zu Stapeln von Hundertern und Zwanzigern gebunden, neben seinen beiden Rolexuhren und einigen losen Diamanten in einer kleinen Tupperware-Box. Er blätterte in dem Bargeld und packte es dann in zwei Plastikpostumschläge. Nur für den Fall, dass er schnell verschwinden müsste.
    In einem weiteren Umschlag befanden sich zwei Pässe. Ein amerikanischer und ein kanadischer, beide ausgezeichnete Qualität. Er hatte sie vor Jahren in Panama abgeholt. Erstaunlich, was man dort für zehntausend Dollar bekam. Jetzt blätterte er sie sorgfältig durch und prüfte die laminierten Fotos und die winzigen hexagonalen Hologramme auf der Rückseite des amerikanischen Passes. Die Fotos für die beiden Pässe hatte er mit einem zeitlichen Abstand von einer Woche aufgenommen. Für den kanadischen Pass hatte er sich das Haar schwarz gefärbt, eine Brille aufgesetzt und sogar ein paar Kilos zugenommen. Die Haarfarbe und die Brille befanden sich ebenfalls in dem Safe.
    So echt sie auch aussahen, würde er mit diesen Pässen nicht mehr in die USA einreisen können, nicht mit den neuen Scannern, die das Heimatschutzministerium verwendete. Aber sie waren gut genug, um ausreisen zu können, nach Mexiko oder Jamaika, oder in ein anderes Treibhaus der Dritten Welt mit durchlässigen Grenzen und ohne
Visumspflicht. Und für ihn zählte nur, dass er ausreisen konnte. Wenn er die USA verließ, würde er nicht allzu bald wiederkehren.
     
    Der Mond leuchtete noch am

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