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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Himmel, als der Maulwurf den Wakefield Park erreichte. Soweit er feststellen konnte, war er das einzige Lebewesen, das sich hier bewegte. Selbst die Rehe, Waschbären und Sperlinge schliefen noch. Es war 4:45 Uhr. Die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. Unter seiner Windjacke juckte ihn die.357er im Halfter. Außerdem hatte er das verrückte Verlangen, in der Dunkelheit ein paar Schüsse abzufeuern.
    Er saß auf dem Baumstumpf neben dem Granitblock, wo er George treffen würde. Dann überlegte er es sich, stieg den Hügel hinter dem Grantiblock hinauf und ging zu einer Gruppe von Birken, die ungefähr hundert Meter entfernt standen. Er drängte sich durch die Birken und ließ sich hinter einem kleinen Erdhügel nieder. Von hier konnte er zu dem Felsblock hinübersehen, ohne von unten entdeckt zu werden. Wenn George kam und rundum alles gut aussah, würde er sich abbeuteln, den Hügel hinunterspazieren und Hallo sagen. Wenn nicht … dann müssten sie ihn erst finden.
    Während er wartete, machten sich seine Gedanken selbstständig. Plötzlich war er mit Evie, der Stripperin, im Washington Hilton. Sie grinste ihn an, während sie sich kopfüber an der Tür des Hotelszimmers abstützte, vollkommen nackt, und die Beine spreizte …
    Er biss sich auf die Lippen, um wach zu bleiben. 5:25 Uhr. Verdammt. Er hatte eine halbe Stunde lang geschlummert. Ironischerweise war er nach all den Monaten, die er an Schlaflosigkeit gelitten hatte, genau in dem Augenblick
unendlich müde, in dem er unbedingt wach sein musste. Er hörte, wie die Vögel erwachten und leise zwitschernd den Morgen begrüßten.
    Dann bemerkte er noch etwas. Schritte, die sich nördlich des Haupteingangs zum Park bewegten. Er wartete. Die Schritte klangen näher. Dann erblickte er die Männer. Zwei Männer, beide Chinesen. Keinen von beiden hatte er je gesehen. Der erste war klein und trug ein Fernglas um den Hals, als wäre er ein Vogelbeobachter. Der zweite Mann war größer und dicker, wirkte wie ein Leibwächter und trug Sweatshirt und Jeans. Plötzlich fühlte der Maulwurf, wie das Blut durch seinen Kopf pumpte. Wer waren diese Männer? Wo war George?
    Sobald die Männer den großen Granitblock erreichten, hob der erste Mann die Hände zu den Augen – der Park war noch zu dunkel, als dass ihm das Fernglas genützt hätte – und suchte langsam den Hügel ab, auf dem sich der Maulwurf verbarg. Er schien mit dem anderen Mann zu sprechen, doch auf diese Entfernung konnte der Maulwurf nicht verstehen, was er sagte. Dann deutete er auf den Hügel.
    Schritt für Schritt näherte sich der große Chinese der Birkengruppe, in der sich der Maulwurf versteckte. Am liebsten hätte sich der Maulwurf in die Erde gegraben. Dann wandte sich der große Mann nach rechts und verschwand hinter dem Hügel. Der Maulwurf wartete, um sicherzugehen, dass er fort war. Dann griff er über seine Brust und zog die S&W aus dem Schulterhalfter. Mit der befreiten Waffe in der Hand legte er sich wieder auf die Erde und wartete.
    Der Mann unten lehnte sich gegen den Granitblock, zog ein Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche und zündete sich eine an. Er rauchte ruhig, wobei die Spitze seiner Zigarette in der Dunkelheit glühte. Als er fertig war, dämpfte
er die Zigarette an seiner Schuhsohle aus und steckte den Stummel wieder zurück in das Päckchen, das er bei sich trug. Er versuchte, keinen Hinweis auf seine Anwesenheit zurückzulassen, dachte der Maulwurf.
    Zehn Minuten vergingen. Als es 6:00 Uhr wurde, stand der Mann auf. »Mr T?« fragte er. Dann stieß er in der Dunkelheit einen Pfiff aus. »Mr T?«
    An seinem Liegeplatz in den Bäumen fragte sich der Maulwurf, ob die Chinesen vorhatten, ihn an diesem Morgen zu erschießen. Sie mussten doch wissen, dass es ihnen nie wieder gelingen würde, jemanden zu rekrutieren, wenn sie ihn erschossen. Die CIA würde diese Geschichte der ganzen Welt verkünden, damit jeder potenzielle Maulwurf erfuhr, dass die Chinesen ihre Spione verrieten. Aber wo war George an diesem Morgen? Und warum kamen zwei Männer? Das ergab keinen Sinn.
    Um 6:10 Uhr begann die Temperatur allmählich zu steigen und der schwarze Himmel färbte sich blau. Der Maulwurf bedeckte die S&W mit der Hand, damit ihn das schimmernde Metall nicht verriet. In wenigen Minuten würde die Sonne den Himmel erleuchten und seine Position verraten. Dennoch wartete er. In diesem Augenblick hatte er keine andere Wahl. Unter der Windjacke lief ihm der Schweiß beißend über den

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