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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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mehr. Er musste jetzt klar denken, und zwar schnell. Seltsamerweise wollte er Janice tatsächlich trösten, aber erst musste er herausfinden, wie nahe sie ihm schon waren. »Diese Frau, Schätzchen, wie hat sie sich vorgestellt?«
    Janice ließ die Hände sinken. Sie wirkte verblüfft angesichts der Wendung, die das Gespräch genommen hatte. »Sie sagte, dass sie Joanne heißt.« Dabei zog sie eine zerknitterte Visitenkarte aus einem Teller, der auf dem Tisch stand, und gab sie ihm. »Sie sagte, sie ist Consulter.«
    Der Maulwurf betrachtete die Visitenkarte, als wäre es eine Tarotkarte, die das Geheimnis seiner Zukunft enthielte.

    Was sie in gewisser Weise auch tat. Ender Consulting, a Professional Corporation. Joanne Ender, MBA. Unter dem Namen standen eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse. Am liebsten hätte der Maulwurf angerufen, aber unabhängig davon, ob es Ender Consulting gab oder nicht, würde die Nummer auf eine professionell klingende Mailbox weitergeleitet werden. Und wenn es eine Falle war, würden sie eine Rufnummernregistrierung auf die Leitung geschaltet haben und auf diese Weise wissen, dass er angerufen hatte. Er steckte die Karte in seine Hemdtasche. Das würde er später überprüfen. »Hat sie sich in irgendeiner Weise nach mir erkundigt, Jan?«
    »Wie? Nein.«
    »Bitte. Ich weiß, dass die Frage seltsam klingt, aber denk noch einmal nach.«
    Janice wrang die Hände. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir nicht lange geredet haben. Sie erwähnte ihre Kinder, und das hat mich so aufgeregt, dass ich sie hinausgedrängt habe.«
    »Hat sie sich im Haus umgesehen? Oder vielleicht im Keller?«
    »Natürlich nicht. Warum?«
    »Hast du die Healys nach ihr gefragt? War sie tatsächlich in ihrem Haus?«
    »Das war bloß eine Frau, die sich nach dem Wohnviertel erkundigte. Was beunruhigt dich? War das deine Freundin?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich bin nicht dumm, Eddie. Mach die Sache nicht schlimmer, als sie ist.«
    »Schätzchen. Ich sag dir, dass ich keine Affäre mit dieser Frau habe.«

    »Schwöre es.«
    »Ich schwöre es bei Marks Grab.« Nie zuvor hatte er so etwas gesagt.
    »Liebst du mich?«
    »Ob ich dich liebe? Was ist das für eine Frage? Ja. Natürlich liebe ich dich.« Der Maulwurf überraschte sich mit diesen Worten selbst. Aber während er sie aussprach, wusste er, dass sie wahr waren. Viel zu lange hatte er vergessen, dass Janice ein echter Mensch aus Fleisch und Blut war. »Liebst du mich?«
    Als Antwort legte sie ihm die Arme um den Hals und schmiegte sich schluchzend an seine Schulter. »Können wir von vorn anfangen, Eddie? Können wir das?«
    Es war seltsam, diese Frage so schlicht und direkt zu hören, dachte der Maulwurf. Als könnten sie in einem Fluss untertauchen und dabei nicht nur ihre Sünden abwaschen, sondern auch ihr ganzes vertracktes Leben. Noch seltsamer war jedoch, dass die Antwort Ja lautete. Er hatte sowohl die Mittel als auch gute Gründe, um all dies hier hinter sich zu lassen. Vielleicht war ja seine Panik unbegründet, aber das glaubte er nicht.
    Der Lügendetektortest. Der Überläufer Wen. George, der heute Morgen nicht aufgetaucht war. Jetzt diese Frau, die zu Besuch gekommen war. Zu viele Zufälle in zu kurzer Zeit. Nichts Endgültiges, aber wenn er auf endgültige Beweise wartete, würde er entweder in einer Zelle oder in einem Holzsarg landen. Sowohl Ames als auch Hanssen hatten gewusst, dass sich das Netz zusammenzog. Sie hatten nur nicht den Mut davonzulaufen. Jetzt verbrachten sie ihr Leben im Gefängnis.
    »Jan. Was wäre, wenn ich Ja sage? Was, wenn wir wirklich von vorn anfangen könnten?«

    »Ich glaube, das würde mir gefallen.«
    »Wir müssten unseren Namen ändern und das Land verlassen.« Er konnte nicht glauben, was er sagte.
    Statt außer sich zu geraten, kicherte sie.
    »Ich mache keine Scherze. Wir müssten es jetzt tun.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Willst du ein neues Leben oder nicht?« In der Karibik segeln, fischen und es sich gut gehen lassen. Vielleicht würden sie sich irgendwo eine Hütte kaufen und nochmals versuchen, ein Baby zu bekommen. Ob es klappte, war reine Spekulation, aber warum nicht?
    »Ja, aber …« Sie brach ab, erhob sich und sah sich in der Küche um. »Könnten wir auch Lenny mitnehmen? Und was würdest du arbeiten? Dein Job ist doch so wichtig.«
    Die Visionen von einem Strandparadies verblassten. Er sah ein, dass es nicht funktionieren würde. Als sie sagte, dass sie von vorn anfangen wolle, meinte sie,

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