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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Bedrohung für die Decatur dar.
    Nun saß Williams in seiner Kapitänskabine und studierte den Geheimbericht, der die neuen Einschätzungen der Navy über die Fähigkeiten der chinesischen U-Boote enthielt. Auch
wenn die Chinesen Fortschritte erzielt hatten, durften ihre Fische immer noch nicht darauf hoffen, es mit den atomgetriebenen Jagd-U-Booten der Navy aufnehmen zu können.
    Ein Klopfen an der Kabinentür riss ihn aus seinen Gedanken. »Ja?«
    »Captain. Lieutenant Frederick bittet um Erlaubnis, eintreten zu dürfen.«
    »Kommen Sie herein. Lieutenant.«
    Frederick trat ein und salutierte knapp. »Es tut mir leid, Sie zu stören, Sir. Aber es geht um die Reporterin.«
    »Was hat sie jetzt vor?«
    Als Grundregel war die Navy die öffentlichkeitsfreundlichste militärische Einrichtung. Als der Kampf gegen den Terrorismus in den Mittelpunkt der amerikanischen Außenpolitik rückte, gerieten die Admiräle im Pentagon unter ständigen Druck, die Notwendigkeit der Navy zu beweisen – und ihr Jahresbudget von einhundertfünfzig Milliarden Dollar zu schützen. Immerhin stellte die Al-Quaida zur See keine große Bedrohung dar. Die Auseinandersetzung mit China hatte der Navy Gelegenheit geboten, sich wieder einmal in Großaufnahme zu zeigen, und sie beabsichtigte nicht, diese Chance ungenützt vorübergehen zu lassen. Reporter und Kamerateams schwärmten wie Küchenschaben an Bord der Reagan, der Abraham Lincoln und der John C. Stennis umher, diesen gigantischen, atombetriebenen Flugzeugträgern, die auf die chinesische Küste zusteuerten. Auch die Decatur hatte mit Jackie Wheeler eine eigene Reporterin. Mit ihrem langen dunklen Haar und den tiefbraunen Augen hätte Wheeler auch eine TV-Sprecherin sein können, tatsächlich arbeitete sie jedoch für die Los Angeles Times.
    Williams verachtete die Medien im Allgemeinen, aber er hatte nichts gegen Wheeler einzuwenden. Hübsche Frauen
waren gut für die Moral der Mannschaft, und die Decatur wurde mit so straffer Hand geführt, dass sie kaum in Schwierigkeiten geraten konnte. Außerdem wusste Williams, dass es etwas wie eine Ehre war, als Gastgeber für eine Reporterin einer landesweit veröffentlichten Zeitung erwählt zu werden. Er wusste jedoch auch, dass man ihn nicht nur wegen des makellosen Rufs der Decatur als Gastgeber für Wheeler gewählt hatte, sondern weil er einer der wenigen schwarzen Kapitäne im Dienst war. Er hatte nichts dagegen, auf diese Weise präsentiert zu werden. Wie alle Kommandeure war sich auch Henry Williams bewusst, wie wertvoll eine gute Presse war.
    »Sie hat sich erneut nach der Zentrale erkundigt.« Die Operationszentrale war jener fensterlose Raum in der Tiefe des Rumpfes der Decatur, der das Gehirn des Zerstörers darstellte. »Sie sagt, sie könne keinen exakten Bericht schreiben, wenn sie nicht einige Stunden in der Zentrale verbringe.«
    Williams seufzte. Er hatte Wheeler bereits vor ein paar Tagen durch die Operationszentrale geführt, und er wollte sie gewiss nicht jetzt dort haben, wenn die Decatur jeden Augenblick in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt werden konnte. Um jedoch den strahlenden Bericht zu bekommen, den er sich wünschte, musste er wohl oder übel einen Kompromiss eingehen.
    »In Ordnung, Lieutenant. Sagen Sie ihr, dass sie um 21:00 Uhr hier sein soll.«
    »Ja, Sir.«
    »Weggetreten.«
     
    Eine Stunde später wurde er erneut durch ein Klopfen unterbrochen. »Captain?«
    20:58 Uhr. Wheeler hatte während dieser Woche an Bord
bereits einiges über Marineetikette gelernt. »Mrs Wheeler? Kommen Sie herein.«
    Zögernd trat sie ein. Bisher hatte sich Williams ihr gegenüber höflich verhalten, aber nicht mehr. Er war sehr beschäftigt. Zudem war es ihm sinnvoll erschienen, sie zunächst auf Distanz zu halten und sich erst allmählich ein wenig zu öffnen, um den bestmöglichen Bericht zu erhalten. Aus der Nähe betrachtet, war sie jünger, als er erwartet hatte, kaum dreißig. Und sie war auch hübsch. »Nehmen Sie Platz.« Er deutete auf das Sofa. »Sie wollen sich offensichtlich noch einmal die Zentrale ansehen.«
    »Ich werde keine geheimen Dinge beschreiben, Captain. Ich kenne die Regeln.«
    »Langweilen Sie sich schon auf diesem Schwimmer?«
    Sie lächelte nervös. »Schwimmer?«
    »Einige von uns alten Knaben verwenden diesen Begriff für jedes Schiff, das schwimmt.«
    »Schwimmen denn nicht alle?«
    »Nicht die U-Boote.«
    »Oh, richtig.« Als sie nun lächelte, wünschte Williams für eine halbe

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