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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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ein paar Tage Urlaub zu nehmen und netter zueinander zu sein. Dinge, die normale Menschen meinten. Nicht einfach alles hinter sich zu lassen, um nach Indonesien auszuwandern. Außerdem hatte er ohnehin keinen gefälschten Pass für sie. Und was würde sie denken, wenn sie sein Gesicht im Fernsehen sah? In einer laufenden Spionageuntersuchung erklärt das FBI Keith Edward Robinson, einen ehemaligen Mitarbeiter der CIA, zu ihrem Hauptverdächtigen … Keith Robinson, der vor zwei Wochen verschwand, wird verdächtigt, für den größten Spionagefall in mehr als zwanzig Jahren verantwortlich zu sein … Die Behörden gehen davon aus, dass die flüchtigen Keith und Janice Robinson das Land verlassen haben …
    »Ich habe verstanden, Schätzchen.« Er zwang sich zu einem Lachen. »Und wir können Lenny nicht zurücklassen. Ich schätze, wir müssen es hier versuchen.«

    Als er in dieser Nacht neben ihr lag, lauschte er den Geräuschen der Vorstadtnacht und den Wassersprengern, die sich rasselnd ein- und ausschalteten, um den Rasen grün zu halten. Er hatte Angst, das konnte er nicht verleugnen, aber er war auch aufgeregt. Seine letzte Nacht in diesem Bett, in diesem Haus, in diesem Leben. Er vermutete, dass er immer schon wusste, dass er eines Tages diesen Weg gehen würde.
    Er hatte in dieser Nacht Sex mit Janice, aber nicht einmal, sondern zweimal, übrigens zum ersten Mal seit Jahren. Ironisch. Aber nicht überraschend. Ein Teil von ihr wusste, dass er nicht gescherzt hatte, als er sagte, dass er weggehen würde. Ein Teil von ihr würde auch nicht überrascht sein, wenn sie beim Aufwachen herausfand, dass er gegangen war.

26
    Ostchinesisches Meer, in der Nähe von Schanghai
    Henry Williams dankte Gott täglich, dass er die Chance bekommen hatte, die USS Decatur zu befehligen. Auch wenn es wie ein Klischee klang, war es die Wahrheit. Es gab nichts Besseres, als einen Zerstörer von einhundertfünfzig Metern Länge zu führen, der mit genügend Marschflugkörpern bewaffnet war, um eine Stadt dem Erdboden gleichzumachen, oder neben einem mit F-18 bestückten Flugzeugträger nach Bangkok oder Sydney zu dampfen. Die Ozeane waren die letzte Grenze der Welt, und die US-Navy beherrschte sie. Punktum.
    Außerdem empfand Williams das Leben an Bord der Decatur in einer Weise befriedigend, wie er es sich als Landratte, die in Dallas aufgewachsen war, nicht im Traum hätte vorstellen können. Er kam nicht aus einer Navy-Familie. Annapolis hatte er hauptsächlich gewählt, weil ihm der Basketball-Coach der Akademie die Chance geboten hatte, dort sein erstes Studienjahr zu absolvieren. Aber nach zweiundzwanzig Jahren im Dienst hatte sich Henry Williams in den Ozean verliebt – oder, um es genauer zu sagen, in die Schiffe, die durch seine Wellen pflügten.
    Das Meer war unberechenbar, aber der Rhythmus der Decatur war beständig wie ein Herzschlag. Tag für Tag wurden
die Decks geschrubbt, die Schiffsglocke läutete jede halbe Stunde, das Tafelleinen in der Offiziersmesse war makellos und das Silber poliert. Williams ertrug das Chaos des wirklichen Lebens nicht mehr, jenes Lebens an Land. Das hatte ihm auch seine Frau Esther vor drei Jahren gesagt, als sie die Scheidung einreichte. Sie liebe ihn immer noch, aber sie verstehe ihn nicht mehr, sagte sie. Williams versuchte nicht, sie umzustimmen. In seinem Herzen wusste er, dass sie recht hatte.
    Auf der Decatur war Williams’ Wort Gesetz. Er konnte zu Mittag oder um Mitternacht eine allgemeine Prüfung der Unterkünfte ansetzen. Oder fordern, dass die Wäscherei so lange geschrubbt wurde, bis sie glänzte – und dann noch einmal als Zugabe. Die dreihundertdreißig Matrosen und Offiziere an Bord der Decatur befolgten seine Befehle, ohne zu fragen. Nirgendwo auf der Welt wurde die Befehlskette so genau befolgt wie an Bord eines Schiffes.
    Und diese Disziplin war genau in diesem Augenblick lebenswichtig. Denn die Decatur befand sich in feindlichen Gewässern, an der Spitze der Flugzeugträgerflotte der Ronald Reagan, schon beinahe in Sichtweite der chinesischen Küste. Selbst die Dümmsten in der Mannschaft der Decatur wussten, dass die USA knapp vor einem Krieg mit China standen. Die Spannung an Bord des Schiffes war vom Maschinenraum bis auf die Brücke spürbar und nirgendwo mehr als bei den Sonaroperatoren, deren Aufgabe es war, den Signalen des SQr-19 Schleppsonars zu lauschen. Die chinesischen U-Boote, die im seichten Wasser vor der Küste lauerten, stellten die größte

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