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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Raum glich einer Flugsicherheitszentrale zur Hauptverkehrszeit. Dutzende blasse Männer drängten sich vor blinkenden Konsolen, die von den Radar- und Sonarsystemen der Decatur und von den E-2 Hawkeye-Maschinen in der Luft ihre Informationen bezogen. Williams setzte sich an das Kopfende des Saals, sodass er dem Chaos den Rücken zuwandte und auf eine große Wand mit strahlend blauen Flachbildschirmen sah, die eine Übersicht über die Gefahren bot, welche der Decatur zur See, zu Land und aus der Luft drohten.
    Als Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse war die Decatur mit einem Aegis-Kampfsystem ausgestattet, das die Radarund Sonarsysteme des Schiffes mit seinen Raketenbatterien verband. Das Aegis-System konnte simultan eine Vielzahl von Flugzeugen und Schiffen überwachen und sie als feindlich, freundlich oder unbekannt kennzeichnen. Im Fall eines offenen Kriegszustandes konnte man das System auf Vollautomatikmodus schalten, sodass es alle Waffen des Schiffes
kontrollierte. Neben den Cruisemissiles war die Decatur bestückt mit Boden-Luft-Raketen, Seezielflugkörpern, Anti-U-Boot-Raketen und -Torpedos, einem Raketenwerfer und zwei 20-Millimeter-Maschinengewehren für die Nahverteidigung, sollten alle anderen Mittel scheitern. Mit dem Aegis-System in Vollautomatikmodus konnte die Decatur vermutlich ganz allein eine Blockade über Schanghai verhängen.
    Doch das Aegis-System war nicht auf Vollautomatikmodus geschaltet und dies war kein offener Kriegszustand. Williams wollte keinesfalls auf Provokationen und Bluffs überreagieren, die darauf abzielten, ihn zum ersten Schuss zu verleiten. Den Regeln für diesen Einsatz zufolge musste Williams nicht auf Anweisung warten, um schießen zu dürfen. Er war ermächtigt, als Erster loszuschlagen, falls seiner Meinung nach ein chinesischer Angriff unmittelbar bevorstand. »Der kommandierende Offizier ist dafür verantwortlich, sein Schiff im Falle eines Angriffs zu verteidigen oder im Falle der unmittelbaren Gefahr eines Angriffs«, lautete die Anweisung.
    Williams wünschte beinahe, die Regelungen wären genauer. Wenn die Chinesen die Decatur mit einem Erstschlag angriffen, würde er aufgrund dieser Anweisungen zutiefst an seiner Entscheidung zweifeln, nicht selbst als Erster angegriffen zu haben. Zudem waren die Chinesen stets aggressiver geworden, je weiter sich die Decatur ihrer Küste näherte.
    Einen ganzen Tag lang hatten zwei chinesische Fregatten das Schiff beschattet. Nun, da die Decatur nur noch fünfundfünfzig Kilometer von Schanghai entfernt war, waren zwei weitere Fregatten hinzugekommen. Sie gehörten der Jianwei-Klasse an und zählten somit zu den moderneren Schiffen
der chinesischen Flotte. Dennoch betrug ihre Größe nur ein Viertel der Größe der Decatur. Williams könnte sie leicht zerstören, vor allem mithilfe der F/A-18 der Reagan, die in der Luft kreisten, wie die Chinesen zweifellos wussten.
    Anders ausgedrückt waren die Fregatten nicht hier, um zu kämpfen. Dennoch wollte ihnen Williams keinen Vorwand bieten. Während der letzten Stunden hatte er sich nach Süden gewendet und die Geschwindigkeit auf fünfzehn Knoten gedrosselt. Die Decatur fuhr nun einen Kurs, der annähernd parallel zur Küste verlief, ohne sich dieser weiter anzunähern. Trotzdem hatten die chinesischen Boote die wiederholten Warnungen ignoriert, sich von der Decatur zurückzuziehen.
    Um die Lage zu verschlimmern, näherte sich die Decatur dem Schifffahrtsweg nach Schanghai, sodass sie gezwungen war, rund um Frachter und Öltanker zu navigieren. Während der letzten Stunden waren auch zivile chinesische Boote aufgetaucht. Motorboote, Fischkutter, und sogar Segelboote, alle mit gehisster chinesischer Flagge und Spruchbändern in Chinesisch und Englisch: »Verschwindet aus dem Ostchinesischen Meer, ihr Hegemonisten!« »Taiwan und China! Ein Volk, eine Nation!« »Fahr heim, US-Navy!«
    Williams erschien es unnötig provokant, so nahe an die Küste beordert zu werden. Aber offenbar ging es darum, zu provozieren. Vor zwei Tagen hatte Konteradmiral Jason Lee, der Kommandeur der Reagan, Williams und den anderen Kapitänen im Flottenverband des Flugzeugträgers gesagt, dass das Weiße Haus der chinesischen Regierung eine ernste Botschaft über die Risiken eines Abkommens mit dem Iran überbringen wolle.
    »Wir werden diesmal nicht nachgeben. Ganz nahe und persönlich, so will es der große Mann. Bringt sie zum Blinzeln.
Unser Nachrichtendienst sagt, dass dies die richtige Vorgehensweise

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