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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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durchtränkt von schwarzem Blut. Sein Herz beschleunigte und verlangsamte sich willkürlich – klopf, Pause, klopf, Pause, klopf-klopf-klopf-klopf. Offenbar ließ nun der Adrenalinrausch nach, der ihn durch die unmittelbaren Nachwirkungen der Folter getragen hatte. Vielleicht hatten die Schläge aber auch mehr Schäden angerichtet, als er erst dachte.
    Cao hielt hinter einem niedrigen gelben Betongebäude mit einer schweren Stahltür. Auf ein gesplittertes Holzschild
über der Tür hatte man die englischen Worte »Dumping House« in schwarzer Farbe gemalt. Dumping House? Wells fragte sich, ob er bereits vollkommen den Verstand verloren hatte, aber als er nochmals hinsah, war das Schild unverändert.
    Cao deutete auf das Gebäude. »Freunde drin. Christen.«
    Wells fragte sich, ob er seine eigenen, etwas verwirrten Glaubensansichten erwähnen sollte. Vermutlich war dies nicht der geeignete Zeitpunkt.
    Sobald Cao hupte, öffnete sich die Hintertür und ein Mann in schmutziger Kochschürze lief auf sie zu. Er sprach kurz mit Cao, ehe er nickte und wieder ins Haus rannte.
    Cao tippte auf seine Uhr. Es war vier Uhr nachmittags.
    »Eine Stunde. Wenn ich nicht zurück, dann Sie mit ihnen fahren. Nach Yantai …«
    »Yantai?« Wieder wurde Wells bewusst, wie wenig er dieses Land kannte.
    »Hat Boote.«
    »Ein Hafen.«
    »Ja. Hafen. Fünfhundert Kilometer. Provinz Shandong.«
    Jetzt verstand Wells, oder glaubte zumindest zu verstehen. Die Provinz Shandong – deren Name wörtlich »Östlich der Berge« bedeutete – erstreckte sich bis zum Gelben Meer in Richtung der koreanischen Halbinsel. Sie würden nach Südkorea flüchten.
    »Sie bringen Sie auf Boot. Sie fahren.«
    »Nach Korea?«
    »Ja. Korea.« Caos Lippen verzogen sich zu einem feinen Lächeln. »Gut darauf achten, dass nicht Nordkorea.« Dann griff er in seine Tasche und gab Wells eine kleine 22er Pistole mit kurzem Lauf.
    Wells zog den Schlitten zurück. Die Waffe war bereits geladen.
Für Entfernungen über zehn Meter war sie zu ungenau, aber immer noch besser als gar nichts.
    Zwei Männer kamen aus dem Dumping House und trotteten zum Jeep herüber.
    »Ruhen Sie«, sagte Cao.
    »Viel Glück, Cao. Vaya con Dios.« Wells streckte ihm die Hand entgegen, die Cao ungeschickt schüttelte. Dann griff dieser an Wells vorbei nach der Tür und öffnete sie. Die Männer halfen ihm beim Aussteigen, wobei sie unter seinem Gewicht schwankten. Wells fühlte kaum den Boden unter den Füßen, als steckten seine Beine in Skischuhen, die vom Knöchel bis an die Hüfte reichten. Während Cao im Rückwärtsgang aus der Gasse rollte, führten ihn die Männer zur Tür.
     
    Jenseits der Tür fand sich Wells in einer geschäftigen Küche wieder. Zwei Frauen und zwei Jungen im Teenageralter formten Mehlklöße, wobei ihre Hände flink über die Teigbälle huschten, sie formten und glätteten, ehe sie zum Nächsten weitergingen. Jetzt verstand Wells das Zeichen. Das Dumping House war in Wirklichkeit ein »Dumpling House«, mit Mehlklößen als Spezialität.
    Als die Männer Wells losließen, gaben seine Beine nach, und er wäre beinahe gestürzt. Eine der Frauen schrie auf, während ihn die beiden Männer erneut packten und in einen Lagerraum neben der Küche führten. Nachdem sie ihn abgesetzt hatten, gingen sie. Wells versuchte, ein wenig zu ruhen, aber sobald er die Augen längere Zeit schloss, überfiel ihn wieder Übelkeit. So konzentrierte er sich auf den Raum, sah sich ein Regal nach dem anderen an und spähte prüfend in die Körbe mit Gemüse und Gewürzen und die Gläser mit grünem Tee.

    Einige Minuten später – Wells konnte nicht abschätzen, wie viel später – kamen die Frauen mit einem Kessel mit kochendem Wasser, einer Suppenschüssel und einer großen Einkaufstasche herein. Wortlos sah Wells zu, wie sie alles, was man für kleinere chirurgische Eingriffe brauchte, aus der Tasche holten: zwei kleine braune Plastikflaschen, eine Wasserflasche, Scheren, ein kleines Messer, eine Tube irgendetwas, das wie eine antibakterielle Salbe aussah, eine Rolle medizinisches Klebeband und ein halbes Dutzend reiner weißer Tücher. Die dünnere, größere der beiden Frauen mit dem grau durchzogenen Haar legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    Währenddessen hob die kleinere, kräftigere der beiden Frauen eine Schüssel Suppe an Wells’ Lippen. Er schlürfte jeweils ein paar Tropfen. Hühnersuppe mit ein paar Stücken weicher Karotte. Flüssige Freundlichkeit. Obwohl sich

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