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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Blut zu beflecken, das sich auf dem Boden gesammelt hatte, griff nach den Schlüsseln in Fengs Jacke und schloss Wells’ Handfesseln auf. Wells konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er lehnte sich gegen eine Wand, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.
    »Sie jetzt mein Gefangener«, sagte Cao. »Sie bleiben ruhig. Verstanden?«
    Wells nickte, während er sich bereits die Hose anzog. Selbst die geringste Berührung des Stoffes auf seinen von Blutergüssen übersäten, angeschwollenen Beinen brannte wie Feuer. Er versuchte, das grüne T-Shirt überzuziehen, konnte jedoch seine Arme nicht über den Kopf heben. Während er wegen des scharfen Schmerzes seiner gebrochenen Rippen fluchte, breitete sich in ihm ein pochender Druck aus, der von Minute zu Minute anstieg. Vermutlich hatte er innere Blutungen.
    Cao zog Wells das T-Shirt vorsichtig über den Kopf. Dann fesselte er Wells die Hände hinter dem Rücken und schob ihn vorwärts. Die beiden Männer wählten ihren Weg so sorgfältig auf dem mit Blut und Hirn befleckten Boden wie Kinder, die über Risse im Bordstein stiegen. Und nicht zum ersten
Mal fragte sich Wells, warum er am Leben bleiben durfte, und welchen Preis er dafür würde bezahlen müssen.
     
    Cao schob die Tür auf. Der kurze Betongang dahinter endete an einer weiteren Stahltür. Nachdem Cao auf der digitalen Tastatur ein paar Ziffern gedrückt hatte, sprang auch die zweite Tür auf. Durch einen fensterlosen Korridor gingen sie zu einer Doppeltür, an der ein Wächter in Zivilkleidung saß. Cao sagte ein paar Worte zu ihm, der Wächter nickte und öffnete das Tor. Während sie hindurchschritten, deutete Cao auf die Zelle, in der Wells festgehalten worden war, zeigte auf seine Uhr und sagte etwas in scharfem Tonfall. Wells vermutete, dass er den Wächter davor warnte, die Zelle zu betreten. Vermutlich musste er nicht viel erklären. Generäle mussten das nur selten.
    Und dann standen sie draußen im Dunst Pekings. Wells hatte das seltsame Gefühl, sich auf einem Studiogelände zu befinden. Wenn er um die nächste Ecke bog, würde er innerhalb einer Sekunde von New York nach Paris reisen. Seiner Vermutung nach war dies das Zentrum einer Militärbasis außerhalb der Stadt. In Wirklichkeit waren sie immer noch mitten in Peking, und das unauffällige Gebäude hinter ihnen konnte eine billig errichtete, zweigeschossige Grundschule aus Stahlbeton sein. Wells hörte sogar in nicht allzu großer Entfernung Kinderstimmen. Nur das Wächterhaus am Eingangstor und der Stacheldraht auf der Außenmauer des Komplexes verwiesen auf den wahren Zweck des Bauwerks.
    Cao half Wells in einen Jeep, der vor der Eingangstür geparkt war. Dann rollten sie zu dem schweren schwarzen Tor der Einfahrt, wo ein uniformierter Soldat aus dem Wächterhaus sprang und zu ihnen herübertrottete. Er deutete auf
Wells, aber noch ehe er ein Wort sagen konnte, begann Cao zu brüllen. Auch wenn er kein Wort Chinesisch verstand, begriff er, dass Cao den Soldat in die Schranken wies, weil er es gewagt hatte, ihm überhaupt eine Frage zu stellen. Der Soldat gab Fersengeld und stieß das Tor mit beinahe komisch wirkender Geschwindigkeit auf.
     
    Fünf Minuten später lenkte Cao den Wagen in eine Nebenstraße, wo er Wells die Handschellen abnahm.
    »Was wird mit dem Kind geschehen, das mir den Flash Drive gegeben hat?« Wells wollte um jeden Preis hören, dass es dem Kind gut ging.
    »Dem Kind?«
    »Dem Jungen. In der Verbotenen Stadt.«
    »Ihm nichts passieren. Er weiß nichts. Ich ihm fünfzig Yuan gegeben, gesagt, dass er Spiel spielen soll«, sagte Cao.
    Wells senkte den Kopf. Er wollte sich ausruhen, fürchtete jedoch, was er sehen würde, sobald er die Augen schloss.
    »Keine andere Möglichkeit«, sagte Cao. »Wir haben Spion in Ihrer Botschaft. Wussten, dass Sie kommen.«
    Wells verstand. Cao hatte erfahren, dass die Volksbefreiungsarmee seine Nachricht an die Botschaft abgefangen hatte. Er wusste, dass man jede von der CIA geschickte Person am vereinbarten Treffpunkt verhaften würde. Allerdings würde niemand danach seine Anwesenheit im Gefängnis als Begleiter von Li hinterfragen.
    Dennoch war Wells nicht klar, wie Cao und er entkommen sollten. Sobald man die Leichen im Verhörraum fand, würde ganz China nach ihnen fahnden. »Warum sind Sie nicht einfach übergelaufen?«, sprach Wells seine Gedanken laut aus. Seiner Ansicht nach hatte er durch seine gebrochenen Rippen das Recht, diese Frage zu stellen.

    »Ich wusste nichts von

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