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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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weiterfuhr, wurde die Straße allmählich ruhiger, was ein Segen war. Zusätzlich kühlte die eindringende Nachtluft den Hohlraum. Vermutlich versuchten sie ihr Glück auf der Schnellstraße, sagte Cao. Dadurch dass sie nun die Provinz Shandong erreicht hatten, hatte die Gefahr abgenommen.
    »Aber warum hat Li nicht alle Straßen gesperrt?«, fragte Wells. »Warum hat er nicht eine landesweite Ausgangssperre verhängt?«
    Caos Erklärung überstieg seine Englischkenntnisse, aber schließlich verstand Wells, was er meinte: Li fürchtete sich davor, dem Ständigen Ausschuss mitzuteilen, dass Cao übergelaufen war. Cao war Lis engster Vertrauter. Ein Verrat Caos würde auch ihm angelastet werden. Lis Gegner könnten diese Information verwenden, um Lis Griff nach der Macht zu vereiteln, die noch auf wackeligen Beinen stand.
    Ohne Zustimmung des Ständigen Ausschusses konnte Li jedoch keine allgemeine Ausgangssperre über ganz China verhängen. Deshalb waren die Straßen immer noch offen. Li musste auf die Straßensperren vertrauen, um sie zu fassen, und auf die Marine, sofern es ihnen irgendwie gelang, das Gelbe Meer zu erreichen.
    »Das heißt, es gibt ein Fenster.«
    »Ja. Fenster.«
    In diesem Wissen schloss Wells beunruhigt die Augen. Er
versuchte, sich vorzustellen, was geschehen würde, sobald er die Papiere übergab und erklärte, was sie bedeuteten. Das Finanzministerium würde die Konten der Banco Delta Asia mit den Konten von Kowalski in Zürich und Monte Carlo in Verbindung bringen. Das Pentagon würde dem Außenministerium das Geständnis des russischen Spetsnaz Sergej übergeben, den Wells in der Höhle gefangen genommen hatte.
    Dann würde der amerikanische Botschafter Lis Feinde im Ständigen Ausschuss um ein Geheimtreffen ersuchen. Dabei würde er Minister Zhang den Beweis für Lis Machenschaften präsentieren.
    Zhang und die übrigen Mitglieder des Ausschusses würden wissen, dass sie handeln mussten. Sie würden wissen, dass sich die Welt auf die Seite der USA stellen würde, sobald Chinas Unterstützung für die Taliban an die Öffentlichkeit gelänge. Immerhin kämpften in Afghanistan nicht nur amerikanische Soldaten gegen die Taliban. Durch die Unterstützung der Aufständischen hatte China eine kriegerische Handlung gegen die NATO begangen.
    Zhang würde nicht allzu viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn er und die anderen Feinde Lis im Ausschuss suchten ohnehin nur nach einem Vorwand, um Li zu stürzen. Und dies war ein ausgezeichneter Vorwand. Es würde ihnen auch gewiss nichts ausmachen, dass er ihnen von den USA zugespielt worden war.
    Zum ersten Mal gestattete sich Wells, daran zu glauben, dass sie tatsächlich aus diesem Chaos herauskommen könnten. Er presste die Hände vor seinem Gesicht zusammen. Here’s the church and here’s the steeple. Open the door and there’s the people. Exley und er würden weder eine kirchliche Hochzeit feiern, noch in einer Moschee heiraten. Sie würden ins
Rathaus gehen, und es kurz und schmerzlos hinter sich bringen. Exley liebte es kurz und schmerzlos …
    Er wusste, dass sich seine Gedanken selbstständig machten. Aber das war ihm gleichgültig, denn es besänftigte die quälenden Schmerzen in seinem Bauch. Und so trieb er dahin, schlief immer wieder ein, wachte auf und trieb weiter. Und die ganze Zeit über rollte der Lieferwagen vorwärts.
    Schließlich verließ der Lieferwagen die Schnellstraße und passierte einige enge Serpentinen, die stiegen und fielen. Man konnte dies kaum Berge nennen, wohl eher ausgewachsene Hügel. Als der Lieferwagen eine Kurve zu schnell nahm und sein linkes Hinterrad für einen kurzen Moment den Halt auf der Straße verlor, wachte Wells schlagartig auf.
    »Shandong«, erklärte Cao. »Nebenstraßen.«
    »Wie lange noch?«
    Cao ließ seine Uhr aufleuchten: 00:45. »Eine Stunde, vielleicht zwei. Nicht mehr.«
    In Washington war es nun 13:15, dachte Wells. Der Angriff auf die Decatur war vor ungefähr zwölf Stunden erfolgt. Er fragte sich, ob es Exley gelungen war, Duto und das Weiße Haus zu überreden, nichts zu unternehmen. Gewiss würde sich der Präsident heute Abend in einer Ansprache an das Volk wenden, und Politiker beider Lager würden ihn drängen zu handeln. Himmel. Bisher hatte er nicht an die Möglichkeit gedacht, dass sie es bis nach Südkorea schaffen und dennoch zu spät kommen könnten.
     
    Dann bremste der Lieferwagen abrupt ab, sodass er in seinen Federn vorwärtsschwankte … … und hielt

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